EU schickt Impfstoff nach Afrika, den sie dann nicht anerkennt

Der Impfstoff Covishield ist die indische Variante von AstraZeneca. Sie ist mit der Einführung des digitalen Impfpasses für die EU nicht zugelassen. Absurderweise aber wird Covishield von der EU preiswert in Indien gekauft und nach Afrika gespendet.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) beharrt darauf, Impfstoffe, die nicht in der EU oder den USA produziert wurden, nicht anzuerkennen. Das betrifft nicht nur eine Reihe europäischer Länder wie Serbien oder Slowakei, wo russische oder chinesische Impfstoffe genutzt werden; es betrifft ganze Kontinente, deren Bewohner trotz vollständiger Impfung keine Möglichkeit haben, für die EU als geimpft zu gelten.

In Afrika hat das jetzt besondere Verärgerung hervorgerufen. Der Sonderbeauftragte der Afrikanischen Union zur Impfstoffbeschaffung, Strive Masiyiwa, sagte dazu: "Die Impfstoffe, die durch Covax verteilt wurden, wurden mit ihrem Geld bezahlt, wie können wir da in die Lage geraten, dass sie uns sagen, die Impfstoffe seien nicht gültig, die sie selbst mit ihrem Geld durch Covax in Indien beschaffen ließen?" Die Impfstoffproduktion in der EU werde von der EU selbst verbraucht.

"Wir werden auf Indien verwiesen, wo eine Reihe Hersteller Impfstoffe wie den von AstraZeneca in Lizenz herstellen."

Covax, das bis Ende 2021 700 Millionen aus Spenden finanzierte Impfdosen nach Afrika liefern sollte, hat bis zur Jahresmitte erst 50 Millionen Dosen ausgeliefert. Maisyiwa sieht in der Verpackungsanlage der südafrikanischen Firma Aspen Pharmacare für den Impfstoff von Johnson & Johnson momentan die einzige Hoffnung auf eine Verbesserung der Impfstoffversorgung.

Obwohl es sich bei Covishield um denselben Impfstoff wie AstraZeneca handelt, nur an einem anderen Ort hergestellt, will die EU ihn nicht anerkennen. Der kenianische Gesundheitsminister Mutahi Kagwe befürchtet negative Auswirkungen auf die Akzeptanz der Impfung durch die Position der EU: "Wenn bei jenen, die mit einem bestimmten Impfstoff geimpft sind, der als sicher gilt, ein Visaantrag abgelehnt wird, soll das heißen, der Impfstoff ist nicht sicher?"

Diese Verunsicherung trifft auf eine nach wie vor bei weitem nicht ausreichende Impfstoffversorgung. Namibia beispielsweise hat bisher 100.000 Dosen von Sinopharm aus China, 30.000 Dosen Covishield aus Indien, aber bisher nur 24.000 der zugesagten 108.000 von Covax erhalten.

Die Entscheidungen der EMA dürften noch zu weiteren diplomatischen Problemen führen; schließlich werden in Indien verimpfte indische Impfstoffe ebenfalls nicht anerkannt. Die Tageszeitung The East African jedenfalls nannte das Verhalten der EU reichlich verärgert "Impfstoff-Apartheid".

Mehr zum Thema - Alte Muster in Afrika: Europäer "kümmern" sich jetzt um die dortige Natur