Israel: Studie zur vierten COVID-19-Impfung wird aufgrund fehlender Genehmigung unterbrochen

Ursprünglich sollte diese Woche im Sheba Medical Center in Tel Aviv eine Impfstudie zur vierten COVID-19-Impfung an 150 Teilnehmern durchgeführt werden. Medienberichten zufolge wurde diese nach einem ersten Start gestoppt, da die benötigte Genehmigung nicht existiere.

Das Sheba Medical Center in Tel Aviv (Israel) wollte diese Woche mit einer Studie zur vierten COVID-19-Impfung beginnen, nachdem es Anfang Dezember die Genehmigung des sogenannten Helsinki-Komitees, das alle klinischen Studien in Israel absegnet, beantragt hatte.

Nach dem Studienstart am vergangenen Wochenende waren für diese Woche noch Impfungen von rund 100 Probanden, allesamt medizinisches Personal, eingeplant gewesen. Nun berichten israelische Medien darüber, dass ein wichtiges Gremium die benötigte Genehmigung für diese Studie anscheinend verweigert bzw. noch nicht zugestellt hat, obwohl das israelische Gesundheitsministerium die Impfungen bereits zuvor genehmigt hatte.

Das Helsinki Committee Israel, das klinische Studien innerhalb Israels genehmigen muss und eine wesentliche Voraussetzung für eine Zulassung darstellt, muss demnach aus unbekannten Gründen den aktuellen Testlauf final noch absegnen. Am Dienstag letzter Woche unterzeichnete das beratende Expertengremium des Gesundheitsministeriums die Verabreichung einer vierten Dosis an über 60-Jährige und andere Risikopersonen. Die Testphase begann am Sonntag, jedoch zwei Tage später berichtete der israelische Channel 13 laut Times Of Israel, dass das Gesundheitsministerium ihre Entscheidung einer Erlaubnis nun während einer Sitzung zurückgenommen hätte.

Grund sei, dass das Helsinki Committee Israel die Studie "nie genehmigt" hätte, so Aussagen israelischer Medien: "Das Gremium, das um einen Kommentar gebeten wurde, erklärte gegenüber Channel 13, es könne seine internen Überlegungen in dieser Angelegenheit nicht offenlegen."

Des Weiteren wird gemutmaßt, dass die israelische Politik inzwischen die unbedingte Notwendigkeit einer vierten Impfung hinterfragt. Grund seien neue vorläufige Daten aus England, die darauf hindeuten würden, "dass Menschen mit der neuen Omikron-Variante von COVID-19 zwischen 50 und 70 Prozent weniger wahrscheinlich einen Krankenhausaufenthalt benötigen als Menschen mit der Delta-Variante".

"Die Ergebnisse der britischen Gesundheitsbehörde ergänzen die sich abzeichnenden Hinweise darauf, dass Omikron mildere Erkrankungen als andere Varianten hervorruft, sich aber auch schneller ausbreitet und Impfstoffen besser entgeht", so die Informationen seitens Times of Israel.

Diese Sichtweise wurde schon in einem Artikel der Times of Israel vom 23. Dezember angedeutet. Im Artikel wird darauf hingewiesen, dass Nachman Ash, der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, "Daten aus Großbritannien" geprüft hätte, die darauf hindeuten, dass "die Omikron-Variante des Coronavirus weniger schwere Krankheiten verursacht als der Delta-Stamm".

Sollten sich "mehr solcher Daten ansammeln" könnte laut Aussagen des Senders Channel 13 Generaldirektor Ash "die Empfehlung des Beratungsgremiums der Regierung, die zusätzlichen Auffrischungsimpfungen zum jetzigen Zeitpunkt für medizinisches Personal, über 60-Jährige und Risikogruppen anzubieten, nicht unterstützen und stattdessen die Angelegenheit zur weiteren Beratung zurückschicken".

Die New York Times titelte ebenfalls am 23. Dezember zum Thema einer vierten Impfung: "Israel erwägt 4. Impfstoffdosis, aber einige Experten halten sie für verfrüht. Einige Wissenschaftler warnen, dass zu viele Impfungen die Fähigkeit des Körpers, das COVID-19-Virus zu bekämpfen, beeinträchtigen könnten."

Es zeigen sich kontroverse Auffassungen innerhalb der israelischen Politik und Wissenschaft: "Premierminister Naftali Bennett hat deutlich gemacht, dass er eine vierte Impfung befürwortet, und Gesundheitsminister Nitzan Horowitz hat vorgeschlagen, dass eine neue Runde von Auffrischungsimpfungen bis Sonntag beginnen könnte.", zitiert die New York Times.

Dagegen argumentiert im gleichen Artikel der israelische Epidemiologe Hagai Levine: "Ich respektiere die Meinung derjenigen, die sagen: Es ist besser auf der sicheren Seite zu sein, als später etwas zu bereuen. Aber vor der Verabreichung einer vierten Dosis ist es besser, auf die Wissenschaft zu warten."

Dass die generelle Zustimmung zur Impfung bei der israelischen Bevölkerung sinkt , belegen jüngste Zahlen: "Zwar haben 63 Prozent der 9,4 Millionen Bürger die ersten beiden Impfdosen erhalten. Doch nur 45 Prozent haben sich den Booster abgeholt, der sechs Monate nach der zweiten Impfung nötig ist, um als vollständig immunisiert zu gelten", berichtet Cicero-Online.

Im Artikel der New York Times wird auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach zitiert: "Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte am Donnerstag, er gehe davon aus, dass die Deutschen im nächsten Jahr eine weitere Auffrischungsimpfung erhalten würden, je nachdem, wie lange der Schutz der dritten Impfung anhalte."

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