Explosionen im 107. Arsenal in Toropez: Wie groß ist die Verwüstung und was sagen uns die Bilder?
Fangen wir mit dem Einfachsten an. Wer hat die Satellitenbilder des großen Munitionsdepots in Toropez im Gebiet Twer veröffentlicht? Sie erschienen zuerst auf dem X-Account eines Journalisten der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times, Christopher Miller. Miller ist für seine offene (und das ist wichtig) proukrainische Position bekannt, sodass das Auftauchen solcher Informationen durch westliche Journalisten im Allgemeinen viel über das Geschehen aussagt.
New @Maxar 📸 satellite images showing the aftermath of this morning's large-scale Ukrainian drone attack on an ammunition depot in Toropets, Russia, about 240 miles west of Moscow, that triggered massive explosions. Pics 1, 3: Before, Sept. 7 Pics 2, 4: Aftermath, Sept. 18 pic.twitter.com/HmwL9dBIQD
— Christopher Miller (@ChristopherJM) September 18, 2024
Mit diesen Bildern begannen wir unsere Untersuchung der Folgen des Brandes, indem wir mehrere Bilder übereinanderlegten.
Fire at the 107th ammunition arsenal in Toropets, Tver region. The two files above contain several images superimposed on each other. Significant part of the fires are outside the perimeter of the facility, not inside it. Source: https://t.co/pwmoxq2Jwopic.twitter.com/pe88xfPgUa
— Wlad Sankin (@wladsan) September 21, 2024
Es ist wichtig anzumerken, dass während des gesamten russisch-ukrainischen Konflikts Satellitenbilder normalerweise nicht veröffentlicht werden. Der exklusive Zugang zu ihnen wird zunächst offen proukrainischen Journalisten und Publikationen gewährt. Und sie veröffentlichen die Bilder mit ihren tendenziösen Kommentaren und im "richtigen" Ton.
Es ist völlig undurchsichtig, wie diese Fotos übermittelt werden. Es ist nicht klar, ob alle Fotos veröffentlicht werden, das Aufnahmedatum ist oft unklar, und es ist noch unklarer, ob an diesen Fotos irgendwelche Änderungen vorgenommen wurden.
Was haben wir recherchiert? Bei der Untersuchung des verfügbaren Bildmaterials haben wir versucht, ein paar einfache Dinge zu verstehen. Erstens, wie viel Prozent des 107. Arsenals zerstört und welche Lagereinrichtungen beschädigt worden waren. Zweitens fragten wir uns, auf der Grundlage welcher Daten die westliche Expertengemeinschaft (gefolgt von russischen Telegram-Kanälen) die Anlage als "vollständig zerstört" bezeichnet.
Was ist uns aufgefallen? Nachdem wir die Bilder in guter Qualität studiert haben, können wir zuverlässig zwei Dinge sagen. Erstens: Das Feuer und die Folgen des Geschehens haben den westlichen und nordwestlichen Teil der Anlage beschädigt, die vor vielen Jahren gebaut wurde. Dort befinden sich die Freiflächen, und dort verlaufen die Eisenbahnlinien. Zweitens: Ausländische Experten (sowohl solche, die es sind, als auch solche, die sich so nennen) schreiben aktiv, dass auch die "neuen" Gebäude beschädigt worden seien. An diesem Punkt beginnt der Prozess der Manipulation der Darstellung von Informationen.
Diese Datei, die über westliche Quellen verbreitet wurde, zeigt die angebliche Zerstörung von Lagereinrichtungen in den "alten" und "neuen" Teilen des 107. Arsenals. Die hier markierten Punkte sind angebliche Verbrennungszentren.
I don't have Maxar high res images but I think this false color snapshots make the damage visible pretty good pic.twitter.com/xZ4Kg7SaW2
— Mike Rogers (@fieldreport_org) September 19, 2024
Es scheint offensichtlich. Wenn es brennt, muss es explodiert sein. Aber nein. Auf einem anderen Foto der Gebäude in "Zone B" – dem neuen Teil des 107. Arsenals, der vor einigen Jahren in Betrieb genommen wurde – ist zu sehen, dass einige Hangars (vermutlich vier oder fünf) getroffen wurden, aber die Sicherheit der übrigen bestätigt die Schlussfolgerungen, dass die Anlage als Ganzes stabil geblieben ist.
Bei der Zählung der beschädigten oder zerstörten Gebäude auf dem Gelände des Arsenals kommen zahlreiche, meist westliche OSINT-Experten zu dem Schluss, dass "die Löcher im Dach des Gebäudes bedeuten, dass dort Granaten eingeschlagen sind".
Normalerweise gehen wir davon aus, dass, wenn ein Gebäude durch eine große Anzahl von Granaten (selbst zehn, geschweige denn Hunderte) explodiert, nur Qualm und Staub übrig bleiben. Gleichzeitig beeilten sich wieder proukrainische Blogger (allerdings sind sie nicht die einzigen), einige beschädigte Gebäude auf der Bildfläche zu zeichnen, deren Beschädigung (ganz zu schweigen von der Zerstörung) zumindest Fragen aufwirft.
The ensuing fires spread to nearby storage sites, which continue to burn, and could cause additional ECMs to overheat and result in further damage over the next few days. The following images show the significant destruction wrought upon the facility.3/4 pic.twitter.com/BHDztq4I4a
— Tochnyi (@tochnyi) September 18, 2024
Das ist ihnen schon mehr als einmal passiert. Letztes Jahr, unmittelbar nach der ukrainischen Gegenoffensive, zeichneten dieselben Experten mit Photoshop vermeintlich getroffenes Material der russischen Streitkräfte auf die Felder, um anschließend solche Nachrichten in die sozialen Netzwerke hochzuladen.
Was bedeutet das alles?
Das Erste und Wichtigste ist, dass das Feuer die Anlage tatsächlich beschädigt hat. Da die veröffentlichten Informationen unvollständig und visuell sind, ist es schwierig, den tatsächlichen Schaden zu beurteilen. Der größte Schaden ist in der "alten" Zone zu verzeichnen. Der "neue" Bereich wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, hat aber trotz der Schäden im Allgemeinen besser überstanden als der alte Bereich.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst auf dem Telegram-Kanal Militärchronik am 20. September erschienen.
Mehr zum Thema – Weitere Munitionslager in russischen Gebieten Twer und Krasnodar angegriffen
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.