UNO: Millionen von ukrainischen Flüchtlingen haben inzwischen ihre Heimat besucht

Fast vier von zehn Ukrainern, die in Westeuropa Zuflucht gesucht haben, fühlen sich sicher genug, um zwischen dem Aufnahmeland und ihrem Heimatland hin- und herzureisen, etwa um Verwandte zu besuchen, Arzttermine wahrzunehmen, für Urlaubszwecke und für andere Unternehmungen. Das ergibt sich aus einer Erhebung des UN-Flüchtlingshilfswerks.

Mehr als zwei Millionen ukrainischer Flüchtlinge haben nach einer Erhebung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) seit ihrer Flucht vor den Kämpfen in der Ukraine im Jahr 2022 die Heimat mindestens einmal besucht. Die Studie, über die die New York Times (NYT) am Dienstag berichtete, ergab, dass allein 300.000 der geflüchteten Ukrainer sich in der Heimat regelmäßig medizinisch behandeln lassen.

Die 39-jährige Geflüchtete Ljudmila Gurentschuk sagte der Zeitung:

"Die Medizin ist in der Ukraine einfach besser. Es ist billiger, es geht schneller, und die Ärzte sind aufmerksamer. Deshalb fahre ich (in die Ukraine), so oft ich kann."

Gurentschuk, die mit ihrem 7-jährigen Sohn an der Côte d'Azur lebt, gehört zu den mehr als 5,8 Millionen Ukrainern, die im Zuge des Konflikts mit Russland vorübergehend in anderen europäischen Ländern untergekommen sind. Der UN-Studie zufolge wollen 62 Prozent von ihnen irgendwann in der Zukunft in die Ukraine zurückkehren, und 14 Prozent beabsichtigen, innerhalb der nächsten drei Monate zurückzukehren. Die restlichen 24 Prozent, etwa 1,4 Millionen Menschen, sind entweder unentschlossen oder haben nicht die Absicht, zurückzukehren.

Züge und Busse, die zwischen der Ukraine und Europa pendeln, sind während der Schulferien oft voll mit Familien, die in das Heimatland unterwegs sind, um Ehemänner und Familienväter zu besuchen, so die NYT. Letztere mussten zurückgelassen werden, da die Regierung in Kiew erwachsenen Männern unter 60 Jahren die Ausreise verboten hat. Andere kehren zurück, um beispielsweise ihr Eigentum zu überprüfen oder offizielle Dokumente zu erhalten.

Das Ausmaß der Rückbesuche von Flüchtlingen in der Ukraine sei für einen größeren Konflikt ungewöhnlich und spiegele die Tatsache wider, dass große Teile des Landes zugänglich und von den Kämpfen relativ unbeschadet geblieben seien, so die Zeitung. Für viele, die zurückkehrten, gehe es darum, "eine Beziehung zu ihrem Heimatland wieder aufzubauen, ohne vollständig umgesiedelt zu werden", so die Soziologin Julia Schukan von der Universität Paris-Nanterre gegenüber der Zeitung.

Die Umfrage des UN-Flüchtlingshilfswerks ergab außerdem, dass nur 43 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge in der EU eine Beschäftigung haben. Etwa zwei von drei erhalten finanzielle Unterstützung, aber nur 35 Prozent gaben an, über ein ausreichendes Einkommen zu verfügen, um den Großteil ihrer Bedürfnisse zu decken.

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