Kiew setzt auf Indien als Vermittler im Ukraine-Krieg
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kiew und Neu-Delhi entwickeln sich in letzter Zeit aktiv. Kiew betrachte Indien immer mehr als den besten Vermittler im Krieg, berichtet die Zeitung Politico. Grund dafür sei, dass Neu-Delhi seit langem eine Politik der Neutralität in seinen Auslandsbeziehungen betreibe.
Am Montagabend haben der ukrainische Präsident Selenskij und Indiens Premier Narendra Modi am Rande des UN-Zukunftsgipfels in New York, der anlässlich der 79. Sitzung der UN-Generalversammlung organisiert wurde, bilaterale Verhandlungen abgehalten. Im Mittelpunkt der Gespräche stand unter anderem "die Umsetzung der Friedensformel und die Vorbereitung des zweiten Friedensgipfels", schrieb Selenskij auf X.Kiew setze große Hoffnung auf Indien in dem Bemühen, einen Friedensvertrag zu erreichen, erklärte ein hochrangiger ukrainischer Beamter gegenüber der Zeitung Politico unter der Bedingung der Anonymität.
Die Zeitung weist darauf hin, dass Indien sich stets dabei zurückhalte, Russland wegen seiner Politik in der Ukraine zu verurteilen. Gleichzeitig habe Neu-Delhi sich für die Achtung der Souveränität und der territorialen Integrität sowie für die Beendigung des Krieges ausgesprochen.
Indien sei laut Politico wahrscheinlich der einzige globale Machtspieler, der die Vermittlerrolle einnehmen könne oder zumindest fähig sei, sich glaubwürdig als neutrales Land zu präsentieren. Auch die Schweiz will bei der Beilegung des Ukraine-Konflikts weiterhin als Vermittlerin zwischen Moskau und Kiew auftreten; im Juni fand im Schweizer Bürgenstock der erste Friedensgipfel zur Ukraine statt. Österreich als Sitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wäre ebenfalls bereit, Verhandlungen über die Beilegung des Ukraine-Konflikts aufzunehmen, wie der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer jüngst erklärte. Die beiden Alpenrepubliken unterstützen allerdings die EU-Sanktionen gegen Russland.
Politico zufolge seien die bilateralen Beziehungen zwischen Moskau und Washington im Verlaufe des Ukraine-Konflikts in eine tiefe Krise geraten. Die Bemühungen von Saudi-Arabien, die Rolle eines Friedensstifters zu übernehmen, seien gescheitert, während China vom Westen beschuldigt worden sei, Waffen und Munition nach Russland zu liefern. Vor ein paar Wochen hatte Selenskij zudem Brasilien in einem Interview mit der Online-Zeitung Metrópoles vorgeworfen, dass Brasilien und China ihren Friedensplan bereits im Vorfeld mit dem Kreml abgestimmt hätten.
"Wir sind ein Land, das offen mit den Russen über dieses Problem sprechen kann", erklärte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar mit Blick auf die Beendigung des Krieges bei seinem Besuch in Malaysia im März. Bei seiner Reise nach Berlin vor zwei Wochen habe Jaishankar laut Politico aber nicht gesagt, ob Indien einen eigenen Friedensplan vorbereiten wolle. Der indische Topdiplomat wies allerdings darauf hin, wenn es zu Friedensverhandlungen komme, dann müsse Russland beteiligt werden.
Anfang des Monats erklärte Wladimir Putin, dass Indien, China und Brasilien mögliche Vermittler für erneute Friedensgespräche sein könnten. "Zunächst einmal die Volksrepublik China, Brasilien und Indien. Ich stehe in Kontakt mit meinen Partnern. Wir haben Vertrauen zueinander", sagte der russische Präsident bei einer Podiumsdiskussion am Rande des Wirtschaftsforums in Wladiwostok.
Kiew setze seinerseits große Hoffnungen darin, dass Neu-Delhi künftig aktiver an der Lösung des militärischen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine beteiligt werde, so Politico. "Ich kann sagen, dass Indien ein zuverlässiger Partner der Ukraine ist. Es ist auch eine Weltmacht, die die Dynamik und die Entwicklung der Ereignisse weltweit beeinflussen kann", erklärte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Georgi Tichij, gegenüber der Zeitung. "Und wir wollen Indiens Teilnahme am Prozess der Friedensformel sehen, weil Indien etwas bewirken kann."
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