Auf Druck Australiens: UNESCO stuft Great Barrier Reef nicht als "gefährdet" ein

Auf Betreiben Australiens hat die UNESCO beschlossen, das weltgrößte Riff zunächst nicht auf die Liste des bedrohten Welterbes zu setzen – obwohl es alle Kriterien für die Einstufung erfüllt. Naturschützer und Greenpeace reagieren mit scharfer Kritik.

Das Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) beschloss am Freitag auf seiner 44. Sitzung in Fuzhou in China, das vor der australischen Küste gelegene Great Barrier Reef zunächst nicht als gefährdetes Welterbe einzustufen. Im Jahr 2023 will es erneut über das weltgrößte Riff beraten.

Die in dem Komitee vertretene Weltnaturschutzunion (IUCN) hob hervor, dass das Riff bereits heute alle Kriterien für einen Eintrag als "gefährdet" erfüllt. Sie erklärte zu der Entscheidung der UNESCO: "Wir rufen alle Regierungen auf, ihre Bemühungen zur Einhaltung des Pariser Abkommens über den Klimaschutz zu verstärken. Nur dann können einzigartige Ökosysteme wie das Great Barrier Reef sowohl der Artenvielfalt als auch den lokalen Gemeinschaften dienen."

Naturschützer in Australien protestierten gegen die Entscheidung. Mehrere Initiativen forderten in den sozialen Medien die Regierung auf, das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu unterstützen.

Greenpeace übte scharfe Kritik an der Entscheidung. Die Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner betonte:

"Die australische Regierung hat es mal wieder geschafft, mit einem blauen Auge davonzukommen – das ist schockierend. [...] Klima- und Biodiversitätsschutz können nicht mehr bis 2023 warten."

Für Schöttner steht fest, wer sich mit der Schönheit des Great Barrier Reefs rühmen und dessen Artenvielfalt schützen möchte, müsse auch seine Treibhausgasemissionen reduzieren. Leider sei Australien eines der wenigen Länder, die sich nicht zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 verpflichtet hätten.

Das Welterbe-Komitee der UNESCO folgte mit der Entscheidung dem Wunsch Australiens, das einen Imageschaden verhindern wollte und die Mehrheit der 21 Mitgliedsländer des Komitees auf seine Seite bringen konnte. Australien soll bis zum Dezember 2022 einen neuen Bericht über die Erhaltung des Great Barrier Reefs vorlegen.

Im Vorfeld der Tagung hatte Australien mehr als ein Dutzend Botschafter zu einem Ausflug an das Riff eingeladen. Neun der 15 Diplomaten stammten aus Ländern, die in dem Komitee ein Stimmrecht haben. Der Antrag auf Verschiebung wurde unter anderem von Mali, Äthiopien, Nigeria und Russland eingebracht.

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(rt/dpa)