![Explosion in ukrainischer Einberufungsstelle – Mindestens ein Todesopfer](https://mf.b37mrtl.ru/deutsch/images/2025.02/thumbnail/679e6ee9b480cc042931e208.jpg)
Musterungsbehörden werden für Ukrainer zu Verkörperung des Bösen
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Von Andrei Restschikow
In der Ukraine setzt sich die Serie von Anschlägen auf Musterungsbehörden fort. Am 5. Februar kam nach vorläufigen Angaben bei einer Explosion in der Musterungsbehörde im westukrainischen Kamenez-Podolski eine Person ums Leben, vier weitere wurden verwundet.
Die Überfälle auf Musterungsbehörden begannen Ende vergangenen Jahres. Mitte Dezember ereignete sich eine Explosion bei der Zentrale in der Stadt Dnjepropetrowsk (Dnjepr). Unter den Verletzten waren Polizisten und Militärangehörige. Am 1. Februar gab es einen ähnlichen Angriff auf die Musterungsbehörde der Stadt Rowno.
Am selben Tag erschoss ein Mann in der Stadt Pirjatin im Gebiet Poltawa einen Mitarbeiter der Musterungsbehörde. Als Motiv wurde der Wunsch des Angreifers angeführt, seinem Bekannten zu helfen, sich der Mobilmachung zu entziehen. Einen Tag später detonierte ein Sprengsatz bei der Musterungsbehörde in Pawlograd im Gebiet Dnjepropetrowsk. Insgesamt gab es seit Jahresbeginn neune Anschläge in oder in der Nähe von Musterungsbehörden, meldete am 5. Februar das Oberhaupt der ukrainischen Polizei, Iwan Wygowski.
Mitarbeiter von Musterungsbehörden verfügen über weitreichende Befugnisse und können Einberufungsbescheide zu jeder Uhrzeit und überall austeilen. Sie haben das Recht, einen Menschen gewaltsam zu einer ärztlichen Untersuchung zu bringen, um ihn danach an die Front zu schicken. In jüngster Zeit erschienen mehrere Meldungen, wonach die ukrainische Regierung plant, Mitarbeitern von Musterungsbehörden das Recht auf Schusswaffengebrauch gegen Menschen zu gewähren, die sich einer Aushändigung des Einberufungsbescheids widersetzen.
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In ukrainischen sozialen Netzwerken erscheinen täglich Videos, auf denen zu sehen ist, wie Mitarbeiter von Musterungsbehörden Menschen an öffentlichen Plätzen einfangen. Einige Fälle erhielten eine starke gesellschaftliche Resonanz. Im Dezember 2024 erschien im Netz ein Video, wie die Rekrutierer bei Wyschgorod in Kiew den Innenraum eines Autos, in dem sich vermutlich ein Wehrpflichtiger befand, mit einem unbekannten Gas anfüllen und daraufhin anzünden.
Vor diesem Hintergrund meldete Wladimir Selenskij die ukrainischen Verlustzahlen seit dem Beginn der russischen Militäroperation. Seiner Behauptung zufolge handele es sich um 45.000 Tote und 390.000 Verwundete. Diese Zahl unterscheidet sich von Angaben des US-Präsidenten Donald Trump, der anmerkte, dass das ukrainische Militär in den Jahren des Konflikts 400.000 Militärangehörige verloren habe. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums kamen allein im Gebiet Kursk über 57.000 ukrainische Soldaten ums Leben.
Wie das ukrainische Nachrichtenportal Strana dazu berichtet, meldete Selenskij zu Beginn des Jahres 43.000 Tote. Damit hat die Anzahl der Toten in knapp zwei Monaten um 2.100 Menschen zugenommen, und die täglichen Verluste des ukrainischen Militärs belaufen sich nach Kiews Logik auf 36 Mann pro Tag beziehungsweise etwa 1.000 pro Monat. Was die Verwundeten angeht, kommen, wenn man Selenskij glaubt, monatlich etwa 10.000 neue hinzu.
"Ausgehend von diesen Zahlen ist nicht ganz klar, weshalb das ukrainische Militär Probleme mit der Mobilmachung haben soll, von denen das Armeekommando vor Kurzem berichtete", heißt es in der Publikation. Nach Angaben der Werchowna Rada verpflichten sich beim ukrainischen Militär monatlich 15.000 bis 20.000 Freiwillige, was Selenskijs Verluststatistik um das Anderthalb- bis Zweifache übersteigt.
Indessen befindet sich in der Ukraine die Ausarbeitung einer Reform zur "freiwilligen" Mobilmachung von jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren bereits im finalen Stadium. Kiews westliche Verbündete haben seit Langem darauf gedrängt. Zudem häufen sich in den jüngsten Monaten in der Ukraine die Fälle von Desertionen. Vergleicht man deren Anzahl mit der offiziellen Stärke des ukrainischen Militärs, ergibt sich, dass diese Fälle mindestens jeden fünften Soldaten betreffen.
Experten äußern mehrere Vermutungen, wieso die Musterungsbehörden zum Hauptziel von Anschlägen geworden sind. Der Militärexperte Boris Dscherelijewski merkt an, dass die ukrainischen Medien vor allem von einer angeblichen Beteiligung von russischen Geheimdiensten sprechen.
"Diese Versionen sind kaum haltbar aus dem Grund, dass es einfacher wäre, die Musterungsbehörden mit Drohnen zu zerstören. Ihre Standorte sind gut bekannt. Würde sich Russland eine solche Aufgabe stellen und den Kampf gegen 'Menschenfänger' beginnen, erhielte es Zuspruch von der ukrainischen Bevölkerung", vermutet der Experte.
Dscherelijewski hält auch die Version, wonach sich die einfachen Ukrainer für ihre zwangsrekrutierten toten Verwandten rächen, für unwahrscheinlich. "All diese Aktionen sind gut organisiert, hinter ihnen stecken Profis. Ich denke, hinter den Explosionen stecken ukrainische Geheimdienste", vermutete er. Solche Provokationen könnten "die Hand des Kremls" und jeglichen Widerstand gegen die Mobilmachung gewissermaßen gleichsetzen, erklärte der Experte.
"Wenn man also gegen die Mobilmachung eintritt, steht man damit faktisch aufseiten Russlands. All das geschieht im Vorfeld der Herabsetzung des Mobilisierungsalters. Die Bekämpfung von Saboteuren liefert den Vorwand, die Schrauben anzuziehen und faktisch eine Militärdiktatur einzuführen", fügt Dscherelijewski hinzu.
Seinerseits schließt Andrei Koschkin, Inhaber des Lehrstuhls für politische Analyse und sozialpsychologische Prozesse der russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität, nicht aus, dass sich die Ukraine auf die Präsidentschaftswahlen vorbereitet, in deren Vorfeld "immer die Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit" beginnt.
Nach Koschkins Einschätzung würde die Erteilung des Rechts auf Schusswaffengebrauch für Mitarbeiter der Musterungsbehörden die Spannungen unter den Ukrainern nur noch verstärken. "Diese Maßnahmen werden nicht dazu beitragen, die gesellschaftliche Lage zu normalisieren, sondern noch mehr Verbitterung und Widerstand hervorrufen. Dies könnte zu weiteren Tragödien führen", meint der Experte.
Laut Dscherelijewski bleiben der Regierung keine weiteren Mittel außer dem Terror, um eine Diktatur einzurichten: "Zuvor gab es noch Lügen, doch inzwischen glaubt niemand mehr Selenskijs Regierung. Dabei behaupten die vom Präsidialamt kontrollierten Medien, dass es der Oberbefehlshaber des ukrainischen Militärs Syrski sei, der um die Erlaubnis für die Mitarbeiter von Musterungsbehörden bittet, auf 'Wehrdienstverweigerer' zu schießen. Doch ich denke, er wird von vornherein zu einem Sündenbock gemacht."
Die Experten sind sich einig, dass in der ukrainischen Gesellschaft ein erbitterter Hass gegen die Musterungsbehörden entstanden ist. Menschen in Uniform werden als eine Bedrohung, das ukrainische Militär als eine repressive Struktur angesehen. All das könnte dazu führen, dass die Mitarbeiter von Musterungsbehörden nach dem Ende der Militäroperation aus dem Land fliehen müssen, um der Rache ehemaliger Soldaten zu entgehen.
"Im Januar unterzeichnete Syrski den Befehl, etwa 50.000 Militärangehörige aus sämtlichen Waffengattungen zur Infanterie zu versetzen, darunter Mitarbeiter von Musterungsbehörden. Das Präsidialamt versucht sie zu ermuntern, besser zu arbeiten. Jene, die den Plan nicht erfüllen, werden an die Front geschickt. In diesem Fall geht für sie eine Bedrohung von den eigenen Kameraden aus. Eine Kugel in den Rücken ist für sie ein reales Ende", vermutet Dscherelijewski.
"Zusätzlich herrschen in der Ukraine große Sorgen wegen der beständigen Erfolge der russischen Streitkräfte. Diese Information sickert trotz der Arbeit der ukrainischen Propaganda durch. Und schon jetzt ist es die Arbeit der Musterungsbehörden, die für die größte Verärgerung sorgt, weil sie als Höchstform des Übels angesehen werden", fügt Koschkin hinzu.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst veröffentlicht bei der Zeitung "Wsgljad" am 6. Februar.
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