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Oleg Zarjow: Selenskij muss auf Befehl bis zu den US-Wahlen durchhalten

Die aktuelle Strategie der US-Regierung in der Ukraine könnte darin bestehen, den Zusammenbruch des Selenskij-Regimes um jeden Preis bis zu den US-Präsidentschaftswahlen im November hinauszuzögern. Der Preis, den die Ukraine für die Wiederwahl Bidens zahlt, wird umso höher sein.
Oleg Zarjow: Selenskij muss auf Befehl bis zu den US-Wahlen durchhaltenQuelle: Gettyimages.ru © Chip Somodevilla/Getty Images

Die USA haben die Herabsetzung der unteren Altersgrenze für die Mobilmachung in der Ukraine von 27 auf 25 Jahre veranlasst und werden auch verlangen, dass diese Grenze weiter gesenkt wird. In Washington, D.C. setze man darauf, dass die Kämpfe in der Ukraine bis zu den US-Präsidentschaftswahlen im November andauern sollen, erklärte der ehemalige Abgeordnete des ukrainischen Parlaments, der heute im russischen Exil lebende Ukraine-Experte Oleg Zarjow in einem Interview für die Zeitung "Argumente und Fakten" (АиФ).

Wenn das Kiewer Regime früher falle, werde der Ukraine-Konflikt für die USA zu einem zweiten Afghanistan und würde den derzeitigen US-Präsidenten Joe Biden der Chance berauben, für eine zweite Amtszeit wiedergewählt zu werden, begründete der Experte seine Auffassung:

"Die Mobilmachungsressourcen der Ukraine sind begrenzt, so dass die Hürde [des Mindestalters] früher oder später gesenkt werden wird. Im Moment werden die 18-Jährigen dort nur in das Militärregister eingetragen. Sie können nur als Freiwillige an die Front gehen. Aber die Aufgabe besteht darin, die Front mit mobilisierten Menschen zu füllen."

Zarjow erinnerte an zwei damit zusammenhängende Ereignisse: Der US-Kongress hat den Gesetzentwurf über die Bereitstellung eines 61 Milliarden US-Dollar schweren Militär- und Finanzhilfepakets für die Ukraine sechs Monate lang nicht verabschiedet. Das Paket nahm die Hürde im US-Repräsentantenhaus erst dann sofort, nachdem Kiew nach fünfmonatigen Diskussionen sein Gesetz über die erneute Mobilmachung und die Herabsetzung des Wehrpflichtalters von 27 auf 25 Jahre verabschiedet hatte.

Dem ukrainischen Ex-Politiker zufolge war das Thema der Mobilisierung auch einer der Gründe für den beispiellos langen dreitägigen Besuch von US-Außenminister Antony Blinken unlängst in der Ukraine:

"Er hat sich die Aufgabe gestellt, bis zum Ende der US-Präsidentschaftswahlen zu bestehen. Dann wird es entweder ein Problem von [Bidens Rivalen, dem vormaligen US-Präsidenten Donald] Trump sein, oder Biden wird es lösen, aber bereits wiedergewählt."

Zarjow glaubt, dass die USA weniger Geld für die Unterstützung der Ukraine ausgeben wollen. Sie erkennen, dass der Konflikt irgendwie beendet werden muss. Wenn man zu viele Waffen liefert, könne Selenskij nicht zum Frieden gezwungen werden. Deshalb wollen sie nicht zu viele Waffen liefern. Aktuell sei es aber am wichtigsten, dass es kein desaströses Afghanistan-Szenario vor dem Hintergrund von Bidens Wahlkampf gibt – das wäre für ihn eine Katastrophe.

Der 1970 in Dnjepropetrowsk geborene Oleg Zarjow hat Ingenieurwissenschaften an der sowjetischen Top-Hochschule für Raumfahrt, Raketentechnik und sonstige Hochtechnologien MIFI in Moskau studiert. Nach erfolgreichem Studienabschluss kehrte er 1992 in die inzwischen unabhängig gewordene Ukraine zurück, wo er zu einem erfolgreichen Geschäftsmann aufstieg. Im Jahr 2002 wurde er erstmals als parteiloser Kandidat mit einem Direktmandat für Dnjepropetrowsk in das ukrainische Parlament gewählt. 2005 wurde er Mitglied der sozialdemokratisch orientierten Partei der Regionen und gründete im Jahr 2011 das ukrainische Antifaschistische Forum mit.

Nach dem Sieg des Euro-Maidan im Februar 2014 kandidierte Zarjow, der schon früh vor den Folgen des verfassungswidrigen Umsturzes gewarnt hatte und einer der Führer des Anti-Maidans war, als Oppositionskandidat bei den Präsidentenwahlen im Mai 2014, musste seine Kandidatur jedoch Ende April zurückziehen, nachdem er von Rechtsradikalen mehrfach lebensgefährlich verprügelt worden war.

Am 6. Mai erklärte er seine Unterstützung für die Unabhängigkeitsreferenden in den Gebieten Donezk und Lugansk und stieg in der Folge zu dem prominentesten Vertreter der separatistischen Neurussland-Bewegung in der Ukraine auf. Nachdem diese Bewegung keine Unterstützung durch Moskau gefunden hatte, zog sich Zarjow aus der aktiven Politik zurück, kommentierte jedoch das Geschehen in und um den Donbass weiterhin in Interviews und auf seinem Telegram-Kanal. RT DE hat zuletzt im Juli 2023 einen Artikel aus seiner Feder veröffentlicht. Im Oktober 2023 überlebte Zarjow einen ukrainischen Mordanschlag auf ihn.

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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.