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US-Geheimdienste erstellen mögliche Szenarien für die Ukraine

Laut der US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines ist ein langwieriger militärischer Konflikt mit drei möglichen Szenarien am wahrscheinlichsten.
US-Geheimdienste erstellen mögliche Szenarien für die UkraineQuelle: Gettyimages.ru © ©Paula Bronstein / Getty Images

Die Feindseligkeiten in der Ukraine werden höchstwahrscheinlich auf absehbare Zeit weitergehen. Es sei denn, die ukrainischen Streitkräfte brechen zusammen und Russland erreicht seine Ziele vollständig. So lautet eine Einschätzung der obersten US-Geheimdienstkoordinatorin vom Mittwoch. Eine friedliche Lösung sei derzeit unmöglich, glauben die US-amerikanischen Beamten.

Die düstere Vorhersage wurde von der Direktorin der Nationalen Geheimdienste der USA Avril Haines während einer Diskussion verkündet, die vom Tech-Riesen Google in Washington, D.C. veranstaltet worden war. In ihrer ersten öffentlichen Äußerung zur Ukraine-Krise seit Mai sagte sie, die US-Geheimdienste hätten nunmehr drei mögliche Szenarien für den Konflikt in der Ukraine in Betracht gezogen.

Das wahrscheinlichste Szenario sei ein zermürbender Krieg, in dem Russland "schrittweise an Boden gewinnt, ohne einen Durchbruch zu erzielen". Ein anderes Szenario sehe vorher, dass es Russland gelinge, "eine der fähigsten und am besten ausgerüsteten Streitkräfte [der Ukraine]" im Osten zu zerschlagen, was "zu einem Zusammenbruch des ukrainischen Widerstands" führen würde. Die dritte Möglichkeit bestehe in einer erfolgreichen ukrainischen Stabilisierung einer Frontlinie und möglicherweise kleinerer Gebietsgewinne in der Region Cherson, die derzeit von russischen Streitkräften beherrscht wird:

"Um es klar zu sagen, im Moment sehen wir auch keine Möglichkeit für beide Seiten, eine friedliche Einigung zu erzielen", sagte Haines.

Haines meinte, ihre Behörde glaube weiterhin, dass der russische Präsident Wladimir Putin "den größten Teil der Ukraine" erobern wolle. Sie fügte aber hinzu, dass die Streitkräfte des Landes durch die viermonatigen Kämpfe in der Ukraine bereits geschwächt worden wären.

"Wir sehen eine Diskrepanz zwischen Putins kurzfristigen militärischen Zielen in diesem Gebiet und den Kapazitäten seines Militärs, eine Art Missverhältnis zwischen seinen Ambitionen und dem, was das Militär zu leisten vermag", urteilte sie.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat Berichten zufolge den Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten Anfang dieser Woche mitgeteilt, dass er seinerseits die Feindseligkeiten mit Russland noch vor Jahresende beenden wolle. Nach europäischen Regierungsquellen, die Zugang zu seiner privaten Videolink-Adresse hätten, fordere er die westlichen Mächte auf, die Waffenlieferungen an sein Land weiter zu verstärken.

Ukrainische Beamte behaupten, dass ausländische Waffen für den Kampf gegen Russland notwendig sind, dass ihr Land aber auch dann nicht kapitulieren würde, wenn keine Waffen geschickt werden. Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba sagte diesen Monat gegenüber deutschen Medien, dass die ukrainischen Soldaten "mit Schaufeln kämpfen" würden, wenn sie das müssten.

Die russische Führung hat es angeblich abgelehnt, einen Zeitplan für die Operation in der Ukraine festzulegen. Mehrfach hat sie betont, die Operation verlaufe wie geplant und werde letztendlich alle vorgegebenen Ziele erreichen. Moskau hat seine vorrangigen Ziele als die Gewährleistung der Sicherheit für sich selbst und für die Volksrepubliken Donezk und Lugansk beschrieben, die von Russland wenige Tage vor Beginn der Offensive als souveräne Staaten anerkannt wurden.

Am 24. Februar hatte Russland Truppen in die Ukraine entsandt, weil Kiew seit über sieben Jahren die Minsker Vereinbarungen nicht umsetzte, die den Regionen Donezk und Lugansk einen Sonderstatus innerhalb des ukrainischen Staates einräumen sollten. Die von Deutschland und Frankreich vermittelten Abkommen wurden erstmals im Jahr 2014 verhandelt und dann unterzeichnet. Der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat inzwischen selbst zugegeben, dass das Hauptziel Kiews dabei darin bestand, mit dem Waffenstillstand Zeit zu gewinnen und "starke Streitkräfte zu schaffen".

Im Februar 2022 erkannte der Kreml die Donbass-Republiken als unabhängige Staaten an. Er forderte die Ukraine auf, sich offiziell zu einem neutralen Land zu erklären, welches sich niemals einem westlichen Militärblock anschließen werde. Die derzeitige Führung in Kiew besteht darauf, dass die russische Offensive völlig unprovoziert gewesen wäre.

Übersetzung aus dem Englischen

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.