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Politologe Mearsheimer: Katastrophale Lage für den Westen in der Ukraine und in Gaza

Der US-Präsident sei fest entschlossen, den Gaza-Krieg wegen der Kriegsverbrechen Israels so schnell wie möglich zu beenden, so der US-Politologe Mearsheimer. In der Ukraine sei Biden derzeit nicht an Verhandlungen interessiert – "vor allem, weil die Ukrainer verlieren".
Politologe Mearsheimer: Katastrophale Lage für den Westen in der Ukraine und in GazaQuelle: AFP © ALESSANDRO DELLA VALLE

Der renommierte Chicagoer Politologe John Mearsheimer sieht einen "hässlichen Sieg" der Russen in der Ukraine und "keine nennenswerte Aussicht auf Frieden" im Gazastreifen. Das sagte er in einem Interview mit der Berliner Zeitung. 

Es werde keinen konstruktiven Frieden in der Ukraine geben. Der Konflikt werde eingefroren werden, und Russland am Ende einen guten Teil der Ukraine einnehmen, so Mearsheimer.

Was den Gaza-Krieg betrifft, so sei das, was den Palästinensern widerfährt, "absolut schrecklich". Es sei auch kein Ende in Sicht. Israel werde weiterhin als "Apartheidstaat" existieren, in dem die israelischen Juden die Palästinenser beherrschen. Und die Palästinenser würden von Zeit zu Zeit aufbegehren. Genau das sei am 7. Oktober geschehen. Die Palästinenser innerhalb "Großisraels" würden sich aber dennoch weigern, beherrscht zu werden, und weiter revoltieren, prophezeite Mearsheimer.

"Was den Ukraine-Krieg betrifft, so bin ich überzeugt, dass die westliche, von den USA vorangetriebene Politik die Hauptverantwortung trägt. Die NATO-Erweiterung und insbesondere der Wunsch, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, waren die Hauptursache. Was die Ukraine betrifft, ist Joe Biden ein Super-Falke."

Russlands Präsident Wladimir Putin habe kein eigentliches Interesse daran gehabt, gegen die Ukraine Krieg zu führen, so der US-Politologe. Der Westen und insbesondere die Vereinigten Staaten hätten aber kaum etwas getan, den Krieg zu verhindern.

Nachdem der Krieg begonnen hatte, boten die Russen sofort Verhandlungen an. Sie wollten eine Lösung mit ukrainischer Neutralität. Die Verhandlungen wurden zweigleisig geführt, zum einen in Istanbul, zum anderen unter Beteiligung der Israelis. Naftali Bennett, der damalige israelische Premierminister, diente als Vermittler.

"Die Russen waren nicht daran interessiert, die Ukraine zu erobern", so der US-Politologe. Das sei ein Mythos, der im Westen geschaffen wurde, um Putin als hauptverantwortlichen "Bösewicht" darzustellen. Es sei klar, dass Boris Johnson, der damalige britische Premierminister, und Joe Biden beschlossen haben, dass es das Beste wäre, die Verhandlungen zu beenden und den Krieg fortzusetzen. "Sie dachten, dass die Ukraine mit westlicher Unterstützung Russland besiegen würde", sagte Mearsheimer.

"Je länger der Sommer dauert, desto mehr Niederlagen werden die Ukrainer hinnehmen müssen. Ihre Streitkräfte werden dezimiert, und sie verlieren weitere Gebiete. Die Menschen im Westen begreifen dann, dass Russland gewinnen wird. Das wäre eine verheerende Niederlage für die NATO, für den Westen und insbesondere für die USA.

Um das zu verhindern, wird der Westen versucht sein, sich in die Kämpfe einzumischen. Wir sprechen da vor allem von den USA. Das Ergebnis wäre ein Großmachtkrieg direkt an der russischen Grenze. Mit einem großen Potenzial für eine Eskalation bis zur nuklearen Ebene."

Wenn sie die Wahl hätten, würden die Vereinigten Staaten ganz klar den Gaza-Krieg vor dem Ukraine-Krieg beenden, sagte Mearsheimer. Der Imageschaden für die Unterstützung Israels bei seinem völkermörderischen Feldzug sei enorm. Außerdem habe dies große Auswirkungen auf Bidens Aussichten, im November wiedergewählt zu werden. Biden sei daher fest entschlossen, den Krieg in Gaza so schnell wie möglich zu beenden. In der Ukraine sei Biden derzeit nicht an Verhandlungen interessiert – "vor allem, weil die Ukrainer verlieren", so der US-Politologe.

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