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Folgen für Rückgabepolitik? Nigerias Präsident schenkt Benin-Bronzen einem König

Die im Dezember an Nigeria zurückgegebenen sogenannten Benin-Bronzen sind vom nigerianischen Präsidenten an das derzeitige Oberhaupt der Königsfamilie von Benin übergeben worden. Ob und inwieweit sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, ist noch unklar. Der Vorgang wirft Fragen zur Rückgabepolitik und zum Agieren der Verantwortlichen in Deutschland auf.
Folgen für Rückgabepolitik? Nigerias Präsident schenkt Benin-Bronzen einem KönigQuelle: www.globallookpress.com © Florian Gaertner / www.imago-images.de

Die Rückgabe der sogenannten Benin-Bronzen an die nigerianische Regierung sollte dem Bundesaußenministerium nach ein symbolischer Akt der Wiedergutmachung werden. Doch ob das nigerianische Volk die Bronzen jemals zu Gesicht bekommt, ist äußerst fraglich.

Der Hintergrund: Nach der Plünderung und Verwüstung des Königspalastes von Benin durch britische Truppen im Jahr 1897 wurden mindestens 3.000 Artefakte international verstreut. Den Staat Nigeria gab es damals noch nicht, dafür aber das (heute historische) Königreich Benin.

Dieser Logik folgend übergab der scheidende nigerianische Staatspräsident Mohammedu Buhari die Bronzen an Oba Ewuare II., das derzeitige Oberhaupt der Königsfamilie von Benin. Dies sei bereits am 23. März geschehen, wie zahlreiche afrikanische Medien berichten. In einer damals veröffentlichten offiziellen Bekanntmachung mit dem Titel "Notice of Presidential Declaration" heißt es:

"Nach dem vorgeschlagenen Gesetz müssen alle Artefakte an den Oba von Benin übergeben werden, der die Rechte des ursprünglichen Eigentümers ausübt. Dies gilt sowohl für die bereits zurückgegebenen als auch für die noch nicht zurückgegebenen Gegenstände."

Weiter heißt es in der Erklärung, es sei dem Oba überlassen, was er mit den Artefakten macht: Er könne sie in seinem Palast aufbewahren, in Benin-Stadt oder an jedem anderen Ort, den der Oba und die nigerianische Regierung als sicher erachten. Dem Vernehmen nach sollen die Bronzen zwar in einem noch zu errichtenden Palast-Museum ausgestellt werden. Doch ist noch völlig offen, ob dieses "Privatmuseum" auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Im Extremfall wäre nicht auszuschließen, dass der neue Besitzer die Bronzen an private Sammler verkauft.

In Deutschland hatte zuerst die Schweizer Wissenschaftlerin Brigitta Hauser-Schäublin in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darauf aufmerksam gemacht. Hauser-Schäublin bewertet den Vorgang höchst kritisch:

"Für die deutsche Politik und die ihren Zielen dienenden Museumsleute endet damit die Rückgabe der Bronzen an 'das nigerianische Volk' in einem Fiasko. Wie leichtfertig formuliert die Vereinbarung zur Eigentumsübertragung zwischen Deutschland und Nigeria war, zeigt sich jetzt in aller Deutlichkeit."

Zu allem Überdruss hätte man im Ministerium von Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) allerdings wissen können, was Buhari vorhat. So übergab der Präsident dem Oba bereits im Jahr 2021 zwei Benin-Bronzen aus Großbritannien. Ein Jahr später zitierte ihn die nigerianische Zeitung Premium Times wie folgt:

"Meine Anweisung, diese Artefakte an den Oba von Benin zurückzugeben, markiert den Beginn eines weiteren Aspekts in der hochgeschätzten Beziehung zwischen der nigerianischen Bundesregierung und unseren traditionellen Institutionen, die in der Tat die wahren Hüter unserer Geschichte, Bräuche und Traditionen sind."

Die Folgen des Vorgangs für die Rückgabepolitik von Artefakten aus europäischen Museen an afrikanische Länder lassen sich derzeit jedenfalls noch nicht abschätzen. Zumindest wirft das Vorgehen des nigerianischen Präsidenten Fragen auf, auch im Hinblick auf das Agieren der Verantwortlichen zu Hause.

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