Boykott oder nicht? US-Vertreter beantragen Visa für Olympische Winterspiele in Peking

Wie das Außenministerium der Volksrepublik China mitteilt, haben zuständige Behörden von US-Beamten Visaanträge für die Olympischen Spiele in Peking erhalten. Dies, obwohl Washington offiziell einen diplomatischen Boykott des Sportereignisses erklärt hat.

Peking hat nach Angaben eines Sprechers des chinesischen Außenministeriums von mehr als einem Dutzend US-Vertretern Visaanträge für die Olympischen Winterspiele erhalten.

Vor drei Wochen hatte Washington jedoch einen diplomatischen Boykott der bevorstehenden Großveranstaltung angekündigt, die am 4. Februar in Peking beginnt. Dem Boykottaufruf der USA schlossen sich Australien, das Vereinigte Königreich, Kanada und Japan an. Allerdings betonte man, dass die US-amerikanischen Athleten an den Wettkämpfen teilnehmen würden.

Wie es aussieht, werden nun aber doch nicht alle US-Repräsentanten zu Hause bleiben. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian verkündete am Montag bei einer Pressekonferenz:

"Wir haben von US-amerikanischer Seite Visaanträge für US-Vertreter erhalten."

"Als Antwort auf diese Anträge bezüglich der US-Regierungsdelegation werden wir in Übereinstimmung mit den internationalen Regeln und auf der Grundlage der Gegenseitigkeit handeln."

Angesichts des Boykottaufrufs erinnerte Zhao an Chinas Forderung an die USA, die Olympischen Spiele nicht zu politisieren:

"Wir bestehen erneut darauf, dass die Vereinigten Staaten im Einklang mit dem olympischen Geist handeln und aufhören, zu politisieren und Erklärungen abzugeben, die die Winterspiele in Peking untergraben."

Die Global Times berichtete, dass die US-Regierung Visaanträge für 18 Beamte eingereicht habe, die die Olympischen Winterspiele aus Sicherheitsgründen unterstützen sollen. Man erwartet, dass 40 weitere Beamte zu einem späteren Zeitpunkt ihre Anträge einreichen werden.

Von den 18 Personen auf der Liste arbeiten 15 für das US-Außenministerium und eine für das Pentagon, berichtet die South China Morning Post. Die meisten scheinen Beamte in mittleren oder unteren Rängen zu sein.

Der Global Times zufolge hatte China nie die Absicht, Politiker einzuladen, die den Boykott hochgespielt haben. Experten bezeichneten das Verhalten dieser Vertreter als Selbstbetrug.

Li Haidong, Professor am Institut für internationale Beziehungen an der Pekinger Universität für auswärtige Angelegenheiten, sagte der Global Times, dass die Regierung unter US-Präsident Joe Biden die Führung bei der Nichtentsendung von Regierungsvertretern übernommen hat, um die Hardliner im Land zu täuschen. Nun habe man den Kurs aber geändert. Dies sei eine "Ohrfeige", die Washingtons Verbündete unvorbereitet getroffen habe.

Das Weiße Haus hat auf die Berichte über Visaanträge bisher nicht reagiert.

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