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"Herr Đoković kann jederzeit gehen" – Fronten im Streit um Tennisstar weiter verhärtet

In Australien geht der Streit um eine "Sondergenehmigung" für den Weltranglistenersten im Herren-Tennis, Novak Đoković, weiter. Während die Tennis-Spielergewerkschaft PTPA ihm Unterstützung zusichert, kritisieren ihn andere. Unter anderem auch sein ehemaliger Trainer Boris Becker.
"Herr Đoković kann jederzeit gehen" – Fronten im Streit um Tennisstar weiter verhärtet© legion-media

Die Tennis-Spielergewerkschaft PTPA hat ihrem Präsidenten und Mitbegründer Novak Đoković Unterstützung zugesichert. Dem 34 Jahre alten Weltranglisten-Ersten gehe es gut, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums am Freitag. Đoković habe darum gebeten, "die Fakten über seine Festsetzung" in seinen Worten und zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt zu teilen. Der Serbe hatte im August 2020 gemeinsam mit dem Kanadier Vasek Pospisil die Professional Tennis Players Association (PTPA) gegründet als Konkurrenz zum bestehenden Spielerrat der Herren-Organisation ATP.

"Mit dem größten Respekt vor allen persönlichen Meinungen zu Impfungen sollte geimpften und ungeimpften (mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung) Athleten die gleiche Freiheit gewährt werden", an Turnieren teilzunehmen, forderte die Spielergewerkschaft.

Đoković will bei den Australian Open spielen, die am 17. Januar Beginn. Weil spekuliert wird, dass er ungeimpft ist, und er dennoch eine "Ausnahmegenehmigung" von den Turnierveranstaltern in Melbourne erhielt, wird nun heftig gestritten. Đoković landete mit seiner "Ausnahmegenehmigung" am späten Mittwochabend in Melbourne. Der Grenzschutz sah die Einreiseregeln jedoch nicht erfüllt, so dass Đoković zwei Nächte in einem Hotel für Ausreisepflichtige verbringen musste, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Đoković hat dagegen geklagt. Ein Gericht in Melbourne will am Montag eine Entscheidung fällen.

Australische Regierung verteidigt Entscheidung

Australiens Behörden haben derweil Vorwürfe der Familie von Đoković zurückgewiesen, sie würden den Tennis-Star seit dessen Ankunft in Melbourne wie einen Gefangenen festhalten. Innenministerin Karen Andrews sagte gegenüber dem Sender ABC News am Freitag:

"Herr Đoković wird nicht in Australien gefangen gehalten, er kann jederzeit gehen, und der Grenzschutz wäre dabei behilflich."

Zugleich bestätigte sie zwei weitere Problemfälle im Zusammenhang mit den Australian Open, die nun vom Grenzschutz geprüft würden. Andrews verteidigte das Vorgehen der Behörden und sagte dem TV-Kanal Seven Network, Đoković habe es versäumt, die richtigen Informationen für seine Einreise nach Australien bereitzustellen:

"Sie werden von jedem verlangt, der in das Land einreist. Wenn diese Informationen nicht bereitgestellt werden können, sind die Einreisebestimmungen für Australien nicht erfüllt."

Bei den weiteren Ermittlungen gehe es um zwei Personen, die ebenfalls wegen der am 17. Januar beginnenden Australian Open angereist seien. Namen nannte sie nicht. Eigentlich gilt in Australien die Regel, dass nur Reisende mit Impfschutz gegen das Coronavirus ins Land gelassen werden. Laut Turnierboss Craig Tiley hatten anlässlich der Australian Open 26 Profis oder Betreuer eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Bei einer "Handvoll" von Fällen habe das auch geklappt. Titelverteidiger Đoković ist als einziger namentlich bekannt und steht seit Tagen in der Kritik – zumal der 34-Jährige bislang nicht offengelegt hat, mit welcher Begründung ihm die umstrittene Genehmigung erteilt wurde.

"Freiheitskämpfer Đoković"

Der Mitte 2020 von einer Corona-Infektion genesene Serbe hat sich gegen eine Impfpflicht ausgesprochen und um seinen Impfstatus stets ein Geheimnis gemacht. In Australien hatte der Eindruck einer Vorzugsbehandlung für den neunfachen Australian-Open-Sieger Wut und Empörung ausgelöst – zumal selbst zahlreiche Bürger des Landes während der Pandemie lange nicht in ihre Heimat reisen konnten, weil sich Australien zum Schutz vor einer Einschleppung des Coronavirus abgeschottet hatte.

Im Lager des Sportlers wird dessen Fall wenig überraschend anders wahrgenommen. Đoković befinde sich in Australien "im Gefängnis", wetterte sein Vater Srdjan am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Belgrad, in der er seinen Sohn zum "Freiheitskämpfer" stilisierte. Auch Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić empörte sich über "die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt", Regierungschefin Ana Brnabić unterstellte den australischen Behörden politische Motive für deren Umgang mit Đoković. Das serbische Außenministerium bat wegen des "unangemessenen und unmenschlichen Umgangs" mit Đoković gar den australischen Botschafter in Belgrad zum Gespräch.

Wie genau Đoković seine medizinische Ausnahmegenehmigung erhielt und woran seine freie Einreise letztlich konkret scheiterte, ist noch immer nicht bekannt. Klar ist: Bei den Australian Open ist die Impfung erstmals bei einer Top-Veranstaltung für Tennisprofis Pflicht. Australischen Medien zufolge scheint das Problem wohl darin zu liegen, dass die Turnierleitung und der Bundesstaat Victoria, dessen Hauptstadt Melbourne ist, für Đoković zwar eine Ausnahme zur Teilnahme an den Australian Open gewährten – diese aber nicht per se zum vorherigen Betreten des Landes berechtigt.

Dem Vernehmen nach habe Đoković die Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an dem Grand-Slam-Turnier auf Basis seiner überstandenen Corona-Infektion erwirkt, berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP. Aus Sicht der australischen Regierung und des Grenzschutzes seien die Kriterien zur Einreise nach Australien damit aber nicht erfüllt – eine Impfung bleibe Pflicht. Deshalb sei wohl auch das Visum des Sportlers nach dessen Überprüfung durch die Behörden am Flughafen storniert worden. Innenministerin Andrews sagte dazu bloß:

"Es wird viel über das Visum gesprochen. Das Visum ist nach meinem Verständnis aber gar nicht das Problem – es sind die Einreisevoraussetzungen."

Ex-Trainer Boris Becker kritisiert seinen ehemaligen Schützling

Kritik an Đoković kommt derweil auch aus Deutschland. Der dreimalige Wimbledonsieger und frühere Trainer von Đoković, Boris Becker, kritisierte das Verhalten des Serben. In einem Gastbeitrag für die britische Zeitung Daily Mail schrieb Becker:

"Ich glaube, er macht einen großen Fehler, sich nicht impfen zu lassen."

Dieser Fehler bedrohe das, was von seiner Karriere und der Chance, sich selbst als besten Spieler der Geschichte zu verewigen, bleibe. Becker trainierte von 2013 bis 2016 den Serben. In dieser Zeit gewann Djokovic sechs Grand-Slam-Turniere, darunter auch die Australian Open, und wurde wieder die Nummer eins der Welt.

Er habe nach deren Ankunft am Flughafen in Melbourne Kontakt mit Djokovics aktuellem Coach Goran Ivanisevic gehabt, schrieb Becker weiter. Dieser habe sich aber in einem anderen Raum aufgehalten, weil mit dessen Visum alles in Ordnung gewesen sei. Mit Djokovic habe er noch nicht gesprochen, aber "ich würde ihm dringend raten, sich impfen zu lassen – ob er auf mich hören würde, ist eine andere Sache", so Becker. Die Regeln seien zu akzeptieren, betonte er.

Mehr zum Thema - Darf er nun mitmischen oder nicht? Đoković mit Problemen bei Einreise nach Down Under

(rt/dpa)

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