USA schieben ukrainische Offensive auf – Kiew hofft, dass sie ganz ausbleibt
Eine Analyse von Kirill Strelnikow
Der Kommunikationsdirektor des US-Sicherheitsrats John Kirby hat bekannt gegeben, wann die viel gepriesene ukrainische Offensive, die die russische Armee ganz sicher in die Knie zwingen soll, endlich zu erwarten sei: Die Offensive beginne sicher in diesem Sommer. Mit gleichem Erfolg hätte Kirby ankündigen können, dass die Offensive unvermeidlich in diesem Jahr oder in den nächsten fünf Jahren kommt. Vergleicht man die vergangenen Behauptungen der sprechenden Köpfe im Westen mit den heutigen, fällt eine ausdrückliche Verschwommenheit von Formulierungen auf. Gleichzeitig versuchen sie, der Öffentlichkeit etwas vorzuweisen, das wie Entschiedenheit, Sicherheit und die Existenz zumindest irgendwelcher konkreten, durch reale Möglichkeiten gestützten Plänen aussehen soll.
In einem besonders scharfen Kontrast steht der Auftritt Kirbys zur Hysterie, die jüngst in den führenden westlichen Medien herrscht. Hier sind nur wenige Beispiele für Titel von Leitartikeln:
1. Mai: "Ukraine bereitet sich auf die entscheidende Gegenoffensive vor"
9. Mai: "Ukrainische Regierung hofft auf Gegenoffensive gegen Russland"
12. Mai: "Ukrainische Gegenoffensive: der Wendepunkt des Kriegs kommt"
27. Mai: "Erfolgreiche Kampagne der Ukraine wird Präsident Putin eine völlige Niederlage bereiten"
28. Mai: "Ukraine bereit, die lang erwartete Offensive zu starten"
29. Mai: "Exklusiv: Ukraine bereitet Gegenoffensive bei Bachmut vor"
30. Mai: "Ukrainischer tödlicher Schlag ist bereit"
Wir sehen, dass das westliche Establishment direkt, indirekt, offiziell, inoffiziell, von der Seite, von oben und ganz offen ins Gesicht von der Ukraine eine siegreiche Gegenoffensive forderte und fordert. Bis dahin bleibe nur noch ganz wenig Zeit?, doch sie kommt nicht einmal ansatzweise. Mehr noch, ukrainische Amtsträger verzögern das Spiel mit allen Mitteln, erfinden Ausreden und setzen immer neue Bedingungen: Mal brauchen sie eine konkrete und von vornherein unrealistische Anzahl an Panzern, mal US-amerikanische Flugzeuge, mal mehr Zeit und so weiter.
Doch die westlichen Kreditgeber zeigen der Ukraine eine tickende Uhr, Geheimdienste kramen Dossiers mit Belastungsmaterial hervor, und militärische Berater stoßen das ukrainische Militär quasi mit dem Stock in den Rücken und treiben es in den Kampf.
Und gerade am Mittwoch zeigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Ukraine einen kollektiven schwarzen Punkt:
"Der Westen wird die Unterstützung des ukrainischen Militärs beim Scheitern der Gegenoffensive revidieren."
Was sollen denn nun die ganzen Wladimir Selenskijs, Alexander Syrskis, Michail Podoljakas und die Geister von Waleri Saluschny tun?
Da nahm sich jemand – wahrscheinlich der Chef des ukrainischen Auslandsgeheimdiensts Kirill Budanow – ein Beispiel an den Kuratoren und hatte einen großartigen Einfall: Die Gegenoffensive könne doch im Internet stattfinden, wenn sie schon in der Realität nicht möglich ist.
Im Rahmen der Umsetzung dieser glänzenden Idee wurden PR-Aktionen durchgeführt, die sich an das westliche Publikum richten und als militärische Operationen getarnt sind. Da sind sowohl Angriffe von Sabotagegruppen auf russisches Territorium als auch der Flug einer Drohne zum Kreml als auch Artillerieangriffe auf russische Grenzsiedlungen und ihre zivilen Bewohner als auch der Versuch, Moskau mit einem Drohnenschwarm anzugreifen. Gerade dies wird als die groß angekündigte Gegenoffensive ausgegeben.
Dennoch lag der Effekt dieser Angriffe in militärischer Hinsicht nahe null, und es gibt ernste Zweifel, ob der Westen sie "anrechnet". Wie Kirby selbst sagte, wollen die USA keine ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium und unterstützen sie nicht. Natürlich sind seine Worte keinen Cent wert, doch bedeuten sie offensichtlich, dass diese Aktionen der Ukraine bei ihrem Rechenschaftsbericht über die Verwendung der milliardenschweren Mittel für die Gegenoffensive sicher nicht angerechnet werden.
Was indessen Russland seinem Dossier hinzufügen wird, ist der Terrorismus der ukrainischen Regierung. Weil sie es nicht schaffte, Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen, beschloss sie, mit Zivilbevölkerung zu kämpfen – und auf die eine oder andere Weise wird es ihr teuer zu stehen kommen.
Im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse erklingen oft Meinungen, dass wir "spiegeln", also aufhören, uns wie edle Ritter zu benehmen, und nach dem Prinzip "Auge um Auge" antworten müssen.
Doch die russische Armee ist nicht das ukrainische Militär, wir werden nie Zivilisten vernichten. Jeden Tag lernen wir (manchmal von Neuem) und werden stärker und haben es nicht nötig, uns ein Beispiel an Terroristen zu nehmen.
Nach Angaben jüngster nicht öffentlicher Berichte der Denkfabriken RAND Corporation und Center for an New American Security an die US-Führung kommt das Training des ukrainischen Militärs nach NATO-Standards und das Aufpumpen der Ukraine mit modernsten westlichen Waffen den russischen Streitkräften zugute, denn sie erhalten die Möglichkeit, die Bekämpfung der westlichen Militärtechnik, der operativen Führung und der Taktik der NATO zu üben.
Im Grunde lehrt die NATO uns, gegen sie zu kämpfen, ohne selbst eine solche Erfahrung zu erhalten. Und nun erklingen Forderungen, "aufzuhören, die Russen zu sponsern". Das Leben ist eben kein Märchen.
Was die Gegenoffensive der Ukraine angeht: Unabhängig davon, ob sie bloß in Form schöner Titel bleibt oder ob die Kiewer Bande doch noch einen selbstmörderischen Angriff in diesem Sommer wagt, werden die Ziele und Aufgaben der militärischen Spezialoperation davon in keiner Weise betroffen.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti.
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