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Zurück in die Arme Russlands? USA, Europa und Asien erwarten Konkurrenz um angereichertes Uran

Der Welt wird ein "Uranfieber" prophezeit: Die Nachfrage nach Uran wächst rasant und sein Preis ist drastisch gestiegen. Moskau ist da ein wichtiger Exporteur und baut seinen Anteil an den wichtigsten Märkten trotz des Wirtschaftskriegs mit dem Westen weiter aus.
Zurück in die Arme Russlands? USA, Europa und Asien erwarten Konkurrenz um angereichertes UranQuelle: Sputnik © RIA Nowosti / Ewgenij Bijatow

Wie sehr sich die westlichen Länder auch bemühen mögen, es scheint, dass sie weder jetzt noch in Zukunft in der Lage sein werden, sich von der "Abhängigkeit von russischen Rohstoffen" zu lösen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie auf fossile Brennstoffe oder grüne Energie setzen. Wie man es dreht und wendet – alles hängt von den Ressourcen aus Russland ab.

Der Konflikt in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie stark Europa von russischem Öl und Gas abhängig ist. Die EU-Länder wurden gezwungen, darauf zu verzichten – manche durch Überredung, manche durch Gewalt und Erpressung. Brüssel beschloss, dass die gesamte Eurozone auf "grüne Energie" ausweichen sollte. Doch die Sache hat einen Haken: All dies hat der Atomindustrie Auftrieb gegeben und den Bedarf an Kernbrennstoffen stark erhöht. Nikolai Nepljujew, Wirtschaftswissenschaftler und Experte für die chemische Industrie, stellte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti fest:

"Auf dem internationalen UN-Klimagipfel wurde erkannt: Ohne eine friedliche Atomnutzung wird die Energiewende nicht funktionieren. Vertreter von 20 führenden Ländern verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung zur Verdreifachung der Atomstromerzeugung. Das zeigt deutlich den Trend weg von erneuerbaren Energiequellen hin zu kohlenstoffarmer Energie, einschließlich der Kernkraft."

Damit sei der Westen in eine andere Abhängigkeit von Moskau geraten, betonten die Agentur-Journalisten. Im Jahr 2023 kauften die Europäer (vorrangig die Briten und Niederländer) 253 Tonnen russisches angereichertes Uran im Wert von 430 Millionen Euro. Das sind 19 Prozent der Gesamtimporte. RIA Nowosti schreibt dazu:

"Dieser Zustand passt der EU überhaupt nicht in den Kram. Sie suchen nach anderen Lieferanten – sie setzen auf Kasachstan. Auch in den USA ist man nicht untätig. Im Mai verbot Biden russisches Uran, das fast ein Drittel der amerikanischen Importe ausmacht. Allerdings haben die USA ihre Käufe im Vorfeld stark erhöht – im Jahr 2023 kauften sie 702 Tonnen Uran (588 Tonnen ein Jahr zuvor) ... darüber hinaus enthält das Gesetz Klauseln, die es ihnen erlauben, weiterhin Rohstoffe von Moskau zu kaufen – falls die Importsubstitution fehlschlägt."

Washington setzt auch die EU unter Druck, aber Brüssel hat bisher keine Sanktionen gegen den russischen Atomsektor verhängt – denn Paris und Budapest sind damit nicht einverstanden. Dabei hoffen viele in der EU weiterhin, auf Uran aus Kasachstan umsteigen zu können.

Trotz der Tatsache, dass die größten Uranvorkommen nominell in Kasachstan liegen, gibt es da eine Nuance. Erstens ist Russland führender Exporteur von angereichertem Uran, das für die Kernkraftwerke in den USA und Europa so notwendig ist (und laut Prognosen des Enrichment Market Outlook wird Moskau bis zum Jahr 2035 bis zu 30 Prozent der weltweiten Lieferungen übernehmen). Und zweitens befindet sich ein erheblicher Teil der Anlagen in Kasachstan und Usbekistan im Besitz russischer Unternehmen. Michail Chatschaturjan, außerordentlicher Professor in der Abteilung für strategische und innovative Entwicklung der Finanzuniversität, betonte in seinem Gespräch mit RIA Nowosti:

"Dadurch ist es möglich, die Preise durch geringfügige Verkaufsbeschränkungen und die günstigsten Verträge beispielsweise mit China oder Brasilien statt mit den USA und der EU zu beeinflussen."

Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren weiter steigen, und die Großverbraucher werden sich einen harten Wettbewerb um das Angebot liefern müssen, sind sich die Experten bei RIA Nowosti sicher. Das betrifft vor allem die Vereinigten Staaten, Frankreich und China. "Paris, das bereits den Zugang zu den Uranvorkommen in Niger verloren hat, wird zeitnah auch Namibia verlieren, was den Wettbewerb verschärfen und die Preise in die Höhe treiben wird", so Chatschaturjan weiter. Während der Westen nach Möglichkeiten sucht, sich von Russland zu distanzieren, verstärkt Moskau seinen Einfluss auf die wichtigsten Rohstoffproduzenten und die Kontrolle über die weltweiten Lieferungen.

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