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Wozu schickt Russland Kriegsschiffe in die Karibik?

Eine Gruppe von Schiffen der russischen Marine wird diese Woche in Kuba eintreffen. Laut Havanna sei dies ein freundschaftlicher Besuch. Die USA sehen darin eine Machtdemonstration inmitten der zunehmenden Spannungen im Ukraine-Konflikt.
Wozu schickt Russland Kriegsschiffe in die Karibik?Quelle: Sputnik © Russisches Verteidigungsministerium

Von Andrei Restschikow

Diese Woche – vom 12. bis 17. Juni – wird eine aus vier Schiffen bestehende Gruppe der russischen Marine Kuba einen offiziellen Besuch abstatten. Die Fregatte Admiral Gorschkow, das Atom-U-Boot Kasan, das Tankschiff Akademik Pashin und der Rettungsschlepper Nikolai Tschiker werden voraussichtlich den Hafen von Havanna besuchen. (Anm. d. Red.: Berichten zufolge soll die Fregatte der russischen Marine bereits am Montag im Hafen von Havanna angekommen sein.)

Das kubanische Verteidigungsministerium erklärte, die Ankunft der russischen Schiffe sei auf "die historischen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kuba und Russland zurückzuführen und entspricht streng den internationalen Vorschriften". Insbesondere führe keines der Schiffe Atomwaffen mit sich, "sodass ihr Ankern in unserem Land keine Bedrohung für die Region darstellt".

Die russischen Seeleute werden dem Kommandanten der kubanischen Marine und dem Gouverneur von Havanna Höflichkeitsbesuche abstatten und historische und kulturelle Stätten besuchen.

"Bei der Ankunft im Hafen von Havanna werden von einem der Schiffe 21 Salutschüsse als Zeichen der Begrüßung abgefeuert, die von einer Artilleriebatterie der Revolutionären Streitkräfte aus der Fortaleza de San Carlos de la Cabaña beantwortet werden", so das kubanische Verteidigungsministerium.

Während des Kalten Krieges war Kuba ein wichtiger Verbündeter der UdSSR. Seitdem hat Moskau sich weiterhin gegen verschiedene Arten von Beschränkungen, Embargos und Blockaden ausgesprochen und Havanna auf verschiedenen internationalen Plattformen unterstützt. Von 2013 bis 2020 hatte Kuba jedes Jahr russische Schiffe zu Gast, sodass der bevorstehende Besuch eine gute Tradition wieder aufleben lassen wird.

Die Reaktion der USA

Washington beobachtet die Situation im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Auftauchen russischer Kriegsschiffe in der westlichen Hemisphäre genau. Wie John Kirby, der Koordinator für strategische Kommunikation des Weißen Hauses für den Nationalen Sicherheitsrat, feststellte, erwartet Washington "keine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit als Ergebnis dieser Übungen".

US-Medien zufolge beobachten die USA russische Kriegsschiffe, die in der Karibik eintreffen werden, genau. Die Nachrichtenagentur AP hat die Meinung von Militäroffizieren veröffentlicht, die glauben, dass Russland auf diese Weise inmitten der zunehmenden Spannungen über die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine seine Stärke demonstriert.

Die US-Amerikaner sind außerdem überzeugt, dass russische Schiffe auch venezolanische Häfen anlaufen werden, da Moskau eine militärische Präsenz in der westlichen Hemisphäre aufbaue. Gleichzeitig habe Russland die USA nicht über die bevorstehenden Übungen informiert. Militärs auf der ganzen Welt haben jedoch das Recht, Manöver in internationalen Gewässern durchzuführen, und tun dies auch regelmäßig. So haben beispielsweise am Freitag rund 20 NATO-Länder, darunter auch die Vereinigten Staaten, in der baltischen Region in der Nähe Russlands die große See- und Luftübung BALTOPS 24 begonnen.

Zusammensetzung der russischen Schiffsgruppe

Das Mehrzweckschiff Admiral der Flotte der Sowjetunion Gorschkow wurde im Jahr 2018 in die russische Marine aufgenommen. Es ist mit Hyperschallraketen vom Typ Zirkon (für die es im Jahr 2021 modernisiert wurde) und anderen Lenkwaffen ausgestattet. Die Fregatte ist für Einsätze auf hoher See und in ozeanischen Gebieten konzipiert und kann punktgenaue und wirkungsvolle Schläge gegen alle feindlichen Einrichtungen auf See und an Land ausführen.

Diese Woche hat die Admiral Gorschkow im Atlantischen Ozean Schießübungen mit dem Artilleriesystem AK-192M und dem Flugabwehrraketen-Artilleriesystem Pallasch gegen ein simuliertes Drohnenziel in der Luft durchgeführt. Nach Angaben der Schiffsführung zeigte die Besatzung der Fregatte Geschlossenheit und Bereitschaft, die Waffen wie vorgesehen einzusetzen.

Die Kasan, ein nuklear angetriebenes Mehrzweck-U-Boot der vierten Generation, das im Jahr 2009 auf Kiel gelegt und 2021 an die Marine übergeben wurde, gehört zum Projekt 885M (Code Jassen-M) und ist in der Lage, Einsätze in allen Gebieten des Weltozeans durchzuführen. Die U-Boote des Projekts sind als Bestandteil der Schlagkraft der russischen Marine so konzipiert, dass sie in jeder Entfernung von den Stützpunkten einsetzbar sind.

Die taktischen und technischen Merkmale der Kasan sind geheim, aber das U-Boot ist in erster Linie für die Zerstörung feindlicher Überwasserschiffe, Transportfahrzeuge, U-Boote und Bodenziele ausgelegt. Das U-Boot ist mit Abschussvorrichtungen für die Marschflugkörper Kalibr (Reichweite bis zu 1.500 Kilometer) und Onyx (bis zu 300 Kilometer) ausgestattet. Das U-Boot kann bis zu 30 Torpedos mit einem Kaliber von 533 Millimeter an Bord mitführen.

Zur Unterstützung der Admiral Gorschkow und des Atom-U-Boots Kasan wurde auch der mittlere Seetanker Akademik Pashin eingesetzt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Kriegsschiffe zu eskortieren. Das Tankschiff ist für die Aufnahme, die Lagerung, den Transport und den Umschlag aller Arten von Flüssigladungen ausgelegt, darunter Dieselkraftstoff, Schiffsheizöl, Flugparaffin, Motoröl und Wasser. Außerdem gehört zum Geschwader der russischen Marineschiffe die Nikolai Tschiker, ein Seenotrettungsschlepper des Projekts R-5757 (Foti Krylow-Klasse), der im Jahr 1989 auf der finnischen Rauma-Werft gebaut wurde.

"Eine Antwort auf die Aktivitäten der USA"

Nach Ansicht der Analysten des Analyseprojekts Watfor ist der Besuch der Admiral Gorschkow und der Kasan auf Kuba als Reaktion auf das bevorstehende Auftauchen US-amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa und Asien zu werten, das teilweise bereits eingetreten ist, wenn auch auf Rotationsbasis. Dies betrifft in erster Linie die dänische Insel Bornholm und die Philippinen.

In diesem Fall könnte die Entsendung von "Zirkonträgern" an die Küste eines potenziellen Feindes als Vergeltungsmaßnahme in Betracht gezogen werden. Ein solches Szenario könnte die Vereinigten Staaten jedoch dazu zwingen, mehr Ressourcen in die Entwicklung ihrer Luftverteidigungs- und Raketenabwehrsysteme zu investieren und die Bedrohung durch Unterwasser-Marschflugkörperträger hochzuspielen. Nichtsdestotrotz könne jeder das Spiel der "nicht nuklearen Abschreckung" mitspielen, so die Analysten.

"Insgesamt ist der Besuch einer Gruppe von Schiffen der russischen Marine in Kuba unter vielen Gesichtspunkten sinnvoll. Kuba liegt in der Nähe unseres potenziellen Gegners, sodass die Position Havannas für uns im Falle einer weiteren Eskalation der Konfrontation mit den Vereinigten Staaten sehr wichtig ist",

erklärte Admiral Wladimir Walujew, ehemaliger Kommandeur der Baltischen Flotte der russischen Marine, gegenüber der Zeitung Wsgljad.

Ihm zufolge dienen solche Besuche in erster Linie dazu, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Ländern zu stärken. Der Experte schloss jedoch nicht aus, dass der Besuch auch eine Reaktion auf das mögliche Auftauchen von US-Mittelstrecken- und Kurzstreckenraketen in Europa und Asien sein könnte. "Russland unterhält seit langem Beziehungen zu Kuba, die aufrechterhalten werden sollten", betonte der Gesprächspartner.

Die Tatsache, dass Havanna die Abwesenheit von Atomwaffen an Bord der russischen Schiffe betont, unterstreicht den diplomatischen Charakter des bevorstehenden Ereignisses, erklärte der Admiral. Eine solche Ankündigung entspreche den internationalen Regeln für die Ankündigung solcher Besuche, "um die Nachbarn Kubas nicht unnötig zu verunsichern". Er fügte hinzu:

"Das bedeutet, dass es keine Aggression gegenüber den USA geben wird, weder von Kuba noch von Russland. Ich habe einmal Schweden und Finnland besucht, und sie haben auch darauf geachtet, dass sich keine Atomwaffen an Bord der Schiffe befanden."

Die beiden anderen Schiffe der bevorstehenden Expedition haben rein technische Funktionen. Wie Walujew erläuterte, wird der Tanker es der Fregatte Gorschkow ermöglichen, ihre Treibstoffreserven rechtzeitig wieder aufzufüllen. "Die Anwesenheit des Schleppers ist ein Sicherheitsnetz für alle Fälle", fügte der Admiral hinzu.

"Der Besuch in Kuba ist ein Versuch zu zeigen, dass wir in der Lage sind, den US-Amerikanern an ihren Grenzen Probleme zu bereiten", meinte Alexander Chramtschichin, stellvertretender Direktor des Instituts für politische und militärische Analysen. Er schloss nicht aus, dass der Besuch auch eine Antwort Russlands auf die NATO-Übung BALTOPS 24 ist, und hob hervor:

"Die Kubaner haben beschlossen, nur für alle Fälle zu erklären, dass die russischen Schiffe ohne Atomwaffen kommen, denn die Schiffe werden wieder nach Hause fahren und Kuba wird in der Nähe von den USA bleiben."

Gleichzeitig ist Kuba definitiv nicht an einer Wiederholung der Kubakrise von 1962 interessiert – dem Höhepunkt der nuklearen Konfrontation zwischen der UdSSR und den USA, so der Militärexperte Andrei Koschkin. "Die Kubaner wollen, dass die US-Amerikaner, gelinde gesagt, nicht schockiert sind, wie es im Jahr 1962 geschah, als die USA plötzlich R-12-Raketen mit Atomsprengköpfen auf den Startplätzen sahen", erklärte er. Obwohl die UdSSR damals angesichts der US-amerikanischen Raketendrohung, die von der Türkei ausging, mehr als ernsthafte Gründe für solche Aktionen hatte.

Der Experte fügte hinzu, dass der bevorstehende Besuch in Kuba auch in das Konzept der in den Doktrinendokumenten dargelegten außenpolitischen Linie Russlands passe. Dies ist ein Beweis für die Fähigkeit des Landes, die Sicherheit des Staates und seiner Bürger überall auf der Welt zu gewährleisten. Koschkin schloss:

"Der Besuch der russischen Schiffe in Kuba hat keinen aggressiven Charakter. Russische Schiffe müssen überall auf der Welt nationale Interessen verteidigen. Die Vereinigten Staaten verlegen militärisches Personal und Ausrüstung an unsere Grenzen, während wir lediglich Übungen durchführen und uns darauf vorbereiten, die nationale Sicherheit dort zu gewährleisten, wo wir es für notwendig erachten."

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst erschienen bei Wsgljad am 10. Juni 2024.

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