US-Außenminister Antony Blinken hat bestritten, dass die USA etwas mit den ukrainischen Drohnenangriffen auf zwei Flugplätze tief im russischem Territorium zu tun hätten. Zugleich sicherte Blinken Kiew zu, die Ukraine weiterhin mit allem zu versorgen, was sie braucht.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versuchte unterdessen, jeglichen Fragen zu einem Medienbericht auszuweichen. Die US-Zeitung Wall Street Journal (WSJ) hatte nämlich einen Artikel veröffentlicht, wonach die USA die an die Ukraine gelieferten US-Raketenwerfersysteme vom Typ HIMARS so "modifiziert" haben sollen, dass sie keine Raketen mehr mit größerer Reichweite nach Russland abfeuern könnten. Austin erklärte vor Reporten in Washington, das Pentagon werde die Ukraine nicht an der Entwicklung von Fähigkeiten zu großer Reichweite hindern.
Austin und Blinken hatten sich am Dienstag zusammen mit ihren australischen Amtskollegen, die gerade zu einem Besuch in Washington, D.C. sind, den Fragen der Journalisten gestellt, wobei auch unter anderem der Angriff auf zwei russische Flugplätze am Montag dieser Woche sowie der Bericht des WSJ über die Modifizierung von HIMARS-Raketenwerfern zur Sprache kamen. So erklärte der US-Außenminister gegenüber Reportern:
"Wir haben die Ukrainer weder ermutigt noch befähigt, innerhalb Russlands anzugreifen."
Blinken fügte hinzu, dass es vor allem darauf ankomme, wie die Ukraine mit der "anhaltenden russischen Aggression" fertig werde. Die USA seien entschlossen, den Ukrainern "die Ausrüstung zu geben, die sie brauchen, um sich selbst zu verteidigen, um ihr Territorium zu verteidigen, um ihre Freiheit zu verteidigen", so Blinken weiter.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums seien am Montagmorgen zwei Stützpunkte für Langstreckenflugzeuge in den Regionen Rjasan und Saratow von Drohnen angegriffen worden. Durch Wrackteile von den unbemannten Luftfahrzeugen, die von der Luftabwehr abgeschossen worden seien, wurden drei Soldaten getötet und zwei Flugzeuge leicht beschädigt. Die Vorfälle konnten allerdings laut Moskau einen geplanten Angriff auf die ukrainische Militärlogistik im Laufe des Tages nicht verhindern.
Bei den dabei von der Ukraine eingesetzten Drohnen handelte es sich Berichten zufolge um modifizierte sowjetische Modelle und nicht um solche, die der Westen in diesem Jahr an Kiew geliefert hatte.
Auf die Frage nach dem Bericht des WSJ, die USA hätten die an die Ukraine gelieferten HIMARS-Raketen so modifiziert, dass sie nicht mehr mit Raketen mit größerer Reichweite kompatibel seien, bestritt Austin, dass es den USA darum gehe, Kiew zu bremsen. Der US-Verteidigungsminister erklärte diesbezüglich am Dienstag vor Reportern in Washington, D.C.:
"Wir arbeiten nicht daran, die Ukraine daran zu hindern, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Das tun wir keineswegs."
Bereits zuvor hatte sich Blinkens Sprecher Ned Price weder zu den Drohnenangriffen noch zu den berichteten Modifizierungen der HIMARS-Raketenwerfer äußern wollen. Er sagte lediglich, dass die USA der Ukraine "das zur Verfügung stellen, was sie auf ihrem souveränen Territorium – auf ukrainischem Boden – benötigt, um gegen russische Aggressoren vorzugehen".
Im Juni, als die USA zum ersten Mal HIMARS in die Ukraine lieferten, erklärte Blinken gegenüber Reportern, er habe von Kiew "zugesichert" bekommen, dass die Raketen nicht "gegen Ziele auf russischem Hoheitsgebiet" eingesetzt würden, was er mit "einem starken Vertrauensverhältnis" begründete. Die US-Botschafterin in Kiew Bridget Brink sagte damals jedoch, die Entscheidung über die Reichweite der Raketenangriffe liege "bei der ukrainischen Seite".
Laut anonymen US-Beamten, die mit dem Wall Street Journal gesprochen haben sollen, wären jedoch alle 20 an die Ukraine gelieferten HIMARS-Waffen hardware- und softwaretechnisch so verändert worden, dass sie keine Langstrecken-Lenkflugkörper des Typs ATACMS mit größerer Reichweite einsetzen könnten, selbst wenn es Kiew gelänge, diese Munition anderweitig zu beschaffen oder irgendwie selbst herzustellen.
Moskau hat Washington wiederholt vor der Gefahr gewarnt, mit der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine die "roten Linien" Russlands zu überschreiten und die USA oder die NATO direkt in den Konflikt zu involvieren. Die USA und ihre Verbündeten beharren jedoch darauf, sie seien keine Kriegspartei, liefern aber dennoch weiterhin ungebremst Waffen an Kiew.
Mehr zum Thema – Liveticker Ukraine-Krieg: Kiew verliert binnen 24 Stunden bis zu 70 Soldaten in der LVR