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Boris Johnsons Nebelkerzen: Hitler-Vergleiche, um von seiner Rolle im Ukraine-Krieg abzulenken

Es steht im Raum, dass Boris Johnson im April 2022 einen bereits ausgehandelten Friedensschluss zwischen Russland und der Ukraine durch persönliche Intervention verhinderte. Der britische Ex-Premier schweigt dazu. Auch nach dem Carlson Putin-Interview setzte er mit Angriffen ad hominem und abstrusen Hitler-Vergleichen Nebelkerzen.
Boris Johnsons Nebelkerzen: Hitler-Vergleiche, um von seiner Rolle im Ukraine-Krieg abzulenkenQuelle: Gettyimages.ru © Dan Kitwood/Getty Images

Der frühere britische Premierminister Boris Johnson hat in seiner Kolumne für den kostenpflichtigen Dienst der Daily Mail das Putin-Interview von Tucker Carlson angegriffen und behauptet, es sei direkt "Hitlers Spielbuch" entnommen. Auf den von Wladimir Putin und vor ihm von mehreren engen Selenskij-Vertrauten erhobenen Vorwurf, Johnson habe im April 2022 der ukrainischen Seite den bereits ausgehandelten und paraphierten russisch-ukrainischen Friedensvertrag ausgeredet, ging der Politiker dabei explizit nicht ein.  

Stattdessen versuchte Johnson, von den ihn belastenden Aussagen durch persönliche Angriffe auf Carlson und Putin abzulenken. Zu Carlson heißt es in der Kolumne, der Amerikaner sei ein "Handlanger des Tyrannen, das Diktiergerät des Diktators und ein Verräter am Journalismus". 

Putins Botschaft an Amerika stamme direkt aus dem "Hitler-Drehbuch", hieß es weiter:

"Halten Sie sich aus diesem Konflikt heraus [...] ‒ und bald können wir alle in Frieden leben."

Der einzige Unterschied bestehe laut Johnson darin, dass Hitler seine Botschaft im Juni 1940, kurz nach dem Einmarsch in Frankreich, über die Zeitungen von William R. Hearst und einen deutsch-amerikanischen Journalisten namens von Wiegand verbreitete.

Das Einzige, was Johnson zum gegen ihn gerichteten Vorwurf äußerte, er habe April 2022 die Unterzeichnung des bereits paraphierten Friedensvertrags zwischen Russland und der Ukraine verhindert, wirkt ebenfalls wie eine Nebelkerze: 

"Nichts und niemand hätte diese löwenherzigen Ukrainer davon abhalten können, für ihr Land zu kämpfen ‒ und nichts wird es tun."

Dawid Arachamija, Fraktionsvorsitzender von Selenskijs Regierungspartei "Diener des Volkes" im ukrainischen Parlament, hatte in einem Interview für das ukrainische Fernsehen Anfang Dezember über Verhandlungen, die Ende Februar und Anfang März 2022 zwischen Russland und der Ukraine in Weißrussland und später in Istanbul stattgefunden hatten, berichtet. Arachamija, der bei diesen Verhandlungen die ukrainische Delegation geleitet hatte, sagte im Interview, dass die russische Verhandlungsdelegation ein "konkretes Ziel" verfolgt habe: die Ukraine dazu zu bringen, eine militärische Neutralität zu akzeptieren und die Bestrebungen für eine NATO-Mitgliedschaft aufzugeben. Zu Gebietsforderungen erklärte Arachamija, dass die russischen Unterhändler zu diesem Zeitpunkt bereit waren, "dahin zurückzukehren, wo sie vor der Invasion standen", zu den Grenzen vor dem 24. Februar 2022.

Warum es damals trotz der Vorleistung durch den Abzug russischer Truppen aus den Vororten Kiews und großen Teilen der Ukraine nicht zur Unterzeichnung der Friedensvereinbarung gekommen ist, erklärte Arachamija damit, dass der damalige britische Premierminister Boris Johnson nach Kiew kam und mit den Worten intervenierte:

"Wir werden gar nichts unterzeichnen, ihr werdet einfach weiterkämpfen."

Die "löwenherzigen Ukrainer" waren ‒ nach den Worten eines engen Selenskij-Vertrauten ‒ im März und April 2022 eben bereit, mit Russland Frieden zu schließen. Eine ehrliche Antwort auf seine Rolle bei der Verhinderung dieses Friedensschlusses zu für die Ukraine sehr günstigen Bedingungen bleibt Boris Johnson nach wie vor schuldig. 

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