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Gas aus dem östlichen Mittelmeer für Europa – die Menge fällt kaum ins Gewicht

Israel will künftig verflüssigtes Gas über Ägypten nach Europa liefern. Im Vergleich zu den russischen Importen dürften die erwarteten Mengen aber kaum ins Gewicht fallen. Durch die neue Vereinbarung rechnet die EU-Kommission für 2023 mit Lieferungen von rund zehn Milliarden Kubikmetern Gas. Im vergangenen Jahr importierte die EU rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland.
Gas aus dem östlichen Mittelmeer für Europa – die Menge fällt kaum ins GewichtQuelle: AFP © Khaled Desouki

Israel will künftig verflüssigtes Gas über Ägypten nach Europa liefern, um die Abhängigkeit der EU vom russischen Gas zu reduzieren. Während eines Besuchs von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Kairo unterzeichneten die Minister der beiden Staaten eine entsprechende Absichtserklärung.

Die EU, die seit Jahren stark auf russisches Gas angewiesen ist, um Fabriken mit Strom zu versorgen und Häuser zu heizen, wendet sich nun den Ländern am östlichen Mittelmeer zu, um alternative Quellen zu finden. Im Rahmen des trilateralen Abkommens wird jetzt Israel das Erdgas von seinen riesigen Offshore-Feldern im östlichen Mittelmeer per Pipeline nach Ägypten leiten, wo es verflüssigt und wiederum nach Europa verschifft wird, so von der Leyen. 

Die Vereinbarung gilt zunächst für drei Jahre. Für Ägypten wie auch für dessen Nachbarn Jordanien ist Israel angesichts einer bestehenden Leitung bereits zu einem der wichtigsten Gaslieferanten geworden. Von der Leyen sagte allerdings nicht, wie viel Gas die 27 EU-Länder, die in den letzten Jahren etwa 40 Prozent ihrer Lieferungen aus Russland erhielten, aus dem israelischen Gasvorkommen beziehen werden. Im Vergleich zu den russischen Importen dürften die erwarteten Mengen aus Israel allerdings kaum ins Gewicht fallen, kommentierte das Wall Street Journal. Durch die Kairoer Einigung rechnet die EU-Kommission für 2023 mit Lieferungen von rund zehn Milliarden Kubikmetern Gas, schrieb das Handelsblatt. Die EU erhält bereits Gas aus Ägypten, und laut Experten haben kurzfristig weder Israel noch Ägypten viel freie Kapazität, um angesichts der wachsenden Inlandsnachfrage viel mehr nach Europa zu liefern.

"Es ist ein positiver Schritt in einer Zeit der Energiekrise, aber mein Gefühl ist, dass wir nur über kleine Mengen sprechen", sagte Simon Henderson, Energiepolitiker am Washington Institute gegenüber dem WSJ. Israel müsse sich darauf verlassen, dass Ägypten sein Erdgas verflüssige und verschiffe, da es nicht über die teure Infrastruktur verfüge, die dafür erforderlich ist.

Israel begann im Jahr 2020 mit der Versorgung Ägyptens mit Erdgas als Teil eines geschätzten 20-Milliarden-Dollar-Deals zwischen israelischen, US-amerikanischen und ägyptischen Partnern, wonach 85 Milliarden Kubikmeter Erdgas über einen Zeitraum von 15 Jahren aus den israelischen Feldern Tamar und Leviathan an den ägyptischen Abnehmer Dolphinus Holdings geliefert wird. Mit Griechenland, Zypern, Jordanien, Italien und Israel gründete auch Ägypten in demselben Jahr ein "Gasforum östliches Mittelmeer". Ziel ist es, gemeinsam Gasförderung voranzutreiben und Exporte zu organisieren.

Die seit 2009 entdeckten östlichen Mittelmeerfelder enthalten insgesamt etwa zwei Billionen Kubikmeter Gas, wobei eine ähnliche Menge wahrscheinlich in naher Zukunft entdeckt wird, schätzte das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie im Jahr 2020. Im vergangenen Jahr importierte die EU rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland.

Dank der Gasentdeckungen im Ägypten sowie eigenen Flüssigerdgasanlagen strebe Kairo danach, der wichtigste Gasknotenpunkt für die Region zu werden. Aber die Binnennachfrage des bevölkerungsreichen nordafrikanischen Landes habe seine Exportkapazität eingeschränkt, so Pranav Joshi, Analyst bei Rystad Energy. Die Exporte beliefen sich im vergangenen Jahr auf 8,8 Milliarden Kubikmeter Gas. 

"Um die für den Export die verfügbare Gasmenge zu erhöhen, muss Israel mehr Gas aus seinen Tamar- oder Leviathan-Feldern ausbeuten und mit der Gewinnung von Gas aus Karisch-Feld, seinem nördlichen Gasfeld, beginnen", sagte die Sprecherin des Energieministeriums. Die Hisbollah im Libanon drohte kürzlich Israel mit Angriffen, sollte das Land an der Ausbeutung des vom Libanon beanspruchten "Karisch"-Gasfeldes im Mittelmeer festhalten. Der Libanon und Israel streiten über ihre Seegrenze und darum, wem welche Anteile aus den Gasvorkommen zustehen. Karisch-Feld liegt in einem zwischen Israel und Libanon umstrittenen Gebiet. 

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