Russischer Diplomat: Israels Regierung beteiligt sich nicht an Anschuldigungssport gegen Russland

Zum Tag des Diplomaten, zeitgleich mit dem Besuch der deutschen Außenministerin in Israel, veröffentlicht die Zeitung Iswestija ein Interview mit dem russischen Botschafter im Land. Demnach beteilige sich Israels Regierung nicht an den Anschuldigungen gegenüber Moskau, die Russland schaden sollen.

Zum Auftakt ihres Antrittsbesuches im Nahen Osten besuchte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock als erstes Israel. Am Donnerstagnachmittag sind Gespräche mit dem israelischen Amtskollegen Jair Lapid und Ministerpräsident Naftali Bennett geplant, nachdem sie zum Gedenken an die von Nazi-Deutschland und seinen Kollaborateuren ermordeten Juden einen Kranz niederlegte.

Mit Blick auf den Nahostkonflikt sagte die Politikerin, dieser könne nicht als Status Quo akzeptiert werden und fügte hinzu:

"Jeder Mensch hat ein Recht auf Hoffnung – vor allem die Hoffnung auf Frieden."

In Bezug auf die aktuelle Situation um die Ukraine, in der das Säbelrasseln samt beinahe täglicher Drohungen sowohl von ukrainischer als auch von russischer Seite sowie von vereinzelten Stimmen auch andernorts kritisiert wurde, weil so der Frieden bedroht wird, erklärte der russische Botschafter in Israel Anatoli Wiktorow in einem Interview mit der Zeitung Iswestija, dass die israelische Regierung sich weniger einfach als seine westlichen Verbündeten positioniere.


"Die Situation um die Ukraine oder die Anschuldigungen, die einige westliche Länder gegen Russland erheben, werden von israelischen Beamten und der israelischen Führung nicht unterstützt, um es gelinde auszudrücken," so Wiktorow.

Er erinnere sich, dass der israelische Präsident in einer seiner Reden sagte, diese Art von Sport sei entstanden, um Russland zu schaden. Und israelische Beamte machen demnach "bei diesem Sport" nicht mit.

"Ich möchte bestätigen, dass sich israelische Beamte nicht an diesem Sport beteiligen. Ich spreche nicht von den Medien, das ist eine andere Sphäre, es sind andere Regeln und andere Menschen", so der russische Diplomat.

Er selbst erachte die Äußerungen westlicher Politiker über die russische Aggression als "billige Tricks, um von den wirklich dringenden Problemen abzulenken".

Die Interview-Frage war davon ausgegangen, dass die britische Außenministerin Liz Truss die "liberalen Regierungen" der verbündeten Länder aufgefordert hatte, ihre Beziehungen zu Russland und China zu überprüfen, die sie als "Aggressorländer" bezeichnete.

Laut Wiktorow sei die Wortwahl und die Anschuldigung der britischen Politikerin zu ignorieren, da diese lediglich widerspiegeln, dass bestimmten Kommentatoren die derzeitigen Prozesse in der Weltordnung nicht gefallen, weil sie sich an Situationen klammerten, welche nicht in Stein gemeißelt seien.

"Es geht darum, dass bestimmte Prozesse in der Weltordnungspolitik und in der Weltordnung im Gange sind. Und das gefällt nicht jedem, so dass sie versuchen, an diesen Positionen festzuhalten, von denen sie glauben, dass sie ihnen von Rechts wegen und für immer gehören. So etwas gibt es nicht. Es gibt andere Machtzentren, viele Länder in der Welt mit eigenen Interessen, die berücksichtigt werden müssen."

Inwieweit die Position der israelischen Regierung zur aktuellen Frage nach dem Frieden in Europa bei dem Treffen mit Baerbock auf den Tisch kommt, ist noch nicht klar. Schon am Nachmittag trifft Baerbock in Ramallah in den Palästinensergebieten Präsident Mahmud Abbas und Außenminister Riad Malki. Noch am Donnerstag wollte Baerbock weiter nach Jordanien fliegen, am Samstag stehen Gespräche in Ägypten auf ihrem Programm.

Russland ehrt jährlich am 10. Februar mit dem Gedenktag zu Ehren der institutionalisierten Diplomatie der Bedeutung des Dialogs zugunsten friedlicher Beziehungen zwischen den Nationen. Im Jahr 2002 führte Präsident Wladimir Putin diesen Tag, der historischen Bezug auf die frühen Vorläufer der heuten außenpolitischen Behörde Russlands im 16. Jahrhundert nimmt, als beruflichen Feiertag für alle diplomatischen Mitarbeiter der Russischen Föderation ein.

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