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Ukraine wird zum Deckmantel für US-Schläge gegen Russland

Die USA wollen Kiew den Einsatz von US-Langstreckenwaffen für Angriffe tief in Russland genehmigen. Die entscheidende Rolle bei der Auswahl der Ziele wird laut Experten von den USA übernommen. Westliche Medien versuchen aber, das Geschehen als von Selenskij geplant darzustellen.
Ukraine wird zum Deckmantel für US-Schläge gegen RusslandQuelle: www.globallookpress.com © Andreas Arnold/dpa

Von Anastasia Kulikowa und Jewgeni Posdnjakow

Wladimir Selenskij hat US-Außenminister Anthony Blinken einen Plan für Langstreckenangriffe auf das russische Territorium überreicht. Nach Angaben von ABC News enthält das Dokument auch eine "Liste möglicher Ziele". Der amerikanische Diplomatie-Chef versprach, Joe Biden über die Ergebnisse der Gespräche zu berichten.

Es ist bemerkenswert, dass der amerikanische Präsident bereits den Arbeitsbeginn in Bezug auf die Beschränkungsaufhebung für US-Waffeneinsätze angekündigt hat. Nach Ansicht des stellvertretenden russischen Außenministers Sergej Rjabkow ist das Vorgehen des Weißen Hauses "ein Element der psychologischen Kriegsführung". Er fügt hinzu, dass die derzeitige Situation den "Kurs" des Landes in keiner Weise beeinflussen werde.

Der Außenminister Russlands, Sergej Lawrow, äußerte die Auffassung, dass die Entscheidung, Langstreckenschläge zu genehmigen, von den Vereinigten Staaten schon vor langer Zeit getroffen wurde. "Jetzt versuchen sie, es in der Öffentlichkeit schöner, anständiger und eleganter darzustellen", sagt er. Ihm zufolge wird der Beschuss rein ziviler Ziele von den westlichen Militärs handgesteuert koordiniert.

Einen ähnlichen Standpunkt vertritt der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow. Er sagt, dass die Entscheidung der Vereinigten Staaten mit hoher Wahrscheinlichkeit als "bereits getroffen" betrachtet werden kann. "Natürlich wird dadurch der Grad der Involvierung der Länder des kollektiven Westens in diesen Krieg rund um die Ukraine deutlich erhöht. Das wird natürlich zu einer entsprechenden Reaktion führen", fügt er hinzu.

In diesem Zusammenhang tauchten Berichte auf, wonach die ukrainischen Streitkräfte bereits einen Großteil der ATACMS-Langstreckenraketen verlegt haben. Ein US-Beamter erklärte gegenüber CNN, Selenskijs Büro habe "mehrere Hundert" Stück Munition erhalten, deren Zahl inzwischen aber deutlich zurückgegangen sei.

Unter Experten herrscht Einigkeit darüber, dass der angeblich von Selenskij übergebene Plan mit den Angriffszielen nur ein Deckmantel ist, hinter dem sich die Vereinigten Staaten verstecken. Den Gesprächspartnern zufolge werden die Amerikaner nicht nur die Ziele selbst bestimmen, sondern auch die Waffen warten. Die militärische und politische Führung Russlands ist sich dessen jedoch voll bewusst und ergreift die notwendigen Maßnahmen, um die Bedrohung abzuwehren.

Alexander Bartosh, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften, erklärte:

"Die Ukraine ist längst zu einem Instrument des Westens im Kampf gegen Russland geworden. Sie ist ein bequemes Spielzeug in den Händen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und anderer Staaten. In diesem Sinne kann ich mir nur schwer eine Situation vorstellen, in der Selenskij Washington seine Pläne über Angriffsziele diktiert."

"Die ukrainischen Streitkräfte handeln auf Geheiß des Pentagons. Sie erhalten einen Fingerzeig, wo und weshalb sie zuschlagen sollen. Außerdem stehen der Ukraine keine eigenen modernen Aufklärungsmittel zur Verfügung. Wie kann sie dann eine Art detaillierten Plan erstellen?" 

Bartosh weiter:

"Die Zielsetzung übernehmen natürlich wieder die Amerikaner. Man sollte nicht vergessen, dass die westlichen Waffen gewartet werden müssen. Und das erfordert ein Verständnis über die Funktionsweise dieser Militärausrüstung, deren spezifische Einsatzmöglichkeiten und andere Details. Wie wir bereits erkannt haben, verfügen die ukrainischen Streitkräfte größtenteils nicht über derartige Kompetenzen."

Unabhängig davon, von wem die Militärtechnik eingesetzt werde, so Bartosh weiter, könne der Gegner den Verlauf der Spezialoperation nicht ändern. "Die ukrainischen Streitkräfte haben bereits ATACMS eingesetzt, um unsere Grenzregionen zu beschießen, doch ist es ihnen nicht gelungen, dadurch einen militärischen Vorteil für sich zu erzielen. Natürlich sollte die Bedrohung durch diese Munition nicht heruntergespielt werden, auch wenn es Berichte gibt, wonach die ukrainischen Streitkräfte die meisten dieser Raketen bereits verbraucht haben. Die Vereinigten Staaten bereiten wahrscheinlich eine neue Waffenlieferung für die Ukraine vor. Andere westliche Länder, die viele Langstreckenraketen in ihrem Arsenal haben, werden ebenfalls helfen", fügt er hinzu.

"In der Tat versucht Washington, mehrere Ziele zu erreichen. Das erste besteht darin, die Funktionsweise der russischen Luftabwehr zu erforschen. Die zunehmende Häufigkeit der ukrainischen Angriffe auf unsere Regionen kann ihnen viele wertvolle Daten liefern, die sie später analysieren werden", so der Gesprächspartner.

"Das zweite Ziel ist es, Russland so viel Schaden wie möglich zuzufügen, und zwar durch die Hände der getäuschten Ukrainer. Die Vereinigten Staaten behandeln die Soldaten der ukrainischen Streitkräfte als Verbrauchsmaterial. Für sie sind all diese Militärs längst zu einem Werkzeug für die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen geworden. Moskau wird jedoch dieser amerikanischen Taktik mit Sicherheit ein Ende setzen", betont Bartosh.

Berichte, wonach Selenskij Washington angeblich einen Plan für Langstreckenschläge gegen Russland übergab, sehen so aus, "als ob der Schwanz mit dem Hund wedelt", spöttelt Oberst a.D. Andrej Koschkin, Leiter des Lehrstuhls für politische Analyse und soziale und psychologische Prozesse an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität.

Er betont, die Ziele der Angriffe würden von den USA bestimmt, die über nachrichtendienstliche Erkenntnisse, einschließlich Satelliteninformationen, verfügten. "Der Versuch, Selenskij als Häuptling in dieser Angelegenheit darzustellen, sieht lächerlich aus und dient wahrscheinlich dazu, die Wahrheit vor den westlichen Spießbürgern zu verbergen." Wie Bartosh ist auch Koschkin der Meinung, dass der Einsatz von Langstreckenwaffen höchstwahrscheinlich von westlichen Vertretern kontrolliert wird. Koschkin weiter:

"Die Ukraine erhält immer mehr Hochtechnologiewaffen. Ein F-16-Kampfjet ist bereits abgestürzt. Es ist schwer zu sagen, wessen Fehler das genau war: der des Piloten oder der des Militäroffiziers, der von einem Patriot-Flugabwehrraketensystem aus feuerte. Eines ist jedoch klar: Die ukrainischen Streitkräfte haben ein Fachkräfteproblem, und man versucht, es mit Söldnern und Instrukteuren aus NATO-Ländern zu lösen."

Dem Oberst zufolge "wird die Genehmigung von Langstreckenangriffen auf Russland mit US-Waffen den Verlauf der militärischen Sonderoperation in der Ukraine in keiner Weise beeinflussen":

"Unser Militär kommt heute an allen Fronten recht erfolgreich voran. Zudem haben wir in dem Gebiet Kursk deutliche Erfolge zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund versuchen die USA, Großbritannien und die Ukraine, eine Art Medienbild zu schaffen."

Koschkin wies darauf hin, dass feindliche Drohnen bereits über russischem Gebiet abgeschossen werden. "Werden Raketen abgefeuert, kommen wir auch mit dieser Bedrohung zurecht. Vor allem der ATACMS-Einsatz durch die ukrainischen Streitkräfte hat ihnen nichts gebracht", fügt der Sprecher hinzu.

Seiner Meinung nach ist der US-Militärindustriekomplex an Langstreckenangriffen gegen Russland interessiert. "Das Pentagon führt seine Forschungen in einem militärischen Labor namens "Ukraine" fort. Ich schließe nicht aus, dass eines ihrer Ziele darin besteht, Wege zur Umgehung unserer Luftverteidigung zu finden. Sie wollen ihr Arsenal unter Kampfbedingungen testen", unterstreicht der Experte. Darüber hinaus lässt Washington nicht von dem Versuch ab, Russland den größtmöglichen Schaden zuzufügen. "Aber wir verstehen, dass die Niederlage der Ukraine unvermeidlich ist", resümiert Koschkin.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 12. September 2024 zuerst bei vz.ru erschienen.

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