China versetzt dem Handel mit US-Energieressourcen einen Schlag
Von Olga Samofalowa
China hat auf Trumps Handelskrieg mit der Verhängung von Zöllen auf amerikanische Energieressourcen reagiert. So wird ein 15-prozentiger Zoll auf Flüssiggas und Kohle aus den USA und ein zehnprozentiger Zoll auf Rohöl und landwirtschaftliche Geräte erhoben. Die Maßnahme erfolgte, nachdem die Trump-Administration einen zusätzlichen zehnprozentigen Zoll auf alle Einfuhren chinesischer Waren in die USA verhängt hatte.
Bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump gab es einen ähnlichen handelspolitischen Schlagabtausch zwischen den USA und China. Damals stoppte Peking die US-LNG-Lieferungen von 2018 bis Februar 2020.
"In diesem Zeitraum wurde das US-LNG auf die Märkte der asiatischen Nachbarländer umverteilt, wo die Preise höher waren als in Europa. Aus diesem Grund gelangte das LNG damals nicht nach Europa, sondern blieb in Asien und wurde nach Japan und Südkorea geliefert. Nun sind die Preise auf dem asiatischen und dem europäischen Markt in etwa gleich, sodass davon ausgegangen werden kann, dass ein Teil des amerikanischen LNG auf den europäischen Markt gelangt und dort andere Anbieter verdrängt. Dies gilt beispielsweise für den verbleibenden Anteil an katarischem Erdgas. Katarisches LNG könnte wiederum nach China umgeleitet werden", argumentiert Igor Juschkow, Experte der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation und des russischen Nationalen Energiesicherheitsfonds.
Bereits zuvor hatte Katar große Mengen LNG von Europa nach Asien umgeleitet, da die Logistik für die Belieferung des europäischen Marktes aufgrund des Ausfalls der kurzen Route durch den Suezkanal (aus Furcht vor Huthi-Angriffen) komplizierter und teurer wurde. Geringe Mengen an LNG verblieben jedoch in Europa.
Dabei liefern die USA nur geringe LNG-Mengen nach China. Im vergangenen Jahr wurden von den von China importierten 77 Millionen Tonnen nur 4,3 Millionen Tonnen US-LNG verschifft. Daher kann China die ausfallenden Mengen auch problemlos ersetzen, zum Beispiel durch australisches Gas. Gleichzeitig wird US-LNG zum Teil nach Europa geliefert und möglicherweise australische Lieferanten auf den japanischen und koreanischen Gasmärkten verdrängen, glaubt Juschkow.
Die Lieferung von US-amerikanischem LNG an die EU und die lateinamerikanischen Länder wird angesichts der zu entrichtenden Zölle rentabler sein als jene an China, meint Alexander Frolow, der stellvertretende Generaldirektor des Nationalen Energieinstituts und Chefredakteur des Branchenmediums "InfoTEK". Seiner Meinung nach dürfte dies jedoch keinerlei Auswirkungen auf das Volumen der LNG-Exporte aus den USA haben.
Auch China werde den Ausfall dieser Gaslieferungen problemlos überstehen. Selbst wenn China diese sechs bis zehn oder sogar alle 20 Milliarden Kubikmeter Gas nicht bekäme, würde dies für das Land nicht zu einem Problem in Form eines Engpasses an Energieressourcen werden, sagt Frolow. "Schließlich kann China seinen Bedarf durch eine Steigerung der Kohleproduktion decken, wenn nicht genügend Gas zur Verfügung steht. Das haben wir bereits im Jahr 2022 beobachtet, als chinesische Unternehmen ihre Gaseinkäufe auf ein Minimum reduzierten – weil das Gas teurer war", ergänzt Frolow.
Er stellt fest, dass allein eine Erhöhung der Liefermengen durch die "Power of Siberia"-Pipeline von 31 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2024 auf 38 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2025 ausreicht, um den Verlust der von China aus den USA importierten Gasmenge (sechs Milliarden Kubikmeter pro Jahr) vollständig zu kompensieren. Es handelt sich um einen geplanten Anstieg der russischen Gaslieferungen: Die "Power of Siberia"-Pipeline wird in diesem Jahr ihre maximale Zielmenge erreichen. "Ein weiterer Punkt betrifft die Tatsache, dass China ein wachsender Markt ist, sodass das Land wahrscheinlich gezwungen sein wird, mehr Gas aus zentralasiatischen Ländern oder LNG aus Katar zu erwerben", fügt Frolow hinzu.
Die Konfrontation zwischen den USA und China im Erdgassektor könnte für Russland von Vorteil sein – das Land verhandelt seit Langem mit Peking über den Abschluss eines Vertrags über den Bau der "Power of Siberia-2"-Gaspipeline mit einem Liefervolumen von 55 Milliarden Kubikmetern Gas.
"Jede Konfrontation zwischen den USA und China ist für Russland von Vorteil. Und wie diese Geschichte zeigt, werden die Amerikaner weiterhin Druck auf China ausüben, unabhängig davon, ob der US-Präsident ein Republikaner oder ein Demokrat ist.
Deshalb muss China vorausschauend darüber nachdenken, dass die USA in Zukunft eine Rohstoffknappheit gegen China organisieren könnten. Aus diesem Grund sollte das Land mit Russland einen Handelskontrakt bezüglich der 'Power of Siberia-2'-Gaspipeline unterzeichnen – und zwar schon jetzt. Denn der Bau der Pipeline wird mehrere Jahre dauern, und es wird noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, um nennenswerte Gasliefermengen zu erreichen", meint Igor Juschkow.
Aber auch die Öllieferungen aus den USA nach China weisen einen geringen Umfang auf: 9,6 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr bei einem Gesamtimport von 553,5 Millionen Tonnen.
Für China, das täglich elf Millionen Barrel importiert, seien die Ölimporte aus den Vereinigten Staaten – die lediglich sechs Millionen Barrel pro Monat liefern – nicht von großer Bedeutung, so Frolow.
China wird keine Probleme haben, diese Liefermengen zu ersetzen. "Die USA beliefern ausländische Märkte hauptsächlich mit schwefelarmem Leichtöl, bei dem es sich eigentlich um Gaskondensat handelt, und es gibt viele solcher Ölsorten auf dem Markt, sodass China das US-Öl ohne größeren Schaden für sich selbst ersetzen kann", erläutert Juschkow. Ein Preisanstieg bei diesen Ölsorten wird Russland – das China mit ESPO-Öl beliefert – zugutekommen, da der Preis für dieses Öl ebenfalls steigen wird. Auch die US-amerikanischen Öllieferanten werden sich neu ausrichten und ohne Weiteres neue Absatzmärkte finden.
"Das Hauptproblem für den Ölmarkt besteht darin, dass eine Verschärfung der globalen Handelskriege, auch zwischen den USA und China, den globalen Handel und die Industrie zum Erliegen bringen könnte. Steigende Produktionskosten verursachen Absatzschwierigkeiten, was wiederum zu einem Rückgang der Produktion und des Warentransports führt. Das wiederum bewirkt, dass der Verbrauch von Energie und insbesondere von Erdölprodukten zurückgeht. Nimmt diese Entwicklung größere Ausmaße an, kommt es zu einem Überangebot an Öl auf dem Markt und die Preise werden fallen. Wenn die Ölpreise fallen, werden viele Förderprojekte in den USA unrentabel und die Ölförderung wird reduziert. Dabei wird die Ölförderung in den USA sogar dann zurückgehen, wenn der Ölpreis auf 60 bis 65 US-Dollar pro Barrel fällt. Und je mehr der Preis fällt, desto mehr Förderprojekte in den USA werden unrentabel", prognostiziert der Experte des russischen Nationalen Energiesicherheitsfonds.
Auch was die Kohlelieferung anbelangt, sind die USA für China kein maßgeblicher Kohleanbieter. Im vergangenen Jahr importierte Peking 12,1 Millionen Tonnen Steinkohle aus den USA – das entspricht lediglich drei Prozent der gesamten Kohleeinfuhren Chinas von 352 Millionen Tonnen.
"Dies könne jedoch für Russland von Vorteil sein, wenn die Amerikaner den Markt für russische Kohle freimachen, deren Preise bei einer Lieferung an den chinesischen Markt steigen würden", gibt Juschkow zu bedenken.
"Viele Kohleunternehmen in Russland sind unrentabel geworden: Früher haben sie Kohle nach Europa geliefert, aber das ist seit 2022 verboten. Es gibt gewisse Schwierigkeiten beim Kohleabsatz, und der Kohlepreis sinkt", fügt der Experte hinzu.
"Chinas Außenhandelsmaßnahmen lassen sich nicht als hart bezeichnen: Die zehnprozentigen Zölle auf Kohleimporte kommen nicht einmal annähernd einem Totalverbot für Kohleimporte aus Australien gleich. Ein solches Verbot wurde in China 2021–2022 verhängt und kostete Australien den Status des größten Kokskohlelieferanten für den chinesischen Markt (diese Nische wurde von der Mongolei übernommen)", sagt Sergei Tereschkin, Geschäftsführer von Open Oil Market, einem Marktplatz für Ölprodukte und Rohstoffe.
Ihm zufolge bedeutet der Zollsatz von zehn Prozent, dass die Kohlelieferanten lediglich ein Zehntel der Kosten für die Rohstofflieferungen nach China zu zahlen haben. Darüber hinaus wird auch die allgemeine Preisstabilisierung auf den Rohstoffmärkten eine Rolle bei der Minimierung der Zollabgaben spielen. So lag der Durchschnittspreis für Kraftwerkskohle in Ostasien im Jahr 2024 bei 136 US-Dollar pro Tonne – mehr als halb so hoch wie im Jahr 2022 (345 US-Dollar pro Tonne).
Ein weiterer wichtiger Punkt: Diese Eskalation der Konfrontation könnte sowohl zu neuen gegenseitigen "Handelsschlägen" zwischen den USA und China führen als auch zu einem "Waffenstillstand" und der Aufhebung der derzeit von beiden Seiten erhobenen Zölle. Immerhin ist es Trump bereits gelungen, Kanada und Mexiko zu einer Einigung zu bewegen: Der Handelskrieg ist aufgeschoben.
"Das ist Trumps Vorgehensweise bei Verhandlungen. Er setzt zunächst auf Einschüchterung und Zölle, weil er glaubt, dass dies seine Verhandlungsposition stärken wird, und erst dann schlägt er Verhandlungen vor. Nach Trumps Ansicht sollten Verhandlungen aus einer Position der Stärke heraus geführt werden. Daher ist es möglich, dass er mit China auf dieselbe Weise wie mit Mexiko und Kanada verhandeln wird. Die Korrektur des derzeitigen Handelsungleichgewichts zwischen den USA und China wird jedoch äußerst schwierig sein. Trotz der bereits verhängten Zölle fließen weiterhin chinesische Waren im Wert von Hunderten Milliarden US-Dollar in die USA. Und es ist völlig offen, wie das Handelsungleichgewicht zugunsten der USA korrigiert werden kann."
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 5. Februar 2025 zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen.
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