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Experten analysieren für RT Sprache und Körperhaltung von Putin und Biden in Genf

Gleich vier Experten analysieren die Körpersprache von Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Rahmen des Treffens mit US-Präsident Joe Biden - und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen.
Autor: RT DE

Der Trainer, Coach und Mentor Marc Galal hat die Körpersprache von Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Rahmen eines Treffens mit US-Präsident Joe Biden analysiert. 

Das erste Solo-Auftreten Putins beschreibt Galal als etwas holprig, oder anders ausgedrückt:

"Man hat gemerkt, innerlich war er noch nicht wirklich zentriert in sich, dadurch hat er noch ein wenig gewackelt."

Angesprochen auf die "Killer-Vorwürfe" Bidens durch einen Journalisten, bleibt Putin ganz gelassen und weist souverän auf den Anruf Bidens hin, den er als Entschuldigung interpretiert hat. Im anschließenden Lob Bidens sieht Galal als das Auftreten eines souveränen Staatsmanns.

Die Begrüßung vor der Villa

Die Diplompsychologin und Expertin für Körpersprache Monika Matschnig deutete den Beginn des anschließenden gemeinsamen Treffens zunächst ähnlich:

"Für Putin wohl eine ungewohnte Situation. Es ist für ihn unüblich, dass er zuerst eintrifft. Normalerweise lässt er warten, um seiner Macht gleich Wirkung zu verleihen. Seine Gesten wirken fahrig bis unsicher, das Zurechtrücken und Zupfen am Sakko, das unsichere Ausstrecken der Hand für den Händedruck, kurzer Händedruck."

Und Biden, der als Zweiter eintrifft?

"Er kommt als Freund. Langsamer Schritt (wohl auch altersbedingt). Der Klaps auf den Oberarm, das breite Grinsen und der ausgedehnte Händedruck für die Kamera. Er wirkt gelassen und wohlgesonnen. Das ist auch sein Ziel, nur keinen Eklat mit dem KGBler, sondern ein Zeichen der Kommunikationsbereitschaft auszusenden."

Der Händedruck hat natürlich besonders viel Symbolwert, meint Matschnig:

"Biden macht den Anfang, streckt den Arm entgegen, Putin lässt ihn warten, kommt ihm aber dann doch entgegen. Kurzer Standard-Handshake für die Kamera, nur ein flüchtiger Augenkontakt, doch beiden huscht ein Lächeln übers Gesicht – nicht der Freude, eher der Akzeptanz des anderen. Blickkontakt versucht man zu meiden. Fazit: Zwei Polaritäten treffen aufeinander. Es spiegelt sich auch in der Körpersprache."

Der israelische Pantomime und Körpersprachen-Experte Samy Molcho meint dazu:

"Bei der ersten Begegnung versucht Biden, mit seiner Handbewegung Putin entgegenzukommen. Anfangs steht Putin etwas entfernt, aber beide versuchen, einander mit dem Arm zu ziehen."

Dann wird es spannend:

"Bidens Körper ist geneigt, Putin kommt mit kleinen Schritten näher, statt seinen Körper zu neigen, sein Oberkörper ist immer über seinen Füßen, damit ist er immer in seiner Balance. Interessant: Biden löst den Handschlag, Dominanz auf eine weiche Art, mit dem rechten Arm zeigt er Putin den Weg, als wäre er der Gastgeber, er sagt damit höflich: Bitte komm' herein."

Die Schauspielerin, Trainerin, Vortragsrednerin und Autorin Karin Seven analysiert die Szene anders:

"Interessant zu sehen ist: Biden wirkt korrekter, leitet durch die körperliche Zuwendung von Kopf und Oberkörper das Signal zum Händeschütteln ein. Er streckt Putin als Erster den Arm und die Hand entgegen. Dynamisch geht daraufhin Putin auf ihn zu und ergreift seine Hand. Aber wenige Sekunden später dreht er sich dann raus aus dieser Nähe für den Snapshot. Obwohl die Initiative von Biden ausgeht – höflich und den Spielregeln angemessen ist Putin der Aktivere."

Im Empfangsraum der Villa La Grange

Matschnig interpretiert die Szene in der Villa folgendermaßen:

"Putin wirkt unsicher oder genervt. Seine Körpersprache ist nicht kongruent. Das zuckende rechte Bein, das Aufstellen der linken Fußspitze, der Griff ans Auge, der vermiedene Blickkontakt."

Und Biden?

"Biden dankt ihm und baut doch eine leichte Barriere auf – wollte er wirklich offen mit ihm sprechen, dann würde er ihm nicht die Rückseite der Hand entgegenstrecken oder mit nach unten gerichteter Handfläche mit ihm sprechen. Biden ist sich bewusst, dass er vorsichtig agieren muss. Biden wirkte gelassener und wohlwollender."

Molcho sieht das ein wenig anders:

"Putin, in russischer Macho-Art, lehnt sich zurück im Sessel mit gespreizten Beinen: Ich fühle mich sicher, ich brauche mich nicht schützen (Maske). Biden hingegen sitzt mit überschlagenen Beinen und eher Putin zugeneigt, ist kommunikativer. Putin bleibt in seiner breiten Form, aber nicht zu Biden geneigt."

Auch Seven interpretiert die Szene ähnlich:

"Zwei Männer, zwei ganz unterschiedliche Körper. Die Haltung spricht. Der eine eher leger (Putin), der andere förmlich (Biden). Putin hängt leicht im Stuhl, dabei rutscht das Becken etwas nach vorn, wirkt dadurch recht entspannt, aber auch etwas paschaartig, seine Beine sind offen, auch die Arme. Putin sitzt Raum, besser gesagt Stuhl füllend. Mit der Wirkung: Ich bin der Boss, ich bin souverän, ich bin hier und bin offen für alles … Aber auch: Ich warte ab, ich lasse die Dinge auf mich zukommen, ich parke hier erst mal und warte ab. Putins Gesicht ist eher ernst bzw. ohne große Mimik (wie so häufig)."

Biden wirkt dagegen eher passiv, verschlossener:

"Biden sitzt aufrechter als Putin, hält die Beine übereinandergeschlagen und auch die Hände gefaltet. Er wirkt steif-verschlossen, aber zur gleichen Zeit auch elegant vornehm-sparsam. Er lächelt … Hier zeigt er Leichtigkeit, während der untere Teil sich eher verschließt und ausdruckslos wirkt. Im Laufe der Wartesituation wird sogar das zu Putin zugewandte Bein übergeschlagen, dies drückt noch konkreter Abwendung und Verschlossenheit bzw. Schutz aus. Biden ist mit seiner Körperlichkeit ein vorsichtiger, eher verhaltener, fast introvertierter Typ (ganz im Gegensatz zu Trump). Biden nimmt sich wenig Raum."

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