"Doppelmoral" – Nordkorea weist Kritik der USA an Raketentests zurück

Die USA boten Nordkorea neue Gespräche "ohne Bedingungen" an. Die Reaktion Washingtons auf einen Raketentest Pjöngjangs lässt die nordkoreanische Regierung jedoch an dem Gesprächsangebot zweifeln. Nordkorea behält sich trotz Sanktionen das Recht vor, die gleichen Raketen wie die USA zu testen.

Am Dienstag ließ Nordkorea eine ballistische Rakete von einem U-Boot aus starten. Die neue Waffe Nordkoreas erreichte eine Maximalhöhe von 60 Kilometern und legte eine Strecke von 450 Kilometern zurück. Auf einer vertikalen Flugbahn hätte sie eine Reichweite von 1.900 Kilometern gehabt. Es war die größte Machtdemonstration Nordkoreas seit Amtsantritt des US-Präsidenten Joe Biden. Südkorea und Japan sehen sich durch die Tests bedroht. Der japanische Premier Fumio Kishida bezeichnete den jüngsten Test als "sehr bedauerlich".

Der nordkoreanische Regierungsführer Kim Jong-un betont, sein Land hege keine Kriegsambitionen. Die Raketentests dienen der Verteidigungsmöglichkeit des Landes. Damit unterschied sich das Land nicht von anderen.

Die Rakete hatte Nordkorea im Januar als "die stärkste Waffe der Welt" vorgestellt. Auch Südkorea stellte der Öffentlichkeit eine ähnliche Waffe vor. Nord- und Südkorea beendeten den Korea-Krieg 1953 in einem Waffenstillstand. Die US-Botschafterin der Vereinten Nationen, Linda Thomas Greenfield, wies Pjöngjang in die Schranken. Nordkorea sollte sich an die UN-Sanktionen halten, die der DPRK (Democractic Peoples Republic of Korea) Nuklear- und Raketentests untersagt:

"Es ist an der Zeit, einen nachhaltigen und substanziellen Dialog aufzunehmen, um das Ziel einer vollständigen Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu erreichen. Wir haben angeboten, die Vertreter der DPRK ohne Vorbedingungen zu treffen, und wir haben deutlich gemacht, dass wir keine feindlichen Absichten gegenüber der DPRK hegen."

Die USA forderten eine Notfallsitzung der Vereinten Nationen. Pjöngjang reagierte empört und spricht von Doppelmoral:

"Die DPRK dafür zu kritisieren, dass sie das gleiche Waffensystem entwickeln und testen, das die USA besitzen oder entwickeln, ist ein klarer Beleg der Doppelmoral."

Die USA hätten keinen Grund zur Sorge. Bei dem Test habe man kein Land im Visier. Unter der Präsidentschaft von US-Präsident Donald Trump hatte ein historisches Treffen zwischen Trump und Kim Jong-un Hoffnung auf Annäherung der USA und Nordkorea gemacht. Ein zweiter Gipfel aber blieb ohne konkrete Ergebnisse. Nordkorea forderte eine Aufhebung der Sanktionen, Washington lehnte dies ab.

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