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The Economist: Dominanz des Westens im Finanzsystem ist gebrochen – und das ist gut so

Das Weltfinanzsystem ist im Umbruch. Viele Länder stärken ihre Kapitalmärkte und schützen ihre Währungen vor Krisen und dem negativen Einfluss der westlichen Welt. Die schwindende Dominanz der USA, die ihre Währung zu einer Waffe gemacht haben, ist somit von Vorteil.
The Economist: Dominanz des Westens im Finanzsystem ist gebrochen – und das ist gut soQuelle: Sputnik © RIA Nowosti

Das globale Finanzsystem wird in einem rasanten Tempo umgebaut, behauptet das britische Magazin The Economist. Und das alles, um nicht von den "Launen des globalen Kapitals" und von den Experimenten abhängig zu sein, Finanzströme und Reservewährungen zu Waffen in geopolitischen Kriegen zu machen. Diese Entwicklungen schwächen nach und nach die dominante Rolle des Westens im Finanzsystem – und das in jeder Hinsicht zum Besseren. Widerstandsfähigere Institutionen und Wirtschaften seien offensichtlich ein Vorteil, so der Autor des Magazins weiter. Er erklärt:

"Immer wiederkehrende Krisen und die Unfähigkeit des Westens, deren Auswirkungen einzudämmen, haben die Länder mit mittlerem Einkommen dazu veranlasst, die inländischen Kapitalmärkte zu vertiefen, die inländischen Institutionen zu stärken und sich von den internationalen Kapitalströmen mit deren Unbeständigkeit zu trennen. Der von den USA geführte Finanzkrieg hat die Schaffung von Parallelsystemen gefördert, die sich der Kontrolle von Uncle Sam entziehen. Diese beiden Tendenzen haben zur Schaffung eines neuen Systems geführt, das stärker verteilt ist als das übliche zentripetale Speichen-Naben-Modell. Nach dem neuen Muster haben die Länder Optionen jenseits der USA."

Die schockierenden Versuche der USA, ohne Rücksicht auf internationales Recht in alle Finanzinstitute der Welt einzugreifen und sie mit Sanktionen zu belegen, führen zu mehr als nur kurzfristigen Krisen und auch zur Geburt eines mächtigen Gegengewichts. Nordkorea, Iran, Russland, China – die Liste der Länder, gegen die Sanktionen verhängt wurden, wird immer länger, und die Zahl der vermeintlichen Rechtsbrecher, die die USA für ihre angebliche Unterstützung bei der Umgehung der Sanktionen "bestrafen" wollen, wächst explosionsartig an. Allerdings zwingen alle Sanktionen dieser Art die tatsächlichen und potenziellen Betroffenen dazu, Umgehungslösungen zu finden. Dies bedeutet, dass die Abhängigkeit von den westlich kontrollierten Teilen des Finanzsystems verringert werden muss, betont The Economist:

"Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben das System selbst zu einer Waffe gemacht. Die wirtschaftliche Kriegsführung an sich ist nichts Neues. Sie geht mindestens auf das Verbot des Handels zwischen Athen und seinen Nachbarn aus Megara im Jahr 432 vor Christus zurück. Aber die Form der Wirtschaftskriegsführung im 21. Jahrhundert, die neben dem Handelsembargo selbst auch die Erpressung durch das Finanzsystem einschließt, hat sie auf ein neues Niveau gehoben. Die Verfolgung des elektronischen Zahlungsverkehrs in Verbindung mit der Dominanz des US-Dollars im Weltfinanzsystem und der zentralen Stellung der US-Banken hat der US-Regierung einen noch nie dagewesenen Einfluss verliehen. Washington wurde in die Lage versetzt, nicht nur einzelne Banken, sondern ganze Länder vom Finanzsystem abzukoppeln. Infolgedessen begannen die Länder unweigerlich, nach Alternativen zur finanziellen Hebelwirkung in den Händen der USA zu suchen."

Aber noch wichtiger ist die finanzielle Konfrontation zwischen den USA und China, die begonnen hat, so der Autor von The Economist. Diese sei so mächtig und zerstörerisch, dass internationale Unternehmen und Investoren "Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass die chinesisch-US-amerikanische Spaltung nicht durch sie verläuft". Als Beispiel führt der Autor an:

"Sequoia, eine der erfolgreichsten Venture-Capital-Gesellschaften der Welt, kündigte im vergangenen Juni an, dass sie sich in getrennte US-amerikanische, chinesische und indische Unternehmen aufteilen werde. Banker in Singapur sagen, dass chinesische Unternehmen 'scharenweise' auf ihrem neutralen Territorium ankommen. Einige gehen dort sogar an die Börse, obwohl sie sicher einen niedrigeren Preis als in Hongkong bekommen werden."

Der wachsende wirtschaftliche Konflikt zwischen den USA und China wird einige Länder früher oder später dazu zwingen, sich zu entscheiden. Und das könnte zum Zusammenbruch des gesamtenSystems führen. Die Folgen für die Weltwirtschaft und die Bewegung der globalen Finanzströme könnten katastrophal sein, so der Experte von The Economist. Er warnt, dass die Umkehrung der globalen Finanzströme wegen einer geopolitischen Konfrontation mit allen möglichen Problemen verbunden ist:

"Ein plötzlicher Abzug von ausländischem Kapital könnte einen Zusammenbruch bei den Anlagewerten auslösen und die Finanzstabilität selbst gefährden. Gleichzeitig wären einige Länder anfälliger für Schocks, da sie die Möglichkeit verlieren würden, Risiken international zu diversifizieren. "

Es scheint also wahrscheinlich, dass viele Länder ihre Finanz- und Wirtschaftssysteme weiterhin gegen den Einfluss der USA und die Auswirkungen von Krisen im Zusammenhang mit den Vereinigten Staaten abschirmen werden. Es könnte auch sehr gut sein, dass die Länder, die der Westen selbst versucht hat, "zur Strafe" zu isolieren, und die gelernt haben, erfolgreich in einer solchen "Isolation" zu leben, in einer Zeit, in der die gigantische US-Wirtschaft und das US-Imperium zusammenbrechen, davon profitieren werden.

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