NYT: Israels Militär hat in Gaza das Limit erreicht
Israel hat im Gazastreifen alles erreicht, was es militärisch erreichen kann. Weitere Angriffe werden nur die Zivilbevölkerung gefährden, während die Hamas nicht weiter geschwächt werden kann. Dies hat die Zeitung New York Times (NYT) aus einem Gespräch mit mehreren hochrangigen Beamten der US-Regierung erfahren.
Demnach habe das israelische Militär der Hamas in vielerlei Hinsicht weit mehr Schaden zugefügt, als Washington zu Beginn des Krieges im Oktober vorausgesagt habe. Die palästinensische Gruppierung sei zwar stark zurückgedrängt worden, könne aber offenbar nie vollständig eliminiert werden.
Israel habe wichtige Nachschubwege von Ägypten nach Gaza zerstört oder unter seine Kontrolle gebracht und die israelischen Streitkräfte würden sich im ganzen Gazastreifen frei bewegen, heißt es in dem NYT-Bericht. Militärische Führer der Hamas wie Mohammed Deif und Marwan Issa seien eliminiert worden.
Das Hauptziel Israels, die Rückkehr der rund 115 lebenden und toten Geiseln, die nach den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober noch immer im Gazastreifen festgehalten werden, kann nach Ansicht der Gesprächspartner der NYT militärisch nicht erreicht werden.
Am Dienstag sprach US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit seinem israelischen Amtskollegen Joaw Galant, um Israel auf mögliche Vergeltungsschläge des Irans oder der Hisbollah vorzubereiten. Austin und andere Beamte in der Biden-Regierung seien laut NYT der Ansicht, dass ein Waffenstillstandsabkommen, in dessen Rahmen die Geiseln freigelassen würden, im besten Interesse Israels liege.
Yaakov Amidror, ein Generalmajor a.D. und ehemaliger Sicherheitsberater von Benjamin Netanjahu, wies jedoch die Vorstellung zurück, dass Israel im Gazastreifen durch militärische Gewalt nichts mehr zu gewinnen habe:
"Israels Erfolge in Gaza sind beeindruckend, aber sie sind weit von dem entfernt, was erreicht werden sollte. Wenn Israel seine Streitkräfte jetzt zurückzieht, wird die Hamas innerhalb eines Jahres wieder stark sein."
Amidror betonte, dass eine Pause im Krieg jetzt eine Katastrophe für Israel wäre. Es seien weitere zwei bis drei Monate intensiver Kämpfe im zentralen und südlichen Gazastreifen erforderlich, fügte er hinzu. Nach dieser Phase könne Israel für etwa ein Jahr zu nachrichtendienstlich gestützten Angriffen und Anschlägen übergehen, um die verbleibenden Hamas-Kämpfer und die Waffeninfrastruktur auszuschalten, bevor Tel Aviv einer anderen Partei die Verwaltung des Gazastreifens überlasse.
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