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Juri Podoljaka zum Raketenvorfall in Polen: Kiew wollte den Dritten Weltkrieg, aber keiner ging hin

Am Abend des 15. November 2022 schlug eine ukrainische Luftabwehrrakete des Systems S-300, die einen russischen Marschflugkörper verfehlte, in Polen nahe der Grenze zur Ukraine ein. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben. Die Reaktion des Westens, aber auch der Ukraine spricht Bände.

Der Vorfall mit der ukrainischen Luftabwehrrakete, die sich nach Polen verirrte und dort zwei Zivilisten tötete, habe gleich dreierlei aufgezeigt, argumentiert Juri Podoljaka. Erstens sei dies der unbändige Wille Kiews, den Westen auf Biegen und Brechen zu mehr und mehr Beteiligung am Krieg gegen Russland zu bewegen – nicht einmal das Risiko, damit den Artikel 5 der NATO-Satzung und so den Dritten Weltkrieg zu entfesseln, schrecke den ukrainischen Präsidenten davon ab, in seiner Sache jede, aber auch wirklich jede Gelegenheit dazu auszuschlachten. Zweitens sei dies der Mangel an Risikobereitschaft des Westens selbst. Und drittens die mangelhafte Luftabwehr Polens trotz all der westlichen Systeme, mit denen sich das Militär des Landes über das letzte Jahrzehnt reichlich eindeckte.

RT erinnert: Demgegenüber zeigten sich sogar alte, noch sowjetische Nahbereichs-Luftabwehrsysteme des Typs Buk imstande, die schwereren Abfangraketen des ebenfalls sowjetischen Systems S-300 zu treffen: Am 26. Juni 2022 feuerten S-300 und Buk der ukrainischen Luftabwehr chaotisch auf russische Bodenziel-Lenkflugkörper über Kiew. Zwei S-300-Abfangraketen wurden dabei von Abfangraketen des Buk-Systems getroffen.

Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. So wird Podoljaka häufig von den russischen Medien zu Kommentaren in Sendungen, in denen Russlands militärische Sonderoperation in der Ukraine thematisiert wird, eingeladen.

Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.