Folgen des Ukraine-Krieges: UNO warnt Europa vor neuen Flüchtlingswellen aus Afrika und Nahem Osten

Der Chef des UN-Welternährungsprogramms, David Beasley, hat sich mit einer deutlichen Warnung an die EU-Staaten gewandt. Die negativen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der anti-russischen Sanktionen auf Nahrungsmittellieferungen in bedürftige Staaten könnten Beasley zufolge zu neuen Flüchtlingswellen führen.

In einem Interview mit der US-Zeitung Politico hat sich David Beasley, der Chef des UN-Welternährungsprogramms (WFP), an die EU-Staaten mit dem Aufruf gewandt, mehr Geld für humanitäre Nahrungsmittelhilfen zu investieren. Andernfalls werde Europa sich mit neuen massiven Flüchtlingswellen konfrontiert sehen, die durch eine globale Hungerkrise hervorgerufen werden würden, warnte Beasley:

"Wenn Sie denken, dass wir jetzt die Hölle auf Erden erleben, machen Sie sich einfach bereit. Wenn wir Nordafrika vernachlässigen, kommt Nordafrika nach Europa. Wenn wir den Nahen Osten vernachlässigen, kommt der Nahe Osten nach Europa."

Der Organisation fehlen dem WFP-Chef zufolge schon Milliarden Dollar. Wenn das Geld nicht in diesem Jahr bereitgestellt werde, werde die Welt schon bald "Hunger, Destabilisierung und Massenmigration" gegenüberstehen.

Das globale Problem mit Nahrungsmittellieferungen in bedürftige Länder hatte sich angesichts des Ukraine-Krieges drastisch verschärft. Russland und die Ukraine gehören zu den weltweit größten Produzenten und Exporteuren von Getreide. Die durch den Krieg verursachten Störungen haben direkte Auswirkungen auf Länder im Nahen Osten und in Afrika, die auf diese Lieferungen angewiesen sind. Auf dem Europäischen Humanitären Forum Anfang der Woche hatte Beasley den reicheren Nationen vorgeworfen, das Problem nicht ernst genug zu nehmen:

"Es ist einfach, auf einem hohen Ross in einem Elfenbeinturm zu sitzen, wenn man nicht derjenige bist, der verhungert."

Europa werde hundertfach dafür bezahlen, wenn es jetzt nichts unternehmen werde, sagte der WFP-Chef.

Das WFP, das im Jahr 2020 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, ist auf staatliche Zuwendungen oder private Spenden angewiesen. Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Einzelgeber.

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