"Krisenjet" F-35: Pentagon will alle Maschinen wegen Triebwerksproblem nachrüsten
Von Alexander Männer
Im Rahmen ihrer 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungskampagne der Bundeswehr hat die deutsche Regierung im Dezember bekanntlich beschlossen, einen Teil der Waffensysteme vor allem in den Vereinigten Staaten zu beschaffen. Unter anderem sollen bei Lockheed Martin die neuesten F-35-Tarnkappenbomber bestellt werden, um die veralteten "Tornados" zu ersetzen.
Der F-35 gilt allerdings nicht nur als hochmodern, sondern auch als der teuerste Kampfjet der Welt. Medien zufolge rechnet man im Bundeswirtschaftsministerium damit, für den Erwerb von 35 Maschinen dieses Typs knapp zehn Milliarden Euro auszugeben – das sind fast 300 Millionen Euro pro Flugzeug.
Neben dem extrem hohen Kostenfaktor existiert dabei jedoch ein weiteres, nicht minder ernstes Problem. Wie zahlreiche Experten anführen und was bereits durch dutzende Zwischenfälle deutlich wurde, ist der F-35 nach mehr als 16 Jahren Produktion immer noch anfällig für Pannen und darum nicht ausgereift.
So verursachte etwa der jüngste Vorfall mit dem Stealthbomber nicht nur einen weiteren Imageschaden des ohnehin schon als "Krisenjet" verschrieenen Waffensystems, sondern zog auch weitreichende Konsequenzen in den USA nach sich. Das Pentagon hat nach Angaben des Militärportals Defense News Anfang März angekündigt, alle weltweit vorhandenen F-35 innerhalb von 90 Tagen nachzurüsten. Die Rede ist von etwa 1.000 Maschinen, und dafür will man mit allen internationalen Partnern zusammenarbeiten.
Vibrationen im Triebwerk
Der Grund für diese Entscheidung sind laut dem F-35-Programmbüro (Joint Program Office) Vibrationen im Triebwerk des Jets, die durch die entsprechende Nachrüstung behoben werden sollen.
Wie bereits erwähnt, ist dieser Entscheidung ein Zwischenfall mit einem brandneuen F-35 vorausgegangen, der sich am 15. Dezember des vergangenen Jahres auf einer Airbase im US-Bundesstaat Texas ereignete und im Netz für eine mediale Schlappe sorgte. Ein Zuschauer am Flughafenzaun hatte damals nämlich gefilmt, wie ein F-35B beim Versuch einer Senkrechtlandung wenige Meter über dem Boden außer Kontrolle geriet und der Pilot sich Sekundenbruchteile später aus dem Cockpit mit einem Schleudersitz katapultierte. Der Pilot soll wohlauf gewesen sein, die Maschine hingegen lag mit abgerissenem Bugrad und ohne Cockpithaube abseits der Landebahn im Gras.
Lockheed Martin hat nach diesem missglückten "quality check flight" alle weiteren Abnahmeflüge des F-35B eingestellt und die Auslieferung dieser Variante an die Kunden gestoppt. Zudem wurde in den USA ein Startverbot für diese neue Baureihe verhängt, das nach wie vor in Kraft ist.
Wie diesbezüglich aus dem Bericht von Defense News hervorgeht, betrifft das Vibrationsproblem den Teil der F-35-Flotte, der mit dem Triebwerk F135 des weltbekannten US-Unternehmens Pratt & Whitney ausgestattet ist. Die betroffenen Jets sollen deshalb umgehend nachgerüstet werden, heißt es.
Die Schubvektordüse und die vertikale Flugsteuerung des Triebwerks waren übrigens unter Mithilfe des russischen Unternehmens Jakowlew auf der Grundlage des Senkrechtstarters Jak-141 entwickelt worden. Dazu hatte Lockheed Martin 1991 mit Jakowlew eine Zusammenarbeit vereinbart, die bis 1997 dauerte.
Kosten für die Nachrüstung bislang nicht bekannt
Das Joint Program Office hat angesichts des Defekts eine Empfehlung ausgesprochen, wonach lediglich die mit dem F135-Triebwerk ausgerüsteten Flugzeuge am Boden bleiben sollten, da die anderen F-35-Versionen und damit die überwiegende Mehrheit dieses Flugzeugtyps keine Vibrationen aufweisen würden. Dennoch werde die gesamte Flotte nachgerüstet, weil die Lösung "kostengünstig und nicht aufdringlich" sei. Zudem würden alle F-35-Triebwerke nach der Behebung des Problems die gleiche Konfiguration haben.
Die Nachrüstung sieht demnach eine temporäre und eine längerfristige Lösung vor. Zuerst sollen alle Motoren einer schnellen Reparatur unterzogen werden, die nur wenige Stunden in Anspruch nehmen könnte. Eine längerfristige Lösung ist ebenfalls in Arbeit, um zu verhindern, dass die Vibrationen auch in Zukunft auftreten.
Über die finanziellen Ausgaben in dieser Angelegenheit liegen bislang noch keine Informationen vor, da das Joint Program Office sowie Pratt & Whitney es ablehnten, sich dazu oder zu den anderen Problemen, die mit dem F135-Motor und dem Lieferstopp zusammenhängen, zu äußern. Was die Nachrüstung angeht, so kann man doch davon ausgehen, dass die Arbeit an etwa 1.000 Flugzeugmotoren des teuersten Kampfjets der Welt nicht gerade billig sein wird.
Hersteller Pratt & Whitney hat am Dienstag gegenüber Journalisten übrigens versichert, dass die aktuell ausgelieferten F135-Triebwerke bereits erneuert wurden. Zudem hat das Unternehmen mitgeteilt, dass es einen Vertrag über die Lieferung von Triebwerken für den F-35 im Wert von 5,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen habe. Dieser Vertrag soll insgesamt 294 Motoren sowie eine Option über die Lieferung von weiteren 240 Aggregaten umfassen.
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