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USA setzen Erteilung für LNG-Exportlizenzen aus – Verunsicherung in Europa

Die Biden-Regierung hat sich den Forderungen von Umweltgruppen gebeugt und die weiteren Genehmigungen in Bezug auf den Flüssiggas-Export gestoppt. Dies verunsichert unter anderem die europäischen Staaten, die auf die LNG-Lieferungen aus den USA angewiesen sind.
USA setzen Erteilung für LNG-Exportlizenzen aus – Verunsicherung in EuropaQuelle: Legion-media.ru © IMAGO/www.imago-images.de

Von Alex Männer

Die Vereinigten Staaten gelten derzeit als der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas, nachdem sie in den vergangenen Monaten an Katar und Australien vorbeiziehen konnten. Allerdings könnten die Amerikaner diesen Status bald wieder verlieren. Denn am Freitag hat die US-Regierung ihre Ankündigung wahr gemacht und die Erteilung neuer Genehmigungen für den Export von Flüssigerdgas (LNG) ausgesetzt, um "die Auswirkungen auf das Klima, die Wirtschaft und die nationale Sicherheit sorgfältig zu untersuchen".

Bereits vor wenigen Wochen hatten US-Medien darüber berichtet, dass die Administration von Präsident Joe Biden angeblich aus Umweltgründen den Schritt erwäge, die vom Energieministerium erteilten Lizenzen für den LNG-Export einer Neubewertung zu unterziehen. Damit sollte auf die Forderungen von Umweltgruppen eingegangen werden, die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

Obwohl Regierungsbeamte betonen, dass die Entscheidung keine Auswirkungen auf die LNG-Lieferungen nach Europa haben werde, hat das Moratorium die Europäische Union dennoch verunsichert. Schließlich bezieht sie  nach dem massiven Ausfall der Gaslieferungen aus Russland – den Großteil ihrer Gasimporte inzwischen aus den USA. (Zur Erinnerung: Die Gasimporte aus Russland in die EU waren zwischen 2022 und 2023 von knapp 160 Milliarden Kubikmeter auf etwa ein Drittel gefallen. Im gleichen Zeitraum haben sich die jährlichen Einfuhren von US-Flüssiggas nach Europa verdreifacht und machen heute knapp 60 Milliarden Kubikmeter aus.)

Mögliche Folgen für Europa und Deutschland

Die Europäer befürchten nun, dass das Umdenken in Washington in Bezug auf die LNG-Exporte jene Projekte bremsen könnte, die auch große europäische Kunden betreffen, schreibt die Agentur Bloomberg. Dies würde den ohnehin kriselnden Energiesektor der EU, der zur Deckung des europäischen Energiebedarfs auf die USA angewiesen ist, erneut hart treffen.

Bloomberg zufolge werde sich die Aussetzung der Genehmigung nicht auf die zuvor erteilten Lizenzen auswirken. Dagegen aber auf mehrere Initiativen, über die das Energieministerium noch entscheiden soll. Diese betreffen unter anderem das Unternehmen Commonwealth LNG in Louisiana oder die Erweiterung der Flüssiggasanlage des Unternehmens Port Arthur in Texas.

"Es ist offensichtlich, dass uns eine schwierige Zeit für neue amerikanische Projekte bevorsteht: Zuerst die Entscheidung von Biden, gefolgt von den bevorstehenden Wahlen und den damit verbundenen Unsicherheiten", sagte der unabhängige Branchenberater Jean-Christian Heinz.

Angesichts dessen sollen sich die europäischen Unternehmen und Händler bereits daran gemacht haben, Geschäfte für die Lieferungen von US-Flüssiggas für jene Projekte abzuschließen, die jetzt in Gefahr geraten könnten.

Aus deutscher Sicht stellt sich nun die Frage, inwiefern das Ganze die Energiesicherheit der Bundesrepublik betrifft? Immerhin bezieht Deutschland mehr als 80 Prozent seiner LNG-Importe aus den USA. Nun, es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Lieferungen aus Übersee auf einmal gestoppt werden, denn schließlich haben die Amerikaner viel dafür getan, um den Konkurrenten Russland vom europäischen Markt zu verdrängen. Dadurch haben sie mit ihren LNG-Ausfuhren in die EU bereits mehr als 50 Milliarden Dollar verdient. Und sie könnten problemlos noch mehr verdienen, weil die Europäer wegen der besagten russischen Importkürzungen keine andere Wahl haben, als das US-Flüssiggas zu weitaus höheren Preisen zu kaufen.

Was übrigens verdeutlicht, dass die Regierungen der europäischen Länder sich nicht dem Markt, sondern in Wirklichkeit der US-Politik unterordnen und damit die US-amerikanischen Wirtschaftsinteressen bedienen. Ohne dabei Rücksicht auf die eigene Bevölkerung zu nehmen, die die zusätzlichen Ausgaben für Gasimporte, die seit Februar 2022 mehr als 185 Milliarden Euro betragen haben, aus eigener Tasche bezahlen muss.

Zugleich scheinen auch die USA ihrerseits keine Rücksicht auf Europa zu nehmen. So hatte die US-Führung mit ihrer kürzlichen Entscheidung, die Seeoperation "Prosperity Guardian" im Roten Meer zu beginnen und dutzende Luftangriffe auf Ziele im Jemen durchzuführen, die LNG-Versorgung der EU womöglich vor unnötige Probleme gestellt. Denn Katar, einer der wichtigsten europäischen LNG-Lieferanten, hat als Reaktion auf die US-Angriffe die Verschiffung von Flüssiggas durch die Straße von Bab al-Mandab, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet, eingestellt. Noch sind Engpässe in Europa nicht zu befürchten, trotzdem wird der europäischen Energiesicherheit mit zusätzlichen Spannungen im Nahen Osten keinesfalls geholfen.

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