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Forscher: Fangquoten oft falsch berechnet – Fischer sollen die großen Weibchen schonen

Bei der Berechnung von Fangquoten in der Fischerei wird oft die Fähigkeit zur Reproduktion von Beständen überschätzt. Einer der Fehler liegt in der Annahme, dass ältere und größere Fische eine geringere Fruchtbarkeit haben. Forscher empfehlen in einer neuen Studie diese "Mega-Laichfische" nicht mehr so häufig zu entnehmen.
Forscher: Fangquoten oft falsch berechnet – Fischer sollen die großen Weibchen schonenQuelle: www.globallookpress.com © H. Schulz/blickwinkel

In der Berechnung von Fangquoten für die Fischerei wird oft ein grundlegender Fehler gemacht: Die Fruchtbarkeit älterer großer Fische wird unterschätzt. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin zeigt, dass dadurch das Erholungspotenzial vieler Fischbestände zu hoch geschätzt wird und so das Überfischungsrisiko steigen kann.

Wie in der Freizeit-Angelei gilt in der Fischerei die Faustregel, größere Fische im Fang zu behalten, kleinere zurück in die See zu werfen. Angler, Fischer und die Politiker, die die Fangquoten immerhin absegnen, nehmen stillschweigend an, die Fruchtbarkeit vieler kleinerer Fische sei höher als die von größeren – gleiches Gewicht der beiden Mengen vorausgesetzt.

Neue Studien zeigen aber, dass bei den meisten Fischarten große, schwerere Weibchen mehr Eier pro Körpermasse ablegen als jüngere, leichtere Weibchen. Die Eizahl steigt nicht gleichmäßig, sondern überproportional mit dem Gewicht an (Hyperallometrie).  Sind unter den Laichfischen eines Bestandes alte, große Weibchen, werden mehr Eier produziert, als wenn die gleiche Gesamtbiomasse überwiegend aus jungen, kleinen Fischen besteht. Die Forscher plädieren deshalb dafür, diese "Megalaichfische" stärker zu schonen, um die Bestände besser vor Überfischung zu schützen oder ihre Erholung zu beschleunigen.

In dem Forschungsprojekt, das am IGB mit Sitz am Müggelsee in Berlin-Friedrichshagen koordiniert wurde, haben Forscherinnen und Forscher aus Australien, den USA und Deutschland diese Einschätzung auf die Berechnung der Fangquoten für 32 marine Arten bezogen. Im Durchschnitt wird das Laich- beziehungsweise Reproduktionspotenzial um 22 Prozent überschätzt. Die Werte schwanken zwischen drei und 78 Prozent. Denn die Hyperallometrie der Fruchtbarkeit ist bei den Arten unterschiedlich ausgeprägt. Die Überschätzung des Laichpotenzials fällt bei der pazifischen Sardine mit 78 Prozent besonders hoch aus; niedriger ist sie mit 18 Prozent beim Kabeljau und mit elf Prozent beim Hering.

Fischereiprofessor Robert Arlinghaus vom IGB erklärt zu der Studie: "Der gezielte Fang großer Laichfische – wie in der Fischerei üblich – verringert das Fortpflanzungspotenzial eines Bestands und seine Ertragsfähigkeit. Das kann systematisch die Überfischung schüren oder die Erholung von Beständen verlangsamen oder sogar verhindern."

Nach den rechnerischen Ergebnissen wird das Reproduktionsvermögen bei den 32 Arten im Durchschnitt 2,7-mal zu hoch angesetzt. Dieses Ergebnis muss zu den praktischen Bedingungen ins Verhältnis gesetzt werden. Dann kommt man auf eine Überschätzung um den Faktor 1,2. In der Fischerei hat das große Mengen an überhöhtem Fang zur Folge.

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