"Die NATO braucht Blutvergießen" – Chinas Blick auf den Ukraine-Krieg
In einem Kommentar in der in Peking erscheinenden Global Times artikuliert sich die Sicht Chinas auf den Ukraine-Konflikt. Die NATO habe nicht den Plan, das Blutvergießen zu beenden, heißt es dort anklagend. Man bereite sich trotz der Gesprächsangebote Russlands, die Putin zuletzt öffentlich im Interview mit Tucker Carlson wiederholt hat, seitens der NATO auf eine jahrelange Konfrontation mit Russland vor. Die NATO will einen langen Krieg, ist die Schlussfolgerung.
"Man muss kein geopolitischer Experte sein, um beurteilen zu können, wer ein Ende des Konflikts verhindert",
schreibt der Autor des Kommentars, Ai Jun, der aus dem Interview der Welt am Sonntag mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zitiert. Der sagte dem Blatt, der Westen suche keinen Krieg mit Russland, die Konfrontation mit Russland könnte jedoch Jahrzehnte andauern.
"Die Aussage Stoltenbergs, der Westen strebe keinen Krieg mit Russland an, ist ebenso heuchlerisch, wie die Behauptungen der USA, die allerorten bombardiert und gleichzeitig erklärt, sie wolle keinen Konflikt."
Die NATO braucht einen äußeren Feind, der ihre Existenz legitimiert, führt der Autor aus. Hierzu kreiert sie das Feindbild Russland. Die Existenz Russlands als Gegner der NATO würde deren weitere Existenz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion überhaupt erst rechtfertigen. Zudem gebe es finanzielle Interessen. Die NATO sei wie ein Bestattungsunternehmer, der in Friedenszeiten schlecht verdient.
"Die NATO braucht den Konflikt und Blutvergießen. Daher schürt sie Angst und Panik, um so sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten ihre Militärbudgets ausweiten."
Russland lehnt Verhandlungen nicht ab, fährt der Kommentar fort, denn es liegt nicht im Interesse des Landes, in einen lang andauernden Konflikt eingebunden zu werden. Putin habe bisher eine deutlich größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Umgang mit geopolitischen Konflikten als der Westen an den Tag gelegt.
Doch die NATO wird all die Angebote nicht annehmen, ist sich der Autor sicher. Stoltenberg spiele die Rolle eines Vertreters der NATO-Abteilung im Pentagon. Biden könne es sich zudem nicht leisten, die Ukraine noch vor den Wahlen fallen zu sehen.
Bidens Kontrahent, Donald Trump dagegen, blicke kritisch auf die NATO. Damit werde die US-Wahl zu einem der wichtigsten Faktoren, was den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs angeht. Doch ganz unabhängig davon, wer ins Weiße Haus einzieht, könne niemand leugnen, dass eine US-geführte NATO für Europa gefährlich ist. Dabei sei klar, je länger der Konflikt dauert, desto größer werde auch die Belastung für die USA.
"Die USA haben vielleicht vorübergehend von Waffen- und Energieverkäufen profitiert, aber auf lange Sicht wird der US-Dollar allmählich an Einfluss verlieren und die Hegemonie der USA zerfällt. In diesem Konflikt wird es absolut keinen Gewinner geben",
sagte ein chinesischer Militärexperte und Fernsehkommentator dem Blatt.
Es wäre in Europas Interesse, mit Russland Frieden zu schließen und eine gemeinsame Entwicklung anzustreben, statt sich bedingungslos an die aggressive NATO zu binden, schlussfolgert die Global Times.
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