Von Kriegsverbrechern bis korrupten Politikern: Credit Suisse schaute bei Kunden nicht genauer hin
Das Schweizer Bankgeheimnis verpflichtet Banken, die ökonomische Privatsphäre der Kunden gegenüber Dritten zu bewahren und zu sichern. Erst auf internationalen Druck hin war das Bankgeheimnis für ausländische Kunden aufgeweicht worden. Doch nun scheint die Schweiz ihrem Ruf als intransparenter Finanzplatz erneut gerecht zu werden.
Die Nachforschungen bei der zweitgrößten Bank der Schweiz, der Credit Suisse, leitete die Süddeutsche Zeitung zusammen mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP). Daran beteiligt waren auch NDR, WDR sowie Guardian, Le Monde und New York Times. Anstoß hierzu machte eine anonyme Quelle, die der SZ einen "riesigen Datenschatz" über fragwürdige Konten von mehr als 30.000 Kunden zuspielte.
Diese kam zu dem Ergebnis, dass die Bank den gesetzlichen Vorgaben des Bankgeheimnisses zu sehr Rechnung trug, indem sie Kriminelle schützte. Unter den Kunden sollen sich ein ehemaliger philippinischer Diktator, ein jemenitischer Spionagechef, verurteilte Kriminelle und korrupte Politiker befinden.
Auch Regierungsvertreter aus Nigeria, Venezuela und anderen Ländern sind darunter:
"In den Daten der Suisse Secrets finden sich zahlreiche Kunden, die für eine Bank wie die Credit Suisse erhöhte Risiken bergen: Es handelt sich um sogenannte politisch exponierte Persönlichkeiten, also Staats- und Regierungschefs, Geheimdienstler und Minister, um Unternehmer mit fragwürdigen Geschäftspraktiken sowie um Männer, die wegen Straftaten verurteilt wurden.
Im Umgang mit Kunden wie diesen sind Banker zu besonderer Sorgfalt angehalten, um zu prüfen, ob deren Vermögen aus kriminellen Handlungen wie Geldwäsche, Unterschlagung oder Korruption stammt oder ob Steuern hinterzogen werden sollen. Die Credit Suisse teilte mit, sich zu Einzelfällen aus Vertraulichkeitsgründen nicht äußern zu können."
Einer der ehemaligen Konteninhaber sei etwa der frühere Premierminister der Ukraine, Pawlo Lasarenko:
"Lasarenko soll in seiner Zeit als Präsident der Region um die Stadt Dnipro von mehreren Unternehmen 50 Prozent der Gewinne verlangt und so viele Millionen Dollar verdient haben, die er dann über Konten unter anderem in der Schweiz und in den USA geschleust habe. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Premier setzte er sich in die USA ab, wo er nach einem jahrelangen Rechtsstreit schließlich 2009 wegen Geldwäsche in Höhe von 30 Millionen Dollar zu acht Jahren Haft und neun Millionen Dollar Geldstrafe verurteilt wurde."
Bei den Nachforschungen stach auch das Vermögen eines ehemaligen Siemens-Managers in Nigeria hervor. Dieser verfügte im Jahr 2006 über ganze 51,66 Millionen Euro (54 Millionen Schweizer Franken). Woher das Geld stammt, ist nicht bekannt. Mit den Verdiensten durch Siemens lässt es sich nicht erklären. Weder er noch die Bank wollen sich dazu äußern.
Seitens der Credit Suisse heißt es zu der internationalen journalistischen Recherche:
"Die Darstellung (...) basiert auf unvollständigen, ungenauen oder selektiven Informationen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden, was zu tendenziösen Interpretationen des Geschäftsgebarens der Bank führt. Wir werden die Angelegenheit weiter analysieren und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten."
Aus der Schweiz konnte sich kein Medium an den Nachforschungen beteiligen. Das Bankgesetz hätte eine strafrechtliche Verfolgung der Journalisten möglich gemacht. Die UN-Sonderberichterstatterin für Meinungsfreiheit, Irene Khan, sprach von einer "Einschränkung der Pressefreiheit" und leitete eine Untersuchung hierzu ein.
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