Italienischer Verteidigungsminister zeigt sich über Inkonsequenz westlicher Länder verwundert
Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto versteht den Sinn der Erklärungen westlicher Länder nicht, die den Einsatz von Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium befürworten. In einem Interview mit der Zeitung Corriere della Sera erklärte er, dass die meisten dieser Staaten Kiew zivile und keine militärischen Güter lieferten:
"Es amüsiert mich ein wenig, dass diejenigen, die vom Einsatz von Waffen gegen Ziele auf dem Gebiet der Russischen Föderation sprechen, Länder vertreten, die größtenteils Materialien ziviler Natur und nicht militärischer Natur liefern."
Darüber hinaus kann der Minister die Appelle, westliche Waffen gegen Russland einzusetzen, nicht nachvollziehen. Diese Aufrufe würden weder zu einem positiven Ausgang des Konflikts beitragen noch den Frieden fördern:
"Wirken sich diese Worte positiv auf den Ausgang des Krieges aus? Nein. Fördern sie den Frieden? Nein. Verängstigen sie die Russen? Nein. Verärgern sie sie? Ja."
Außerdem, so der italienische Verteidigungsminister, ergebe es für Kiew keinen Sinn, Russland zu warnen, wenn man Angriffe tatsächlich durchführen wolle:
"Wenn die Ukraine Angriffe ausführen wollte, wäre sie kaum daran interessiert, die Russen darüber zu informieren."
Crosetto bekräftigte, dass seine Regierung den Einsatz italienischer Waffen gegen Ziele auf dem Gebiet der Russischen Föderation sowie die Entsendung von Soldaten in die Ukraine nicht unterstütze.
Am Donnerstag hatte der italienische Außenminister und Vizepremier Antonio Tajani erklärt, dass der russische Präsident Wladimir Putin angesichts der Europawahlen versuche, "den Westen und Europa einzuschüchtern". Putin kommentierte dies mit den Worten, Moskau könne auf die Lieferung von Langstreckenwaffen durch Kiew mit ähnlichen Lieferungen in andere Regionen der Welt reagieren. Im Fernsehsender Canale 5 erklärte Tajani daraufhin wörtlich:
"Putin führt einen hybriden Krieg, droht und verschärft den Ton. Das ist Teil des Spiels. Wir müssen für Frieden und Deeskalation arbeiten und dabei unsere bedingungslose Unterstützung für die Ukraine, ihre Freiheit und territoriale Integrität berücksichtigen."
Jedoch betonte Tajani, dass Italien keine eigenen Truppen in den Konflikt schicken und Kiew nicht erlauben werde, italienische Waffen gegen russisches Gebiet einzusetzen.
Sky News berichtete, dass der stellvertretende italienische Ministerpräsident Matteo Salvini am 27. Mai überdies die Forderung von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach Aufhebung der Rüstungsbeschränkungen mit den folgenden Worten zurückgewiesen hatte:
"Die NATO kann uns nicht zwingen, in Russland zu töten. Genauso wenig wie uns jemand zwingen kann, italienische Soldaten in die Ukraine zu schicken. Wenn sie in der Ukraine kämpfen wollen, sollen Stoltenberg, Emmanuel Macron und alle anderen Anstifter dorthin gehen."
Bei einem am Rande des SPIEF organisierten Treffen mit den Leitern internationaler Nachrichtenagenturen betonte Putin, dass die Haltung der italienischen Regierung gegenüber Russland zurückhaltender sei als die Politik anderer europäischer Länder.
Am 28. Mai hatte Putin als Reaktion auf Vorschläge des Westens, der Ukraine Angriffe auf die Russische Föderation zu gestatten, die NATO-Länder aufgefordert, darüber nachzudenken, "womit sie spielen". Die europäischen Mitgliedsstaaten des Nordatlantikbündnisses sollten nicht vergessen, dass es sich um ein kleines Territorium mit einer dichten Bevölkerung handele.
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