Wegen Sanktionen gegen Russland: Droht jetzt ein Bitcoin-Verbot?

Die Regierungen in der EU und den USA befürchten, dass Russland verstärkt auf Kryptowährungen setzen könnte, um die massiven von ihnen verhängten Sanktionen zu umgehen. Daher soll der Kryptomarkt reguliert werden – ein schwieriges Unterfangen, bei dem die großen Handelsplattformen (noch) nicht mitspielen wollen.

Die Sanktionen der EU und der USA gegen Russland infolge des Ukraine-Krieges bedeuten Tabula Rasa – einen wirtschaftlichen und menschlichen Riss, der so schnell nicht zu kitten sein wird. Doch nun könnte Russland den Ausschluss aus dem Bankensystem SWIFT laut einem Artikel in der ZEIT mittels Bitcoin zu umgehen versuchen.

Nicht nur in Europa, Ostasien und den USA, auch in Russland sind digitale Währungen wie Bitcoin, Cardano und Ethereum recht weit verbreitet. Besonders in den letzten Wochen stieg der Preis für Bitcoin deutlich – das könnte an massiven russischen Zukäufen gelegen haben. Fortan könnte Russland auch Rohstoffe gegen Kryptowährungen verkaufen und die westlichen Sanktionen auf diese Weise umgehen.

Die Regierungen der USA, der EU-Länder und der Ukraine wollen dies um jeden Preis verhindern: Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno le Maire sagte Mittwoch nach Gesprächen der EU-Finanzminister:

"Wir ergreifen Maßnahmen, insbesondere in Bezug auf Kryptowährungen oder Kryptovermögenswerte, die nicht zur Umgehung der von den 27 EU-Ländern beschlossenen Finanzsanktionen verwendet werden dürfen."

Weiterhin habe das US-Finanzministerium bereits große Kryptobörsen gebeten, sanktionierte Firmen, Organisationen und Personen zu blockieren, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Am Sonntag forderte auch der ukrainische Vizepremier und Digitalminister Mychajlo Fedorow die Kryptobörsen auf, "die Adressen von russischen Usern" zu sperren. Nicht nur russische und belarussische Politiker, sondern russische "normale Nutzer" will er so "sabotieren".

Die beiden großen US-Börsen für die Kryptowährungen Coinbase und Binance lehnten vor alle letztere Forderung vehement ab.

Ähnlich sieht das auch der CEO der US-Handelsplattform Kraken, Jesse Powell. Er könne das Anliegen zwar nachvollziehen, schrieb er auf Twitter, doch er werde ihr nicht nachkommen, "solange es dazu keine gesetzliche Verpflichtung gibt". Währungen wie Bitcoin seien "die Verkörperung der libertären Werte". Sein Auftrag ist es, Menschen in die Welt der Kryptowährungen eintauchen zu lassen, in der "willkürliche Linien auf Landkarten keine Rolle mehr" spielten. Dort müsse man sich keine Sorgen machen, dass das eigene Geld "in einer breit angelegten diskriminierenden" Aktion beschlagnahmt werde. Doch genau das drohe jetzt möglicherweise russischen Bürgern durch die westlichen Sanktionen.

Die US-amerikanische Administration scheint sich dagegen selbst für den Bitcoin starkzumachen – zumindest für ihre eigenen Bürger. Am Mittwoch verriet FED-Chef Jerome Powell, er wolle sich für eine "Reservewährung" zum Dollar starkmachen. Laut dem Bitcoin-Echo könne dies neben Gold eventuell auch eine Kryptowährung sein.

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