"Die Ära der Interventionen ist vorbei" – Biden zieht eine Bilanz des Afghanistan-Krieges

US-Präsident Joe Biden hat den Krieg in Afghanistan für beendet erklärt. Der US-Truppenabzug habe auch das Ende einer Ära der Umgestaltung von Staaten durch Militärinterventionen besiegelt. Die USA müssten sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellen.

"Gestern Abend beendeten die USA in Kabul 20 Jahre Krieg in Afghanistan, den längsten Krieg in der amerikanischen Geschichte", sagte Biden am Dienstag in seiner Ansprache an die Nation. Die letzten US-Soldaten hatten Kabul in der Nacht zu Dienstag verlassen. Damit endete auch die militärische Evakuierungsmission. 

Die chaotische Evakuierung aus Kabul, die mehr als zwei Wochen – seit der Machtübernahme durch die Taliban – andauerte, bezeichnete Biden als einen "außergewöhnlichen Erfolg", wie ihn "keine Nation in der Geschichte je gemeistert hätte".

Er habe den Krieg nicht ewig verlängern wollen, betonte Biden, und er habe auch den Abzug nicht ewig verlängern wollen:

"Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden."

Der US-Präsident wies erneut die Kritik zurück, der Abzug hätte geordneter abgewickelt werden können. Biden wertete die "Herausforderungen", mit denen man bei dem Abzug konfrontiert war, als unvermeidbar.

Die Schuld an den chaotischen Zuständen schob Biden seinem Amtsvorgänger Donald Trump und der afghanischen Regierung zu, die vor den Taliban kapituliert hatte. Es sei Trump gewesen, der eine Vereinbarung mit den Taliban geschlossen und den Abzug der US-Truppen zugesagt hatte. Biden betonte, er selbst habe nur die Wahl gehabt, daran festzuhalten oder Zehntausende weiterer US-Soldaten nach Afghanistan zu schicken und den Einsatz fortzusetzen. Die USA hätten nur die Wahl gehabt, das Land zu verlassen oder den Konflikt weiter zu eskalieren.

Biden machte deutlich, der Rückzug aus Afghanistan bedeute nicht nur das Ende dieses Krieges, sondern auch das Ende einer Ära von Militäroperationen "zur Umgestaltung anderer Länder".

"Bei der Entscheidung über Afghanistan geht es nicht nur um Afghanistan", sagte Biden und wies auf die neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts hin – so etwa die Wettbewerbsituation mit China und Russland, der Cyberkrieg und die Verbreitung der Atomwaffen. Biden verdeutlichte:

"Wir müssen Amerikas Wettbewerbsfähigkeit sichern."

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