Verschätzt: Greta Thunberg löscht "Weltuntergangs"-Tweet
Im Jahr 2018 sprach die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg auf Twitter eine ganz besondere Warnung aus: Der Klimawandel werde "die gesamte Menschheit auslöschen", wenn fossile Brennstoffe nicht bis 2023 abgeschafft würden. Nun, fünf Jahre später, wäre es laut Thunberg so weit – doch vom Weltende keine Spur. Das ist offenbar auch Thunberg aufgefallen, die den besagten Tweet inzwischen gelöscht hat. In den sozialen Medien ist er daher zu einem Running Gag geworden. Denn glücklicherweise hatten aufmerksame Internetnutzer zuvor noch einen Screenshot von Gretas Äußerung angefertigt.
Hi @GretaThunberg! Why did you delete this? pic.twitter.com/YRyrCje0L1
— No Bailouts Poso 🚫💰 (@JackPosobiec) March 11, 2023
Fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas sind heute nach wie vor unerlässlich. Europa sucht zurzeit händeringend nach Alternativen zu Putins Gas wie etwa LNG aus Katar. Die Nachfrage nach Erdgas ist weltweit im Steigen, und daran wird sich auch so bald nichts ändern. Doch auch sonst hat sich die Welt seit 2018 nicht derart gewandelt, wie sie es eigentlich hätte tun müssen – gemäß Greta.
In dem besagten Tweet hatte die Klimaaktivistin aus einem auf der Webseite Gritpost.com veröffentlichten Artikel zitiert. Interessanterweise existiert auch die Webseite inzwischen nicht mehr. "Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man mit der Gaunerei beschäftigt ist", kommentierte ein Twitter-Nutzer etwa das Theater. Der Artikel, mit dem Thunberg ihre Behauptung seinerzeit stützte, trug den Titel "Top Climate Scientist: Die Menschheit wird aussterben, wenn wir den Klimawandel nicht bis 2023 in den Griff bekommen". Darin hatte James Anderson, ein Professor für Atmosphärenchemie an der Harvard University, angeblich davor gewarnt, dass der Klimawandel die Erde in die sogenannte Eozän-Epoche 33 Millionen Jahre vor Christus zurückversetzen könne. Eine Zeit, als es an beiden Polen kein Eis gab.
Der auf Gritpost.com veröffentlichte Artikel stützte sich damals wiederum auf einen Forbes-Bericht mit dem Titel "Wir haben fünf Jahre Zeit, um uns vor dem Klimawandel zu retten, sagt ein Harvard-Wissenschaftler". Anderson ist vor allem für den Nachweis bekannt, dass Fluorchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht schädigen. Gegenüber Forbes hatte der Wissenschaftler damals erklärt: "Wir haben exquisite Informationen über die Eozän-Epoche, weil wir eine Paläo-Aufzeichnung haben, die Millionen von Jahre zurückreicht, als die Erde an beiden Polen kein Eis hatte. Es gab fast keinen Temperaturunterschied zwischen dem Äquator und dem Pol." Er fügte hinzu:
"Der Ozean war bis zum Meeresgrund fast zehn Grad Celsius wärmer als heute, und die Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre verursachte heftige Stürme. Denn Wasserdampf, der eine exponentielle Funktion der Wassertemperatur ist, ist das Benzin, das die Häufigkeit und Intensität der Stürme antreibt."
Ohne eine sofortige Umstellung der Industrie, eine drastische Reduzierung der Kohlenstoffverschmutzung, und "ohne neue Anstrengungen, das Sonnenlicht von den Erdpolen weg zu reflektieren, drohe uns erneut ein solches Szenario, erklärte er. Angesichts des Klimawandels sei die Wahrscheinlichkeit, dass in der Arktis nach 2022 "noch dauerhaftes Eis vorhanden sein wird, gleich null. Können wir 75 bis 80 Prozent des permanenten Eises verlieren und uns davon erholen? Die Antwort lautet Nein", so Anderson damals. Interessanterweise hatte Anderson entgegen Gretas Aussage gegenüber Forbes nie behauptet, die Menschheit werde infolgedessen aussterben. Er betonte damals lediglich, dass er fünf Jahre lang intensiv daran gearbeitet habe, die Nutzung fossiler Brennstoffe zu reduzieren.
Es ist unklar, wann die selbst ernannte "autistische Aktivistin für Klimagerechtigkeit" den Tweet löschte. Erstmals bemerkt wurde die Löschaktion am Samstag von dem konservativen US-Fernsehkorrespondenten Jack Posobiec, der an Greta gewandt sogleich auf Twitter schrieb: "Hey Greta, warum hast du das gelöscht?" Thunberg selbst reagierte indes nicht auf Posobiecs Frage. Stattdessen meldete sich eine Reihe konservativer Kommentatoren, um die Klimaaktivistin daran zu erinnern, dass die Welt tatsächlich noch existiert. "Greta Thunberg hat diesen Tweet gelöscht, weil er sie als Betrügerin entlarvt", twitterte etwa die konservative US-Aktivistin Brigitte Gabriel:
"Stellt sicher, dass die ganze Welt es sieht."
Andere Twitter-Nutzer wiederum gaben zu bedenken, dass Greta sich damals womöglich nur unglücklich ausgedrückt haben könnte und stattdessen lediglich darauf hinweisen wollte, dass die Menschheit zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft vom Aussterben bedroht sei, wenn bis dato nicht auf fossile Brennstoffe verzichtet werde.
Die "Kinderaktivistin", die durch ihre Propaganda gegen den Klimawandel berühmt wurde, ist für ihr dramatisches Auftreten bekannt. In der Vergangenheit hatte die schwedische Aktivistin bereits ähnliche Vorhersagen gemacht. In einer Rede vor den Vereinten Nationen im Jahr 2019 behauptete sie zum Beispiel, dass "unumkehrbare Kettenreaktionen jenseits der menschlichen Kontrolle" stattfinden würden, wenn die Kohlenstoffemissionen bis 2030 nicht um mehr als 50 Prozent reduziert werden könnten. Ein Jahr später erklärte sie auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos, dass die Menschheit acht Jahre Zeit habe, um sich "vollständig von fossilen Brennstoffen zu verabschieden".
Ihre Aussagen sind somit nahtlos einzureihen in all die Lügenbehauptungen der letzten hundert Jahre, nach denen die Welt untergehen würde. Zu Beginn des Jahrhunderts warnten Wissenschaftler etwa davor, dass die globale Abkühlung große Teile Nordamerikas unbewohnbar machen würde, während der Mediziner und Forscher Paul Ehrlich in den 1970er-Jahren behauptete, dass steigende Temperaturen bis zum Jahr 2000 zu einem Massenverhungern im Vereinigten Königreich führen würden. In "Eine unbequeme Wahrheit" aus dem Jahr 2006 erklärte der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore, dass das Schmelzen der Polkappen bis 2013 Hunderte von Millionen Menschen zu Flüchtlingen machen würde. Als sich dann abzeichnete, dass seine Vorhersage nicht eintreffen wird, bezeichnete sein Büro das in dem Buch genannte Datum einfach als "ungefähr".
Dass Greta Thunberg wegen ihrer jüngsten Fehleinschätzung resignieren wird, darf bezweifelt werden. Erst kürzlich trat sie erneut in Davos auf und erinnerte die dort Anwesenden abermals an den vermeintlich drohenden Weltuntergang. Vielleicht – so dürfen wir doch zumindest hoffen – wird am Ende alles gar nicht so schlimm.
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