Mitarbeiter deutscher Unternehmen von russischer Teilmobilisierung betroffen

Deutschen Unternehmen in Russland wird vorgeworfen, mit russischen Einberufungsbehörden zu kooperieren und Daten von wehrpflichtigen Mitarbeitern weiterzugeben. In Russland werden Wehrpflichtige laut Vorschrift grundsätzlich in den Betrieben geführt und nicht bei den Meldebehörden.

Deutsche Unternehmen, die trotz der EU-Sanktionen weiterhin in Russland produzieren, sehen sich seit Kriegsbeginn zunehmend in der Kritik, aus rein geschäftlichen Gründen im Land zu bleiben. Dem Magazin Focus zufolge führe die Universität Yale in den USA diese Unternehmen auf einer sogenannten "Liste der Schande". 

Nun wird den deutschen Betrieben laut Medien auch noch vorgeworfen, mit russischen Militärbehörden zu kollaborieren. So habe die Teilmobilisierung in Russland den Baustoffhersteller Knauf in Verdacht gebracht, Mitarbeiter für die russische Einberufung ausgesucht zu haben, vermeldete die FAZ schon Mitte Oktober.

Deutsche Unternehmer in Russland verwiesen hinsichtlich der Vorwürfe unter anderem darauf, dass sie wichtige Güter für die Versorgung der Bevölkerung herstellten. Das berichtete das Handelsblatt am Mittwoch. Darauf berufe sich auch der Landmaschinenhersteller Claas, der in Krasnodar nahe der Krim jährlich 1.000 Mähdrescher produziert und in Russland ungefähr 800 Mitarbeiter beschäftigt.

Das Handelsblatt habe von verschiedenen deutschen Unternehmern erfahren, sie würden aktuell von russischen Einberufungsbehörden kontaktiert. In Russland seien Betriebe verpflichtet, die Daten von Wehrpflichtigen vorzuhalten und im Bedarfsfall weiterzugeben. Das russische Meldewesen pflege diese Daten nicht und habe nur mangelhafte Kenntnisse. Jedem Arbeitgeber in Russland seien daher die Anzahl und die Daten der bei ihm beschäftigten Wehrpflichtigen bekannt.

Dementsprechend seien auch deutsche Arbeitgeber in Russland von der Vorhaltung dieser Daten betroffen. Unternehmer, die nicht genannt werden wollten, hätten dem Handelsblatt mitgeteilt, sie seien von Behörden gedrängt worden, Mitarbeiter für den Kriegsdienst in der Ukraine abzuordnen. Dies ist laut der Zeitung ein Dilemma für die Firmen, deren Mutterkonzerne in Deutschland zumeist gegen den "russischen Angriffskrieg" in der Ukraine seien. Angeblich versuchen einige Unternehmen sogar, die Einberufungen zu verhindern, indem sie die Mitarbeiter nur noch inoffiziell beschäftigen.

Der Baustoffhersteller Knauf habe mitgeteilt, dass in seinem russischen Betrieb bisher drei Mitarbeiter eingezogen wurden. Der Geschäftsführer wies diesbezüglich den Vorwurf "einer Unterstützung der Kriegsführung mit allem Nachdruck" zurück. Ein Firmensprecher des Landmaschinenhersteller Claas habe auf Anfrage um Verständnis gebeten. Zu Fragen im Zusammenhang mit dem russischen Mobilisierungsgesetz werde man sich nicht äußern. 

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