Pelé: Der Weg vom Ausnahmetalent zum ersten globalen Superstar des Fußballs
Die brasilianische Fußballlegende Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt als Pelé, ist im Alter von 82 Jahren in São Paulo gestorben. Sein Tod im Albert-Einstein-Krankenhaus in Brasiliens größter Stadt folgte auf eine längere Krankheit und den Kampf gegen Darmkrebs. Der Fußball-Ikone wurde im September vergangenen Jahres einen Tumor aus dem Dickdarm entfernt, woraufhin er regelmäßig das Krankenhaus aufsuchen musste.
Als er im vergangenen November wieder zur Behandlung eingewiesen wurde, kamen neue Sorgen um seinen Gesundheitszustand auf. Schließlich folgten Berichte, dass Pelé in die Palliativmedizin verlegt worden war, weil die Chemotherapie nicht mehr die erwünschte Wirkung zeigte.
Am vergangenen Donnerstag folgte dann die Bestätigung, dass Pelé im Hospital seinem Krebsleiden erlegen war, was zu einer großen Trauer um eine der berühmtesten Persönlichkeiten führte, die der Sport je hervorgebracht hat.
Als dreifacher Weltmeister hat Pelé ein Vermächtnis hinterlassen, das ihn zu einem der größten – wenn nicht sogar dem größten – Fußballer aller Zeiten gemacht hat. Sein Tod markiert das Ende eines bemerkenswerten Lebens und einer bemerkenswerten Karriere – eine, die aus einem Jungen aus bescheidenen Verhältnissen den ersten globalen Superstar des Fußballs machte.
In diesem Nachruf blicken wir auf das Leben und die Karriere einer wahren Sportgröße zurück.
Bescheidene Anfänge, Santos – und ein professionelles Debüt als Teenager
Pelé wurde am 23. Oktober 1940 in der brasilianischen Stadt Três Corações, im Bundesstaat Minas Gerais, geboren. Er wuchs jedoch in Bauru, etwa 330 Kilometer – oder vier Autostunden – von São Paulo entfernt, in weitgehender Armut auf. Seine Familie, deren Oberhaupt der ehemalige Spieler von FC Fluminense, Dondinho, gemeinsam mit seiner Frau Celeste Arantes war, gab ihm ursprünglich den Spitznamen "Dico". Aber die Art und Weise, wie Pelé den Namen seines Lieblingsspielers Bilé – Torhüter des Vereins Vasco da Gama – falsch aussprach, brachte ihm später den Rufnamen Pelé ein.
Der junge Pelé unterstützte seine Familie, indem er in Teestuben Geld dazuverdiente, konnte sich aber keinen richtigen Fußball leisten. Stattdessen trainierte er mit einer Socke, die er mit Zeitungspapier ausstopfte und mit Schnur umwickelte. Nachdem er bereits für mehrere Amateurklubs gespielt hatte, führte er die Juniorenmannschaft von Bauru Atlético Clube zu zwei Siegen bei der Jugendmeisterschaft des Bundesstaates São Paulo.
Pelé gewann zunehmend an Selbstvertrauen, und 1956 nahm ihn der Trainer von Bauru Atlético, Waldemar de Brito, mit zu einem Probetraining beim FC Santos. Bereits zu diesem Zeitpunkt prophezeite de Brito, dass Pelé "der größte Fußballspieler der Welt" sein werde. Pelé beeindruckte dermaßen, dass er im Juni desselben Jahres einen Profivertrag von Santos erhielt. Bei seinem Debüt am 7. September 1956, besiegte sein Verein die gegnerische Mannschaft von Corinthians de Santo André mit 7:1. Von den Medien bereits als zukünftiger Superstar bejubelt, war Pelé zu Beginn der Saison 1957 ein Senkrechtstarter.
Einberufung in die brasilianische Nationalmannschaft, erster WM-Sieg
Als bester Torschütze der Liga im Jahr 1957 wurde Pelé nur 10 Monate nach Beginn seiner Profikarriere in die brasilianische Nationalmannschaft berufen. Bis heute ist er der jüngste Debütant der Seleção, nachdem er im Alter von nur 16 Jahren im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro im Spiel gegen Argentinien aufgelaufen war, das mit einer Niederlage von 1:2 endete.
Pelé zeichnete sich als begnadeter Stürmer aus, der mühelos von einem torgefährlichen Stürmer zu einem tief stehenden Spielmacher umschalten konnte, der mit seiner überragenden Übersicht und seinem präzisen Passspiel Vorlagen lieferte. Nebst einem makellosen Dribbling und einem Repertoire an weiteren Fähigkeiten besaß er auch eine überragende mentale Stärke und ließ sich von Fouls und Behinderungen durch den Gegner nicht beeindrucken.
Pelés Heldentaten für seinen Verein Santos führten dazu, dass er trotz einer Knieverletzung für die Weltmeisterschaft 1958 in Schweden aufgeboten wurde. Seine Teamkollegen verlangten vom Teamchef Vicente Feola, dass Pelé im Kader aufgeboten wird, wodurch er somit auch zum jüngsten Spieler aller Zeiten bei einer Weltmeisterschaft wurde.
In seinem WM-Debüt besiegte Brasilien die UdSSR mit 2:0. Pelé hinterließ einen bleibenden Eindruck, nachdem er im dritten Spiel der Vorrunde für das zweite Tor von Vava die Vorlage geleistet hatte. Dann, im Viertelfinale, erzielte Pelé gegen Wales beim Sieg mit 1:0 sein erstes von acht WM-Toren. Im Halbfinale gegen Frankreich gelang ihm beim 2:1 in der zweiten Halbzeit ein beeindruckender Hattrick innerhalb von 23 Minuten und im Finale folgte ein Doppeltreffer beim 5:2 gegen Gastgeber Schweden.
Nach der Schockniederlage im Jahr 1950 beim WM-Finale gegen Uruguay in Pelés Heimat, half er somit einer ganzen Nation, diese Wunde zu heilen und wurde dadurch in Brasilien zum Volkshelden. Mit diesem Triumph löste er ein Versprechen an seinen Vater ein, dem er als Neunjähriger geschworen hatte, die Niederlage im Maracanã-Stadion zu rächen.
Europäische Interessen, Erfolge mit Santos, zwei weitere WM-Siege
Der FC Santos musste einen Versuch Inter Mailands abwehren, Pelé noch vor seiner Rückkehr nach Brasilien zu verpflichten, nachdem unter den Anhängern des Clubs deswegen fast eine Revolte ausgebrochen war. Das Abwenden dieses Transfers von Pelé zu Inter Mailand erwies sich später als ein Glücksfall, nachdem der FC Santos in seine erfolgreichste Ära einsteigen konnte.
Der Club gewann 1958 und 1959 den Campeonato Paulista – die Meisterschaft im Bundesstaat São Paulo – sowie das Turnier Torneio Rio-São Paulo, an dem die größten Vereine aus den beiden größten Städten des Landes teilnahmen.
Im Jahr 1961 gewann Pelé die brasilianische Nationalliga, und das darauffolgende Jahr 1962 wurde zu einem der besten in seiner Karriere. Pelé, der als bester Spieler der Welt zur Weltmeisterschaft nach Chile gereist war, startete gegen Mexiko mit einem Tor und einer Vorlage beim 2:0-Sieg in Topform in das Turnier.
Pelé verletzte sich im darauffolgenden Spiel gegen die Tschechoslowakei, was ihn zwang, den Rest des Turniers auf der Ersatzbank zu verbringen. Dennoch holte er sich eine Siegermedaille, nachdem sein Teamkollege Garrincha eine führende Rolle unter Trainer Aymoré Moreira übernommen und die Tschechen im Finale besiegt hatte, wodurch Brasilien seinen Weltmeistertitel behalten konnte.
Zurück bei Santos gewann Pelé erneut die brasilianische Nationalliga, das Campeonato Paulista, den Copa Libertadores – Südamerikas Äquivalent zur Champions League –, und den Intercontinental Cup gegen Benfica Lissabon nach je einem Spiel der Mannschaften in Rio und in Lissabon. Für Fußballfans gilt der Hattrick von Pelé beim 5:2-Sieg im Rückspiel in der portugiesischen Hauptstadt, als die größte Einzelleistung in diesem historischen Wettbewerb, in dem die Besten aus Europa und Südamerika gegeneinander antraten.
Weitere europäische Vereine, die nach den Weltmeisterschaften 1958 und 1962 erfolglos versuchten Pelé zu verpflichten, waren Real Madrid, Manchester United und Juventus.
Die Weltmeisterschaft 1966 in England, die von den Gastgebern gewonnen wurde, war für Pelé und Brasilien hingegen eine WM zum Vergessen. Vier Jahre später gelang ihm jedoch in Mexiko ein Comeback, als er Brasilien zum dritten Weltmeister-Titel führte. Berichten zufolge war er zuvor vom damaligen brasilianischen Militärregime unter Druck gesetzt worden, in die internationale Arena zurückzukehren, um dem sagenumwobenen, gelb-grünen Trikot einen weiteren Weltmeister-Stern hinzuzufügen.
Aktiver Ruhestand, Abschied von Santos, USA
Pelé zog sich 1971 aus der brasilianischen Nationalmannschaft zurück und verließ Santos 1974 mit sechs nationalen Titeln, zwei Titel bei der Copa Libertadores, zwei Titel beim Intercontinental Cup und zehn beim Campeonato Paulista. Im Jahr 1975 verpflichtete sich Pelé beim Verein New York Cosmos und gewann dort 1977, zusammen mit der deutschen Fußball-Legende Franz Beckenbauer, den Soccer Bowl.
Im Alter von 36 Jahren beendete Pelé im Oktober desselben Jahres endgültig seine 21-jährige Spielerkarriere. Im Guinness Buch der Weltrekorde wird er mit 1.279 Toren in 1.363 Spielen aufgeführt, darunter Freundschaftsspiele und Tourneen, die ihn zusammen mit dem FC Santos oft um die halbe Welt führten. Pelés Leistungen sind selbst im modernen Zeitalter eines Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi immer noch Gegenstand von Diskussionen in den sozialen Medien. Obwohl Pelé in einer entspannterer Medien-Welt lebte, in der die Dinge nicht digital festgehalten wurden, bleiben seine Erfolge unbestreitbar.
An der Bilanz, die Pelé für Brasilien erzielt hat, kann es keinen Zweifel geben: Mit seinen 77 Toren in 92 Länderspielen stellte er einen Rekord auf, der erst kürzlich von Neymar erreicht wurde.
Leben nach der Karriere
Nachdem Pelé seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt hatte, verschlug es ihn in die Welt des Kinos, wo er 1981 im Kult-Klassiker "Flucht oder Sieg" an der Seite von Sylvester Stallone auftrat. Der Film handelt von einem Fußballspiel, während des Zweiten Weltkriegs, zwischen einer deutschen Mannschaft und einer Mannschaft, bestehend aus alliierten Kriegsgefangenen. Im Jahr 2001 trat er dann in der beliebten britischen Komödie "Mike Bassett: England Manager" als er selbst auf.
Vielleicht war der bemerkenswerteste Beitrag von Pelé für die Menschheit seine Arbeit als Botschafter, die er nach seiner Karriere antrat. 1992 wurde er zum UN-Botschafter für Ökologie und Umwelt und 1994 zum UNESCO-Sonderbotschafter berufen und im Jahr 1995 zum außerordentlichen Sportministers von Brasilien ernannt. Zur Ehrung seines weltweiten Ansehens und seiner Leistung wurde ihm 1997 von Queen Elizabeth die Ritterwürde verliehen.
Die öffentlichen Auftritte Pelés wurden in den vergangenen Jahren aufgrund seines sich verschlechternden Gesundheitszustands immer seltener. Er zeigte sich jedoch bei der Auslosung für die WM 2018 in Russland neben Präsident Wladimir Putin und Diego Maradona.
Pelés Vermächtnis
Pelé wird vielen Fußballfans, insbesondere jenen in Brasilien, als der größte Spieler aller Zeiten in Erinnerung bleiben. Die Anhänger des Rivalen Argentinien würden wahrscheinlich den ebenfalls verstorbenen Diego Maradona über Pelé heben, während sich jüngere Fußballfans für den Landsmann von Maradona, Lionel Messi oder die portugiesische Ikone Cristiano Ronaldo entscheiden könnten. Ronaldo selbst soll einmal gesagt haben: "Pelé ist der größte Spieler der Fußballgeschichte, und es wird immer nur einen Pelé geben." Auf die Frage nach dem besten Spieler aller Zeiten antwortete Alfredo Di Stefano, die Legende von Real Madrid, einst: "Der beste Spieler aller Zeiten? Pelé. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind beide großartige Spieler mit besonderen Qualitäten, aber Pelé war besser."
Pelé hat die wichtige Auszeichnung Ballon d’Or während seiner aktiven Zeit nie erhalten, da diese höchste aller individuellen Auszeichnungen im Fußball zuvor nur an Europäer vergeben wurde. Die französische Fußball-Fachzeitschrift, die diese Auszeichnung vergibt, hat diese Regelung 1995 schließlich überarbeitet und 20 Jahre später, im Jahr 2015, wurden Pelé nachträglich sieben Ballon d’Or verliehen, was ihn mit Messi gleichsetzt. Schließlich, im Jahr 2000, teilte er sich mit Maradona die FIFA-Auszeichnung "Spieler des Jahrhunderts" und wurde dann im Jahr 2020 in das Ballon d’Or Dream Team der größten Spieler aller Zeiten aufgenommen.
Pelé hinterlässt seine dritte Frau Marcia Aoki und sieben Kinder.
Aus dem Englischen
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