"Dort herrscht ein vergiftetes Klima": Wissenschaftler aus Europa ziehen zunehmend nach Russland
Artjom Oganow, ein bekannter Wissenschaftler im Bereich der chemischen Kristallographie und Professor des Forschungszentrums Skoltech, der vor elf Jahren nach Russland zurückkehrte, nachdem er im Westen Karriere gemacht hatte und dort ein gefragter Wissenschaftler geworden war, veröffentlichte eine bezeichnende Nachricht auf seinem Telegram-Kanal:
"Heute ist ein Professor von einer der besten Universitäten Italiens zu meinem Labor hinzugekommen, er ist Italiener. Selbst eine berufliche Beförderung hat ihn nicht davon abgehalten. Vor zwei Tagen haben wir damit angefangen, einen anderen wunderbaren Wissenschaftler aus Luxemburg einzustellen, einen Russen, der seit vielen Jahren in Europa gearbeitet hat.
Vergangenen Monat wechselte eine hervorragende junge Wissenschaftlerin aus Deutschland als Professorin zu Skoltech. Selbst ein prestigeträchtiges Stipendium in Höhe von 1,5 Millionen Euro konnte sie nicht in Deutschland halten. Vor ein paar Monaten habe ich eine neue wunderbare Mitarbeiterin erhalten, die aus Deutschland zurückgekommen ist, um in meinem Labor zu arbeiten. Einige Monate zuvor war mein Student, der vor einigen Jahren für ein Postgraduiertenstudium nach Deutschland gegangen war, nach Russland zurückgekehrt… Und mehrere andere großartige Kollegen freuen sich darauf, nach Russland zurückzukehren."
Dieser Beitrag ist charakteristisch. Wie in der Russischen Akademie der Wissenschaften festgestellt wird, wandern immer mehr westliche Wissenschaftler nach Russland ab. Artjom Oganow zufolge seien viele seiner Kollegen wegen der Russophobie und ganz allgemein wegen des nicht gerade angenehmen Klimas im europäischen akademischen Umfeld, das dort in den letzten Jahren herrscht, zurückgekehrt. So erklärt Carlo Nervi, ein italienischer außerordentlicher Professor für Chemie an der Universität Turin und jetzt Gastprofessor bei Skoltech, in einem Gespräch mit der Zeitung Argumenty i fakty, dass einer der Gründe, die ihn veranlassten, nach Russland zu gehen, das hohe Niveau der russischen Wissenschaft war. Zu seinen weiteren Beweggründen für den Umzug sagt er:
"Das italienische Volk ist immer noch mit dem russischen Volk verbunden, wie die Plakate mit der Aufschrift 'Russland ist nicht mein Feind' in italienischen Städten zeigen. Leider sind wir in den letzten Jahren zum Ziel einer starken antirussischen Propaganda geworden, der nicht alle widerstehen konnten. Natürlich bleibt Italien in meinem Herzen, aber es hat sich dort ein giftiges, unvernünftiges und sinnloses Klima entwickelt. Seit vielen Jahren werden die Interessen der einfachen Menschen völlig ignoriert."
Dmitri Fjodorow, ein Wissenschaftler, der viele Jahre in Deutschland und Luxemburg an der Erforschung der Quantenmechanik beteiligt war und nun nach Russland zurückgekehrt ist, ist der Ansicht, dass der Rückwanderungsprozess der russischen Wissenschaftler gerade erst begonnen hat. Was noch bevorsteht, sei ihr Massenexodus aus den westlichen Ländern, ist er sich sicher. Russland werde dabei für westliche Wissenschaftler sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Gründen immer interessanter. Fjodorow erklärt:
"Erstens hat die europäische Forschung mit Problemen der Finanzierung zu kämpfen. Das macht sich besonders in Deutschland bemerkbar, wo die Budgets der Universitäten stark gekürzt wurden, und wenn Professoren in den Ruhestand gehen, werden ihre Abteilungen geschlossen, was aber nicht publik gemacht werden darf. Zweitens treiben die berüchtigten 'westlichen Werte' und die Politik der europäischen Staaten, die den Bestrebungen der Mehrheit ihrer Bürger zuwiderläuft, die denkenden Menschen ‒ die Mehrheit der Wissenschaftler ‒ aus der westlichen Gesellschaft hinaus. Und sie suchen nach einem 'Ausweg' in Russland."
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