Brüsseler Halluzinationen: Was exportiert Serbien nach Kirgisistan?
Von Marinko Učur
Der Westen zeigt sich besorgt über das plötzliche Wachstum des Handels zwischen Serbien und Kirgisistan. Was ist daran eigentlich so seltsam? Ist es nicht das souveräne Recht jedes freien Staates, im Einklang mit seinen eigenen Interessen mit jedem Handel zu treiben?
Aber in der unaufhaltsam zusammenbrechenden unipolaren Welt weckt dieser Umstand das Misstrauen und die Besorgnis derjenigen, die es gewohnt sind, die Rolle des Weltpolizisten zu spielen. So geriet auch Serbien unter besondere Beobachtung, da die Exporte dieses Landes nach Kirgisistan um ein Vielfaches gestiegen sind, wenngleich sie, gemessen an finanziellen Parametern, immer noch bescheiden ausfallen. Aber wie Serbien so plötzlich seine Exporte steigern konnte, ist eine Frage, die westliche Beamte beschäftigt.
Noch mehr beunruhigt sie die Möglichkeit, dass die deklarierten Exportprodukte nicht auf dem kirgisischen Markt landen, sondern sich lediglich im Transit zu ihrem endgültigen Bestimmungsort befinden. Wo liegt der Bestimmungsort, fragen sich die Beamten in Brüssel und insbesondere in Washington, und wie sind die serbischen Exporte in die ehemalige Sowjetrepublik von 2022 bis 2023 von 13 auf 81 Millionen Dollar gestiegen?
Natürlich liegt der Verdacht ohne Überprüfung oder Beweise auf Russland und auf der Tatsache, dass Serbien sich den westlichen Sanktionen gegen Moskau nicht angeschlossen hat. Offenbar vermutet der Westen, dass die auf diese Weise exportierten Waren Komponenten für die russische Militärindustrie enthalten, die "bei der russischen Militärinvasion in der Ukraine" eingesetzt werden könnten.
Für zusätzlichen Zweifel sorgten Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF), der behauptet, dass nach Kirgisistan versandte Produkte nicht ihren offiziellen Bestimmungsort erreichen, sondern aus dieser ehemaligen Sowjetrepublik in Drittmärkte reexportiert werden. Dies löste daher bei denen, die die antirussischen Sanktionen befolgen, Besorgnis über die Möglichkeit aus, dass Serbien auf die eine oder andere Weise gegen ebendiese Sanktionen verstößt.
Das serbische Handelsministerium äußert sich nicht zu den jüngsten Unterstellungen, da dies nicht das erste Mal ist, dass das Land als Partei ins Visier genommen wird, die gegen Sanktionen verstößt und deren Unternehmen mit diesem Handel angeblich riesige Gewinne erzielen. Schließlich war auch in einigen EU-Mitgliedstaaten wie Italien, Deutschland, Polen und Ungarn eine deutliche Steigerung der Exporte nach Kirgisistan zu verzeichnen.
Der Wachstumstrend der serbischen Exporte nach Kirgisistan setzte sich im Jahr 2024 fort und es ist ziemlich sicher davon auszugehen, dass er die Zahl von 100 Millionen Dollar deutlich überschreiten wird. Denn allein im ersten Quartal dieses Jahres wurden 55 Millionen Dollar an exportierten Waren verzeichnet. Es wird behauptet, dass sich unter den exportierten Artikeln auch Komponenten befinden, die auf der Liste der sanktionierten Waren der EU und der USA stehen.
Kugellager, Teile von Flugzeugen, Hubschraubern und anderen unbemannten Luftfahrzeugen sowie bestimmte elektronische Komponenten beunruhigen westliche Bürokraten, weil sie glauben, dass es sich hierbei um Güter handelt, die "Putin in seinem militärischen Arsenal verwendet." Dadurch wird natürlich eine indirekte Botschaft gesendet und sogar eine Drohung in Richtung Serbien, das sich aufgrund seiner neutralen Position zwischen Brüssels und Washingtons "Hammer und Amboss" befindet.
Dem offiziellen Belgrad wird vorgeworfen "auf zwei Stühlen zu sitzen". Ein Tadel, den Serbien wegen seiner mangelnden Bereitschaft erhält, seine Außenpolitik an die EU anzupassen, insbesondere im Hinblick auf Sanktionen gegen die Russische Föderation. Brüssel gab kürzlich bekannt, dass es Drittländer beim Handel mit möglicherweise sanktionierten Waren genau beobachtet. Es ist indes unklar, wie die EU die Handelsströme über Kirgisistan überwachen will, da das Land zusammen mit Russland, Weißrussland, Armenien und Kasachstan Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion ist und diesbezüglich keine Verpflichtungen gegenüber Brüssel hat.
Und was beunruhigt diejenigen sonst noch, die zu Verschwörungstheorien neigen und in allem eine russische Gefahr sehen? Tatsache ist, dass ein Drittel der serbischen Unternehmen, die nach Kirgisistan exportieren, von Russen sowie Bürgern Kubas, Moldawiens und der Ukraine gegründet wurden. Symptomatisch ist aber, dass unter denen, die mit Kirgisistan Handel treiben, auch Bürger einiger EU-Länder wie Italien, Litauen und Slowenien sind.
Da Kapital und Wirtschaft keine Grenzen kennen, beißen sich westliche Denker die Zähne daran aus, wie das alles mit Russland und seiner angeblich militaristischen Politik in Verbindung gebracht werden kann. Denn die Zunahme des Handelsvolumens zwischen Drittländern an sich ist kein Zeichen von Besorgnis und etwaiger Verstöße gegen Sanktionen.
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