Uneinigkeit in der NATO: Belgien verweigert London wichtige Anlage für Bau von Atomsprengköpfen

Die belgische Regierung hat ein Geschäft über die Lieferung von Anlagen an Großbritannien blockiert, die für die Bereitschaft der britischen nuklearen Abschreckung kritisch wichtig sind. Dies berichtet "The Times" am Freitag. Beide Länder sind Mitglieder der NATO.

Bei der für den Export nicht genehmigten Hightech-Ware handelt es sich um eine spezielle isostatische Hochdruckpresse, die für die Handhabung von Atommüll verwendet wird. Derartige Anlagen werden in Antwerpen von dem US-amerikanisch-belgischen Unternehmen EPSI hergestellt. Nun ist seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union für die Ausfuhr dieses Erzeugnisses eine Sondergenehmigung der belgischen Regierung erforderlich.

Zuvor war dieses Verfahren ein rein formelles, diesmal jedoch wurde die Genehmigung von dem stellvertretenden Premierminister Georges Gilkinet blockiert. Der Politiker vertritt die Partei Ecolo, die sich gegen Atomwaffen und die militärisch-industrielle Lobby einsetzt. In Belgien bezeichnet man das betreffende Produkt als "weltweit einmalig".

Isostatische Hochdruckpressen kommen im Atomic Weapon Establishment im englischen Aldermaston bei der Herstellung von Atomsprengköpfen zur Anwendung. Eine Quelle der Times in der britischen Marine behauptet, dass das Ausbleiben der Lieferung "die Kampfkraft der britischen Flotte nicht beeinträchtigen" werde.

Nach Angaben der Zeitung droht London Brüssel zur Vergeltung mit der Stornierung des Kaufs einer Charge von Maschinengewehren des belgischen Herstellers FN Herstal im Wert von über 514 Millionen britische Pfund (etwa 600 Millionen Euro). Ein solcher Schritt könnte zum Zusammenbruch der Regierungskoalition in Belgien führen, weil man in einem solchen Falle Personalkürzungen in den Fabriken von FN Herstal im südlichen Teil des Landes befürchtet.

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