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Trotz westlicher Lieferungen: Russland hat weiterhin mehr Munition als die Ukraine

Sowohl die Produktion als auch der Kauf von Munition durch den Westen für die Ukraine stoßen auf zahlreiche Probleme. Ein Ausgleich wäre Schätzungen zufolge erst im kommenden Jahr möglich. Bis dahin wird sich Kiews Militär allerdings weiter zurückziehen müssen.
Trotz westlicher Lieferungen: Russland hat weiterhin mehr Munition als die UkraineQuelle: Sputnik © Jewgeni Bijatow

Von Boris Roschin

Westliche Medien haben überschlagen, wie sehr sich die Produktion von Munition verteuert hat, die die USA und ihre Satelliten im Ukraine-Krieg an Kiew liefern.

Laut den veröffentlichten Angaben erhöhte sich der Preis für eine ganze Reihe von Artikeln um das Drei- bis Fünffache. So verteuerten sich etwa die 122-Millimeter-Raketen für Grad-Mehrfachraketenwerfer von 900 US-Dollar pro Stück im Jahr 2022 auf 6.000 US-Dollar im Jahr 2024. Ähnlich verhält es sich mit den am meisten benötigten 155-Millimeter-Artilleriegranaten. Diese Geschosse werden nicht in der Ukraine produziert, sondern von den USA und der NATO geliefert, damit westliche Artilleriesysteme funktionieren können. Zu Beginn des Krieges kostete ein 155-Millimeter-Geschoss 800 US-Dollar. Im Jahr 2024 erreichte der Preis dafür bereits 4.800 US-Dollar.

Es ist überaus offensichtlich, dass unter den Bedingungen des Mangels an 155-Millimeter-Granaten und ihres faktischen Defizits die Hersteller schlicht die Preise erhöhen, um ihren Profit zu steigern. Dort mit hinein spielt wahrscheinlich auch eine Korruptionskomponente beim Abschluss von Produktionsverträgen für derartige Geschosse und ihre nachfolgende Lieferung an die Ukraine. Das Gleiche gilt für den Verkauf dieser Munition ab Langzeitlagern in formell neutralen Staaten, wo beim Verkauf ebenfalls ein "Defizit-Aufpreis" erhoben wird, der zu einer Preiserhöhung für 155-Millimeter-Munition auf dem Sekundärmarkt führt. Der größte Preisanstieg war zu verzeichnen, nachdem die USA und die NATO ihre Lagerbestände an 155-Millimeter-Granaten geleert hatten und die Vorräte an 155-Millimeter-Granaten erschöpft waren. Letztere waren zuvor in Israel und Südkorea gelagert und ebenfalls in die Ukraine exportiert worden.

Die NATO rechnet damit, dass der Produktionsanstieg von 155-Millimeter-Geschossen in den USA und Europa in den Jahren 2026–2027  es ermöglichen wird, den Stückpreis teilweise zu senken. Noch komplizierter ist indes die Lage mit Blick auf die Munition sowjetischen Typs – 122-Millimeter-Raketen für Grad-Mehrfachraketenwerfer, Artilleriegranaten der Kaliber 122 und 152 Millimeter usw. Die Lager der ehemaligen Mitglieder des Warschauer Pakts in Osteuropa sind nämlich größtenteils leergefegt, und der Sekundärmarkt in seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Daher rühren auch die Probleme der tschechischen Initiative, alte Munition am Sekundärmarkt zu kaufen. Und die Produktionsvolumina für diese Art der Munition in der Ukraine und in Osteuropa reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Aus alledem ergibt sich die Situation, dass Russland trotz der westlichen Munitionslieferungen an das ukrainische Militär auch weiterhin einen bedeutenden Vorteil bei den pro Tag abgefeuerten Geschossen hat. Nach ukrainischen Angaben beträgt dieser Vorteil gegenwärtig sieben zu eins beziehungsweise fünf zu eins am Frontabschnitt Charkow. Um dieses Verhältnis auszugleichen, rechnen Russlands Gegner mit einer Steigerung der Munitionslieferungen im Jahr 2025. Dabei räumen sie ein, dass bis zu diesem hypothetischen Zeitpunkt das ukrainische Militär gezwungen sein wird, sich weiter zurückzuziehen und Territorien aufzugeben.

Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst speziell für RT am 16. Juni 2023.

Boris Roschin ist Experte am Zentrum für militärpolitische Journalistik. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.

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