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Pentagon beschwichtigt: Versehentliche Tötung von Kindern durch Drohnenangriff in Kabul war Unfall

Ende August 2021 tötete das US-Militär in Kabul zehn Zivilisten, darunter sieben Kinder. Laut Pentagon handelte es sich dabei um einen Unfall. Disziplinarische Maßnahmen soll es daher nicht geben. Ein Überwachungsvideo aber beweist, dass sich kurz vor dem Angriff ein Kind in der Nähe aufhielt.
Pentagon beschwichtigt: Versehentliche Tötung von Kindern durch Drohnenangriff in Kabul war UnfallQuelle: AFP © WAKIL KOHSAR / AFP

Der US-General, welcher die Untersuchung des US-Luftangriffs leitete, ist der Ansicht, dass das Kind, welches auf den Aufnahmen nahe dem Einschlagsort zu sehen ist, in Echtzeit leicht zu übersehen gewesen wäre. Die Aufnahmen entstanden zwei Minuten vor dem Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Insgesamt zehn Zivilisten aus zwei Familien wurden am 29. August Opfer eines US-Drohnenangriffs auf ein verdächtiges Fahrzeug, sieben davon Kinder. Die Opfer waren zwischen zwei und 40 Jahren alt. Der Fahrer des Toyota, dem der Angriff galt, war aber nicht etwa ein Terrorist, wie das US-Militär vermutet hatte, sondern ein afghanischer Mitarbeiter einer US-amerikanischen Hilfsorganisation. 

Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete eine Überprüfung des Angriffs an, um die Verantwortlichen zu ermitteln und derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden. Die Aussagen von 22 involvierten Militärangehörigen und die Kommunikation im Vorfeld des Drohnenschlags wurden dabei untersucht. 

Einige Tage zuvor hatte ein Selbstmordattentat vor dem Kabuler Flughafen "Hamid Karzai" zum Tod von 170 Zivilsten und 13 US-Soldaten geführt. Die USA hatten den Abzug ihrer und aller internationalen Truppen aus Afghanistan in einem Friedensabkommen mit den Taliban besiegelt. Die Machtübernahme der Taliban war daraufhin überraschend schnell erfolgt. Am Flughafen wurden die zivilen Flüge eingestellt, das Personal floh und das US-Militär kontrollierte die Evakuierung von Militärs und Zivilisten. Zehntausende afghanische Bürger versuchten auf das Gelände zu gelangen. Vor einem Attentat war zuvor gewarnt worden. Das US-Militär war nach dem Attentat in Alarmbereitschaft und erwartete einen weiteren Anschlag durch die Terrorgruppe ISIS-K, dem afghanischen Ableger des sogenannten "Islamischen Staats". 

Der Generalinspektor der Air Force, Sami Said, resümierte in Bezug auf den Drohnenangriff, es lägen keine Verstöße gegen das Gesetz vor. Daher seien keine disziplinarischen Maßnahmen notwendig. 

Über acht Stunden hinweg verfolgte das US-Militär einen weißen Toyota Corolla durch Kabul. Zu diesem Zeitpunkt waren die Soldaten der festen Überzeugung, dass eine "unmittelbare Bedrohung" für die US-Streitkräfte bestand. Im Kofferraum des Wagens vermuteten sie Sprengstoff. Anstelle von explosivem Material aber hatte das zivile Fahrzeug Wasserflaschen geladen. Der Drohnenangriff löste auch eine zweite Explosion aus, hervorgerufen durch einen Propan- oder Gastank. Said bezeichnete die Operation dennoch als einen Akt der Selbstverteidigung.

Bei dem Angriff habe es sich letztlich um einen "Bestätigungsfehler" gehandelt: 

"Diese Einschätzung beruhte in erster Linie auf Interpretationen. Bedauerlicherweise war die interpretative Einschätzung ungenau." 

Über das Video sagte er: 

"Zwei unabhängige Überprüfungen, die ich durchgeführt habe, haben ergeben, dass die physischen Beweise für ein Kind in den zwei Minuten vor dem Abschuss offensichtlich waren. Aber es ist nicht zu 100 Prozent offensichtlich; man muss erst danach suchen." 

Die US-Regierung stellt jährlich drei Millionen US-Dollar als Entschädigungszahlungen für Sach- und Personenschäden durch Handlungen des US-Militärs bereit. Die Betroffenen zeigten sich enttäuscht von Washington. Sie hatten sich erhofft, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Eine bloße Entschuldigung bedeutet für sie keine Gerechtigkeit. Der hinterbliebene Bruder des getöteten Fahrers, Aimal Ahmadi, sagte:

"Sie waren unschuldige, hilflose Kinder." 

Den Familienmitgliedern, die den Angriff überlebt haben, soll die Möglichkeit gegeben werden, in die USA umzusiedeln und eine finanzielle Entschädigung zu erhalten. Der Untersuchungsbericht selbst bleibt bis auf Weiteres unter Verschluss. 

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