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Nach Lawrows Warnung vor Nazi-Elementen in Ukraine: Haaretz berichtet über Entrussifizierung in Kiew

Die ukrainischen Regierungsbehörden haben eine neue Kampagne zur Umbenennung der Straßen nach Nazi-Kollaborateuren gestartet. Der russische Außenminister zog kürzlich einen Vergleich zwischen Selenskij und Hitler, wobei er vor Nazi-Elementen in der Ukraine warnte. Indes sind israelische Beamte seit Beginn des Ukraine-Kriegs bestrebt, jedwede Vergleiche mit dem Holocaust abzuwehren.
Nach Lawrows Warnung vor Nazi-Elementen in Ukraine: Haaretz berichtet über Entrussifizierung in KiewQuelle: AFP © Sergei Supinsky

Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat am Wochenende gegenüber einem italienischen Fernsehsender einen Vergleich zwischen Wladimir Selenskij und Adolf Hitler gezogen, wobei er vor Nazi-Elementen in der Ukraine warnte. Seine Äußerungen sorgten in den westlichen Medien für Empörung. 

Die ukrainischen Behörden sind offenbar längst dabei, alles Russische im Land zu entfernen. Nun berichtet die israelische Zeitung Haaretz, eine ukrainische Regierungsbehörde, die mit der Bewahrung der nationalen Geschichte beauftragt sei, habe im Rahmen der "Entrussifizierungs"-Bemühungen die Umbenennung mehrerer Straßen in Kiew nach "Nazi-Kollaborateuren" gefordert.

Das Ukrainische Institut für das Nationale Gedächtnis veröffentlichte am Samstag eine Liste mit Namen von Personen, die angeblich "wichtige Beiträge zur ukrainischen oder Weltkultur" geleistet hätten.

Während das Institut empfiehlt, Straßen nach der in Kiew geborenen Golda Meir zu benennen, die von 1969 bis 1974 Israels Premierministerin war, listet es ebenso historische Persönlichkeiten auf wie Andrei Melnyk und Jewgen Onazkij, die offenbar
Mitglied der Organisation Ukrainischer Nationalisten waren. Solche Umbenennungen seien notwendig, "um mit ideologischen Klischees und Mythen des russischen imperialen Erbes aufzuräumen", heißt es auf der Webseite des Instituts.

Die israelische Tageszeitung Haaretz kommentierte jüngst, die Entscheidung, Persönlichkeiten wie Melnyk und Onazkij zu würdigen, sei für Historiker und führende jüdische Persönlichkeiten zutiefst beunruhigend. Vor allem, wo derzeit doch "große Anstrengungen" unternommen würden, um gegen die "russische Propaganda" vorzugehen, die die ukrainische Regierung als Nazis und Antisemiten darstelle.

Die Organisation Ukrainischer Nationalisten wurde 1929 gegründet und führte den Kampf um die Unabhängigkeit der Ukraine an. Unter anderem mittels ihres paramilitärischen Flügels, der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA). Diese unterstützte die Nazi-Besatzungstruppen dabei, während des Zweiten Weltkriegs Gräueltaten gegen jüdischen Gemeinden im Land zu verüben.

"Angesichts des Krieges in der Ukraine verstehen wir den Wunsch des ukrainischen Staates und insbesondere der Stadtverwaltung von Kiew, Straßennamen zu ändern, die mit pro-russischen Personen in Verbindung stehen", erklärte die Yad Vashem Holocaust-Gedenkstätte in Israel.

"Gleichzeitig müssen sich die ukrainischen Behörden jedoch der Geschichte bewusst sein und darauf achten, keine Personen zu verehren, die die mörderische Kampagne der Nazis gegen die Juden unterstützt oder mit ihr zusammengearbeitet haben – darunter Andrei Melnyk, einer von zwei ukrainischen nationalistischen Führern, die bis Kriegsende Hitler und seine Komplizen während des Holocausts unterstützten."

Vertreter Israels sind seit dem Ukraine-Krieg bestrebt, Vergleiche des Konflikts in der Ukraine mit dem Holocaust und der nationalsozialistischen Ära abzuwehren. Am Montag bestellte das israelische Außenministerium den russischen Botschafter Anatoli Wiktorow ein, wobei Israels Außenminister Jair Lapid seinen russischen Amtskollegen Lawrow für dessen Hitler-Vergleich kritisierte. Selenskij hatte zuvor in einer Rede vor der Knesset Mitte März den russischen Angriff auf sein Land mit Hitlers "Endlösung" in Verbindung gebracht. Das hatte in Israel ebenfalls harsche Kritik hervorgerufen. 

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.