Oxfam: Den großen Konzernen verschaffen die Krisen Traumprofite
Die Hilfsorganisationen Oxfam und ActionAid haben sich weltweite Wirtschaftsdaten vorgenommen, beispielsweise den Bericht "Global 2000" von Forbes. Sie stellten fest, dass große Konzerne gewaltig von der Krise profitierten, die unter anderem durch die Russland-Sanktionen des Westens ausgelöst wurde.
"722 der weltgrößten Konzerne haben zusammen in den letzten zwei Jahren jeweils eine Billion US-Dollar an Mitnahmegewinnen eingestrichen, bei explodierenden Preisen und Zinssätzen, während Milliarden Menschen knapsen müssen oder an Hunger leiden."
Die Profite seien im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2017 und 2020 um 89 Prozent gestiegen. Als Mitnahmegewinne wurden jene gezählt, die die Durchschnittsgewinne dieses Zeitraums um mehr als zehn Prozent überstiegen.
Allein die Energiekonzerne hätten im Schnitt jährlich 237 Milliarden Dollar Gewinne mitgenommen. Die Energiemilliardäre hätten ihr gesammeltes Vermögen um 50 Milliarden auf fast 432 Milliarden Dollar erhöht. Aber auch Nahrungsmittelkonzerne, Banken und die pharmazeutische Industrie haben von der Krise der Lebenshaltungskosten profitiert, durch die 250 Millionen Menschen in 58 Ländern in akute Lebensmittelunsicherheit geworfen wurden.
"Das erste Mal in 25 Jahren haben extreme Armut und extremer Reichtum gleichzeitig zugenommen", schrieben die Verbände in ihrer Erklärung. Die zusätzlichen Gewinne von 18 Nahrungsmittelkonzernen betrügen mit 14 Milliarden Dollar jährlich mehr als das Doppelte des Betrages, der erforderlich wäre, den Hunger in Ostafrika zu beenden, wo derzeit alle 28 Sekunden ein Mensch verhungere.
"Die Menschen haben die Gier der Konzerne mehr als satt. Es ist obszön, dass Konzerne Milliarden Dollar an außergewöhnlichen Gewinnmitnahmen einstreichen, während die Menschen überall damit kämpfen müssen, sich genug Nahrung oder grundlegende Bedürfnisse wie Medikamente oder Heizung leisten zu können", sagte Amitabh Behar, Interimsvorsitzender von Oxfam International.
"Das Big Business führt uns alle hinters Licht – sie setzen die Preise herauf, um Monsterprofite einzufahren, und plündern die Menschen unter dem Deckmantel einer vielfachen Krise aus."
Im vergangenen Jahr hatte bereits ein Bericht der UN-Entwicklungsorganisation UNCTAD darauf hingewiesen, dass die Hälfte der globalen Inflation auf Spekulation und Preiserhöhungen durch Monopole zurückzuführen sei. Selbst Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, prägte dafür im Mai vergangenen Jahres den Begriff "Gierflation". Letzte Woche bestätigte auch der IWF abermals, dass sich die Hälfte der europäischen Inflation der letzten zwei Jahre in Konzerngewinne verwandelt habe.
"Ein paar immer dominantere Konzerne monopolisieren Märkte und setzen die Preise gewaltig in die Höhe, um die Taschen ihrer reichen Anteilseigner zu füllen. Big Pharma, die Energiegiganten und die großen Supermarktketten haben während der Pandemie- wie während der Lebenshaltungskostenkrise schamlos ihre Profitraten hinaufgetrieben. Und das Bedenklichste daran – ohne eine Regulierung, progressive Besteuerung eingeschlossen, haben die Regierungen dazu geradezu eingeladen", sagte Behar.
Während die Löhne der Beschäftigten in diesen zwei Jahren um drei Prozent sanken, stiegen die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden real in 2022 um 9 Prozent. Eine Milliarde Beschäftigter hat 2022 insgesamt 746 Milliarden Dollar an Reallohnverlusten erlitten.
Oxfam und ActionAid fordern, diese Gewinne durch eine hohe Besteuerung einzuziehen. "Sie müssen die Interessen der großen Mehrheit über die Gier weniger Privilegierter stellen", erklärte Arthur Larok, der Sekretär von ActionAid.
Oxfam ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, wirtschaftliche Daten insbesondere auf Entwicklungen bei Armut und Reichtum hin zu untersuchen. Die Organisation ist eine der besten Quellen für Informationen über globale Ungleichheit.
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