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Wegen China: Pompeo will Russlands Rückkehr nach Europa

Mike Pompeo will eine "Rückkehr Russlands nach Europa" nach Beendigung des Ukraine-Konflikts. Dies widerspricht der Vision des Westens, dass ein neuer Eiserner Vorhang in Europa entstehen soll. Vor allem aber zeigt es, dass die US-Amerikaner nichts verstanden und nichts gelernt haben.
Wegen China: Pompeo will Russlands Rückkehr nach Europa© Andrew Harnik/Getty Images

Von Dmitri Bawyrin

Ein Streich, den ein bekanntes russisches Pranksterpaar dem ehemaligen US-Außenminister Mike Pompeo gespielt hat, hat unter anderem die Zukunft Russlands beleuchtet, wie sie einige US-amerikanische Strategen sehen. Eigentlich gab es nichts Neues zu hören, aber es klingt bedeutend: eine Rückkehr Russlands nach Europa für eine Absage an China.

Die Strategie, nach der Russland im Gegenteil von Europa entfremdet werden und eine industrielle Kooperation mit ihm verhindert werden sollte, wurde zwar von den Vereinigten Staaten im Jahr 2022 verwirklicht, begann aber schon viel früher die US-amerikanischen Denkfabriken zu dominieren. Sie ist eine Art Klassiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Eine solche Kooperation Europas mit Russland verringerte die Abhängigkeit Europas von den USA (sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärisch-politischer Hinsicht), stärkte Russland selbst, verschärfte den globalen Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten und wurde von Washington aus vielen objektiven Gründen missbilligt.

Die US-amerikanische Paranoia in dieser Hinsicht erreichte Anfang des 21. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, als sich Russland, Deutschland und Frankreich gegen das US-Abenteuer einer Invasion im Irak zusammenschlossen.

Pompeo, der unter US-Präsident Donald Trump zunächst als CIA-Direktor und dann als Verantwortlicher für die Außenpolitik tätig war, ist ein prominenter Vertreter einer anderen "Schule" – der Anti-China-Schule. Diese sieht in China die größte Bedrohung für die globale Vorherrschaft der USA und hält daher eine Stärkung der Beziehungen zwischen Peking und Moskau für unerwünscht.

Das bedeutet übrigens nicht, dass die Vertreter der ersten "Schule" anderer Meinung sind, und es bedeutet auch nicht, dass die Sinophoben der russisch-europäischen Zusammenarbeit positiv gegenüberstehen. Es handelt sich um eine Meinungsverschiedenheit über die Prioritäten in der Frage, was wichtiger, oder besser gesagt, was schlechter für die USA ist. Im Idealfall sollten alle Staaten einfach nur nach Washington schauen und die Beziehungen zu anderen Ländern unter Absprache mit den USA gestalten, aber das ist natürlich eine Utopie (oder besser gesagt, eine Dystopie).

Gleichzeitig ist Pompeo einer der aktiven Realpolitiker, der, wie seine Fans gerne über ihn schreiben, "keine Angst hat, sich die Hände schmutzig zu machen". So trifft er sich persönlich mit denjenigen, die in den Vereinigten Staaten als hoffnungslose Enfants terribles und sogar als Feinde gelten – von Alexander Lukaschenko bis Kim Jong-un – und arbeitet mit ihnen zusammen.

Als CIA-Direktor organisierte Pompeo einen beispiellosen Gipfel: Er lud den Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, den Direktor des FSB und den Chef des militärischen Geheimdienstes der Russischen Föderation ein, wofür er zu Hause viel Kritik erntete.

Er strotzt noch immer vor Energie und möchte an die Macht zurückkehren, um Großes zu leisten, aber aufgrund seiner eigenen Fehleinschätzung wird er wahrscheinlich ein hochrangiger Rentner bleiben. Pompeo hat Trump vorschnell abgeschrieben, indem er ihn herausforderte und seine eigene Kandidatur für die US-Präsidentschaft ankündigte, aber keine Unterstützung fand und sich schließlich mit Trump zerstritt.

Eine andere Sache ist, dass nicht er an sich interessant ist, sondern nur als Vermittler der Ansichten eines Teils der US-amerikanischen Elite – derjenigen, für die die Zusammenarbeit Russlands mit Europa weniger schlimm ist als die Zusammenarbeit Russlands mit China. Wenn Trump die Wahl im November gewinnt, wird es viele Menschen mit solchen Ansichten in seiner Regierung geben.

Trotz des unterschiedlichen Ansatzes im Vergleich zu der derzeitigen US-amerikanischen Regierung, die in Russland für buchstäblich alles geächtet wird, verheißt auch die "Pompeo-Methode" nichts Gutes für die russisch-US-amerikanischen Beziehungen, da sie ebenfalls zu einer Sackgasse bei der Zielsetzung führt. Für Russland sind Souveränität und die Fähigkeit, über sein eigenes Schicksal zu entscheiden, unbestreitbare und unumstößliche Grundsätze. Und alle Strategien Washingtons zielen letztlich darauf ab, Moskau gefügiger und abhängiger zu machen.

Ausgehend von diesen Postulaten schien die günstigste Strategie für Russland die gleichzeitige Zusammenarbeit mit Europa und China zu sein, die die Abhängigkeit von einer der beiden Seiten ausgleichen und es dem Land ermöglichen würde, "das Beste aus dem Leben zu machen". Seit der Übernahme des russischen Außenministeriums durch Jewgeni Primakow setzt Moskau diese Strategie mit gemischtem Erfolg im Westen und progressiver Bewegung im Osten um. Der Multivektorismus wurde zu einer Alternative zur Sichtweise, dass der Westen Russlands einziger wichtiger Verbündeter sei.

Nun sagt Pompeo: Alles soll wieder so werden, wie es war. Besser noch, so wie es in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre war, als Russland ungewohnt schwach war, China noch nicht stark genug und die Vereinigten Staaten sich als die Herren der Welt fühlten. Darauf kann er aber lange warten.

Pompeo persönlich schätzt die Zeit des Sieges der USA im Kalten Krieg und ihre Allmacht besonders. Er diente fünf Jahre in Westdeutschland als Offizier der Panzertruppen, die sich zunächst auf eine militärische Konfrontation mit dem Sowjetblock vorbereiteten und dann den Fall der Berliner Mauer, die Eingliederung der DDR und den Zusammenbruch der UdSSR erlebten.

Dies sind jedoch Pompeos persönliche Probleme. Die multipolare Welt ist heute eine objektive Realität, und die Beziehungen Russlands zu Europa stellen ein Haufen Scherben dar, die nicht mehr zusammenzukleben sind. Gleichzeitig ist der Bruch zwischen uns vor allem den Bemühungen der US-Amerikaner selbst zu verdanken – Russland hatte keine Lust, durch einen zweiten Kalten Krieg seine gut funktionierenden Geschäfte mit den EU-Ländern zu ruinieren.

Es war die westliche Propaganda, die es so aussehen ließ, als hätten die Russen selbst ihre eigene Gaspipeline nach Europa in die Luft gejagt. Und viele Menschen in Europa haben es sogar geglaubt und würden es immer noch glauben, wenn die deutschen Sicherheitskräfte nicht den Rest ihres Stolzes zusammengekratzt und die wahren Umstände der Zerstörung von Nord Stream öffentlich gemacht hätten.

Pompeo ist einer derjenigen, die an dieser Zerstörung (nicht von Nord Stream, sondern der russisch-europäischen Beziehungen) beteiligt waren, und vergießt nun Krokodilstränen in einem Gespräch mit einem afrikanischen Beamten, für den sich die russischen Prankster ausgaben.

So stand er beispielsweise am Anfang des Prozesses, Kiew mit Angriffswaffen vollzupumpen. Er war konsequent in seiner Taktik des "Dialogs aus einer Position der Stärke", was Trump gefiel, wobei sich seine Handlungen im Wesentlichen nicht von denen vulgärer US-amerikanischer Rüstungslobbyisten unterschieden.

Letztlich hat dies das ukrainische Ego aufgebläht, den ukrainischen Militarismus angeheizt und damit Pompeos eigene künftige Arbeit erschwert: Die Ukraine war unter ihm nicht so gehorsam gegenüber den USA, wie er und Trump es sich gewünscht hatten.

Gleichzeitig kämpfte er gegen die russisch-europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit, deren Hauptziel ebenjene Pipeline Nord Stream war. Als Stratege hätte Pompeo wahrscheinlich erkennen müssen, dass dies langfristig zu einer Neuausrichtung der russischen Gaslieferungen, auch nach China, beitragen würde, gegen die er so sehr ankämpft. Aber die Gier war in diesem Moment stärker, und Pompeo agierte erneut als vulgärer Lobbyist nur diesmal für Energieunternehmen.

Jetzt, da das verhasste China zunehmend von der Konfrontation des Westens mit Russland profitiert, agiert Pompeo als vulgärer Lobbyist vor allem für sich selbst. Die Praxis hat gezeigt, dass der Mann, dem einst die Auslandsaufklärung und die US-Außenpolitik anvertraut wurden, eher engen Unternehmensinteressen gehorcht hat, als eine komplexe strategische Vision zu verwirklichen.  

Trump tut das im Großen und Ganzen auch. Und das allein sagt schon viel über die tatsächlichen Aussichten für die russisch-US-amerikanischen Beziehungen aus, egal welche "Schule" in Washington die andere aussticht.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 4. Oktober 2024 auf der Website der Zeitung Wsgljad erschienen.

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