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Charlie Chaplins Enkelin hat genug vom Stereotyp des "bösen Russen"

"Habe es satt, dass Russen immer die Bösen sind", sagt Schauspielerin Oona Chaplin in einem Interview mit der britischen Zeitung Independent zu ihrem neuen Film. Und stellt sich damit – wie einst ihr berühmter Großvater – gegen den russophoben Mainstream.
Charlie Chaplins Enkelin hat genug vom Stereotyp des "bösen Russen"Quelle: Legion-media.ru © Lev Radin

Britischer Geheimdienst MI6 gegen ehemalige russische Spionin, gespielt von Ex-Bond-Girl Olga Kurylenko – "das vertraute Muster von russischen Bösewichten gegen britische Gutmenschen", schreibt die britische Zeitung Independent ironisch über eine neue Folge der Thriller-Serie "Treason".

Und interviewt dabei die Schauspielerin Oona Chaplin, die Enkelin des legendären Komikers Charlie Chaplin, die in der Folge eine der Rollen spielt. Sie sagt Erstaunliches – sie habe es "so satt, dass die Russen immer die Bösen sind". Ihrer Meinung nach wäre es "toll, wenn der ideologische Krieg, den wir mit Russland führen, Schnee von gestern wird".

Das klingt im Gegensatz zu den meist russophoben Texten der englischsprachigen Presse nahezu rebellisch; ebenso wie alles, was Oona Chaplin dazu sagt:

"Chaplin ist von dieser Geschichte nicht gerade begeistert. 'Ich habe es so satt, dass die Russen die Bösen sind. Ich kann es Ihnen gar nicht sagen', meint sie. 'Kann sich jemand ein besseres Klischee einfallen lassen, mit dem wir leben können?' Die 'russischen' Elemente wurden nach und nach dem Drehbuch hinzugefügt, erklärt sie, 'vielleicht wegen der gegebenen Umstände'."

"Das ist ein scharfer Spruch gegen die Show, die sie eigentlich anpreisen sollte, aber ihr Großvater war auch nie jemand, der sich vor politischen Themen gedrückt hat", so Independent.

Im Jahre 1947 wurden die ersten "Schwarzen Listen" von Hollywood veröffentlicht und damit eine massive Verfolgung von Schauspielern, Regisseuren und Drehbuchautoren eingeleitet, die im Verdacht standen, mit den Kommunisten zu sympathisieren. Zu denjenigen, die wegen ihrer Sympathien für die Sowjetunion vom FBI verfolgt wurden, gehörte auch der große Charlie Chaplin. Er zählt zusammen mit Albert Einstein, Thomas Mann und dem Dramatiker Arthur Miller zu den prominentesten Opfern des McCarthyismus. Charlie Chaplin war kein Mitglied der Kommunistischen Partei, aber während des Zweiten Weltkriegs schockierte er die Öffentlichkeit, indem er offen seine Sympathie für die UdSSR zum Ausdruck brachte. So erinnerte er sich in dem Buch "Meine Biografie" an seine Rede auf einer Kundgebung zur Unterstützung der Eröffnung der zweiten Front:

"… Ich habe nur ein Wort gesagt: 'Genossen!' – und das Publikum brach in Gelächter aus. Nachdem ich gewartet hatte, bis das Gelächter verstummt war, wiederholte ich mit Nachdruck: 'Genau das wollte ich sagen – Genossen!' Und wieder gab es Gelächter und Beifall. Ich fuhr fort:

'Ich hoffe, dass heute viele Russen in diesem Saal sind, und da ich weiß, wie Ihre Landsleute in diesem Augenblick kämpfen und sterben, betrachte ich es als eine große Ehre, Sie als Genossen zu bezeichnen.'

Es gab stehende Ovationen."

Das FBI hatte Chaplin jahrelang beobachtet und ein Dossier über ihn zusammengestellt – aber es gab im Grunde nichts, was man ihm vorwerfen konnte. Deshalb wurde er unter einem günstigen Vorwand einfach aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen.

Am 19. September des Jahres 1952 befand er sich mit seiner Familie an Bord eines Transatlantik-Dampfers auf dem Weg nach Großbritannien. Chaplin war zur Weltpremiere seines neuen Films "Rampenlicht" eingeladen worden, die am 16. Oktober stattfinden sollte. Da erhielt er die Nachricht, dass ihm die Wiedereinreisegenehmigung für die USA entzogen worden war. Der Schauspieler wurde anti-amerikanischer Aktivitäten beschuldigt – er übersiedelte danach in die Schweiz und war nach seinem Exil nur noch ein einziges Mal in den Vereinigten Staaten: Im Jahr 1972 erhielt er im Rahmen einer Oscarverleihung ein Kurzzeitvisum, um den Preis persönlich in Empfang nehmen zu können.

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