Wie Trumps Sieg den globalen Öl- und Erdgasmarkt beeinflussen wird
Von Olga Samofalowa
Donald Trump verspricht, die Förderung fossiler Brennstoffe in den USA durch eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren für Bohrungen auf Bundesland und den Bau neuer Erdgaspipelines zu fördern. Laut seiner Ankündigung wird er Ölbohrungen im Arctic National Wildlife Refuge in Alaska wieder zulassen. All dies wurde vom demokratischen Präsidenten Joe Biden in seinen ersten Erlassen untersagt.
Außerdem verspricht Trump, die USA aus dem Pariser Klimaabkommen wieder herauszuholen, das auf eine Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen abzielt. Unter der Präsidentschaft Bidens, der eine "grüne" Agenda propagierte, traten die USA diesem Abkommen wieder bei.
Trump ist bereit, die verstärkte Kernenergieproduktion zu unterstützen.
Er würde auch Bidens Mandat für die Elektrofahrzeugproduktion und andere Maßnahmen zur Verringerung der Kfz-Emissionen rückgängig machen.
Nach Trumps Aussagen müssen die USA ihre Energieproduktion erhöhen, um bei der Entwicklung von viel Energie verbrauchenden Systemen der künstlichen Intelligenz wettbewerbsfähig zu sein.
"Man sollte die Rolle des US-Präsidenten in der Frage des Fördervolumens im Land nicht überschätzen. Trump gilt als Befürworter der konventionellen Energie, und das trifft tatsächlich zu. Dennoch wird das Öl- und Erdgasfördervolumen in den USA in erster Linie von der Wirtschaft bestimmt: Wenn es rentabel ist, werden die Amerikaner bohren", sagt Igor Juschkow, Experte des Nationalen Energiesicherheitsfonds und der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation.
"In der Tat war der Anstieg der Ölproduktion in den USA ausschließlich unter den Demokraten zu verzeichnen, obwohl diese gegen konventionelle Energieressourcen sind. So hat es unter der Präsidentschaft von Barack Obama, der als der "grünste" Präsident betrachtet wird, einen enormen Fördermengenanstieg von Öl und Erdgas gegeben. Dies geschah jedoch nicht, weil er sie gefördert hat, sondern einfach, weil die Schieferrevolution mit seiner Präsidentschaft zusammenfiel. Auch unter der Präsidentschaft Bidens wurde die Förderung erheblich gesteigert, da die Nachfrage nach der Coronavirus-Pandemie wieder anstieg. Die USA haben mit einer Fördermenge von etwa 13,5 Millionen Barrel pro Tag einen neuen historischen Rekord erreicht“, erinnert Juschkow. Er rechnet daher nicht mit einem explosiven Ölförderanstieg unter der Präsidentschaft Trumps.
"Ich glaube nicht, dass es zu gravierenden Änderungen in der Ölpolitik kommen wird, da die Ölproduktion in den USA derzeit auf einem sehr hohen Niveau liegt. Ich denke, die Trump-Regierung wird sich in erster Linie auf die Reduzierung des Haushaltsdefizits konzentrieren, das bei etwa 7 Prozent liegt“, sagt Pawel Sewostjanow, amtierender Staatsberater der Russischen Föderation und Dozent am Lehrstuhl für Politische Analyse und soziale und psychologische Prozesse an der Plechanow-Universität.
"Die Rekord-Ölfördermengen in den USA haben sich bereits negativ auf die Ölpreise ausgewirkt, und die OPEC+ hat bisher beschlossen, ihre eigene Förderung bis Ende 2024 nicht zu erhöhen. In seiner neuen Präsidentschaftszeit könnte der Druck von Trump auf die OPEC+ wieder zunehmen. Es ist also durchaus realistisch, dass der Preis für die Ölsorte 'Brent' im nächsten Jahr – vor allem in der zweiten Jahreshälfte – bei 60 US-Dollar pro Barrel oder sogar darunter liegen könnte. Den Preisverfall könnten eine erneute Reduzierung der Ölfördermenge durch die OPEC+ und ein Anstieg der Ölnachfrage in China und Indien verhindern“, so Natalia Miltschakowa, leitende Analystin bei Freedom Finance Global.
Was die LNG-Exporte aus den USA angeht, so zeigen sich Biden und Trump eher solidarisch. "Man sollte nicht erwarten, dass Trump mit der Lizenzvergabe für den Bau von neuen LNG-Anlagen beginnt. Selbst wenn er zunächst die bisherige Verbotsregelung aufhebt, wird er in Zukunft selbst eine solche Beschränkung einführen. Denn die unkontrollierte Vergabe einer unendlichen Zahl von Lizenzen für den Bau neuer LNG-Anlagen wird schließlich dazu führen, dass der Erdgaspreis in den USA nach der Export-Netback-Formel bestimmt wird. In diesem Fall haben die Unternehmen die freie Wahl, das Erdgas auf dem heimischen Markt oder auf ausländischen Märkten zu verkaufen.
Derzeit ist das Erdgas auf dem US-Binnenmarkt eingeschlossen, was zu einem sehr harten Wettbewerb und niedrigen Preisen führt. An der US-Börse kostet Erdgas etwa 100 US-Dollar pro tausend Kubikmeter. Dank des billigen Erdgases, das wiederum billige Energie und billigen Dünger bedeutet, ist die US-Wirtschaft sehr wettbewerbsfähig. Aus diesem Grund locken die USA Unternehmen aus Asien und in den letzten Jahren auch aus Europa an. Und die Rückkehr des Produktionssektors in die USA passt zu Trumps Politik, Amerika wieder großzumachen“, erklärt Igor Juschkow.
Dabei handelt es sich um ein Bauverbot für neue LNG-Anlagen mit Lieferterminen nach 2030. Aktuelle Projekte sind im Bau, und in den Jahren 2027/2028 werden neue LNG-Mengen aus den USA erwartet.
Was bedeutet das alles für Russland?
Experten erwarten keine grundlegenden Änderungen für Russland. "Ich glaube nicht, dass die USA unter der Präsidentschaft [Trumps] die Sanktionen aufheben werden. Das erfordert kolossale politische Veränderungen. Trump wird die amerikanischen Interessen verteidigen. Es ist zu erwarten, dass er weiterhin den Weg für amerikanisches LNG freimachen wird, damit amerikanische Anlagen ausgelastet werden können.
Biden hat Sanktionen gegen neue russische LNG-Anlagen eingeführt, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Trump keine neuen Sanktionen gegen bereits in Betrieb befindliche LNG-Anlagen verhängen wird. 'Jamal-LNG' und die Sachalin-Anlage könnten ebenfalls unter Sanktionen fallen. Man sollte keine Illusionen haben und glauben, dass sich in dieser Frage etwas zum Positiven verändern wird“, so Igor Juschkow weiter.
Man könne aber damit rechnen, dass Trump Argumente habe, um die Sanktionsmaßnahmen gegen Russland zu bremsen. Sollte Trump beispielsweise tatsächlich die Finanz- und Militärhilfe für die Ukraine beenden, dann könnte auch der Konflikt zu Ende gehen, und dies könnte sowohl für die Europäer als auch für die Amerikaner ein Grund für die Aussetzung einer Reihe von Sanktionen werden, so der Finanzexperte.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 7. November 2024 zuerst auf der Zeitung Wsgljad erschienen.
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