Putin im NBC-Interview über seine Bezeichnung als "Killer" durch Biden: Das ist Hollywood-Machismo
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat im Vorfeld seines für den 16. Juni in der Schweiz geplanten Treffens mit US-Präsident Joe Biden dem US-Fernsehsender NBC ein Exklusivinterview gegeben. Am Freitagabend veröffentlichte NBC einen Ausschnitt des Gesprächs, das am 14. Juni in voller Länge gesendet werden soll.
WATCH: In an exclusive interview, @KeirSimmons presses Russian President Vladimir Putin on accusations that he has ordered assassinations of his adversaries. Putin responds to President Biden calling him a “killer.” MORE: https://t.co/aSBxHuApNGpic.twitter.com/dOVacOSQE4
— NBC Nightly News with Lester Holt (@NBCNightlyNews) June 12, 2021
NBC-Korrespondent Keir Simmons fragte den russischen Präsidenten unter anderem nach seiner Haltung gegenüber seinem amtierenden US-Amtskollegen. Putin sagte, dass er Biden für einen Profi halte:
"Präsident Biden unterscheidet sich natürlich grundsätzlich von Trump, weil er ein Berufspolitiker ist. Er ist sein ganzes Leben lang in der Politik. Er beschäftigt sich damit seit vielen Jahren."
Den ehemaligen US-Präsidenten Trump nannte Putin eine außergewöhnliche und begabte Persönlichkeit, "sonst wäre er kein Präsident geworden". Dabei sei er kein Produkt des US-amerikanischen politischen Establishments.
Der NBC-Korrespondent erinnerte den russischen Präsidenten daran, dass Biden zuvor in einem Interview gesagt hatte, er halte Putin für einen Mörder. In diesem Zusammenhang fragte Simmons seinen Gesprächspartner direkt danach, ob er ein Killer sei. Putin lachte und antwortete:
"Bei meiner Arbeit in diesem Amt bin ich es gewohnt, dass man mich aus verschiedenen Seiten, zu vielen Anlässen und unterschiedlich scharf angreift. Das alles überrascht mich nicht. Wir und jene Menschen, mit denen wir in der internationalen Arena arbeiten und diskutieren, sind nicht Braut und Bräutigam."
Putin zufolge schwöre er seinen Kollegen in der internationalen Arena weder ewige Liebe noch ewige Freundschaft. Er betrachte seine Amtskollegen als Partner, mit denen er in einigen Bereichen wetteifere.
"Solche Anschuldigungen hörte ich zu Dutzenden – insbesondere während unseres Kampfes gegen den Terrorismus im Nordkaukasus. Dabei ließ ich mich immer von den Interessen des russischen Staates und des russischen Volkes leiten."
Simmons hakte nach und erwähnte einige getötete oder unter verdächtigen Umständen ums Leben gekommene Persönlichkeiten wie Anna Politkowskaja, Alexander Litwinenko, Sergei Magnitski, Boris Nemzow und Michail Lessin. Der NBC-Korrespondent frage, ob dies alles ein Zufall sei. Putin bezeichnete solche Anschuldigungen als "verbale Verdauungsstörungen". Diese Menschen seien in verschiedenen Jahren, aus verschiedenen Gründen und von verschiedenen Tätern getötet worden. Die harte Rhetorik ihm gegenüber halte Putin für einen Ausdruck der US-Kultur. Putin verglich das mit dem Macho-Bild in Hollywood-Filmen:
"Das ist Teil der US-amerikanischen politischen Kultur, wo so etwas als normal gilt. Aber nicht hier. Hier gilt das nicht als normal."
In Bezug auf die bilateralen Beziehungen zwischen Moskau und Washington sagte Putin:
"Unsere bilateralen Beziehungen sind auf das niedrigste Niveau verfallen."
Im Interview mit NBC dementierte der russische Staatschef außerdem einen Bericht der Washington Post, wonach Moskau Teheran ein modernes Satellitensystem zur Überwachung von Militärzielen zur Verfügung stellen wolle.
"Das sind bloß Fake News. Ich weiß gar nichts davon. Diejenigen, die so etwas behaupten, werden davon wohl viel mehr wissen. Das ist einfach Quatsch und Müll."
Zugleich räumte Putin ein, dass Russland mit dem Iran zusammenarbeiten wolle, darunter auch im militärtechnischen Bereich.
Putin und Biden werden sich am 16. Juni in Genf treffen. Das wird der erste Gipfel der Präsidenten Russlands und der USA nach den Verhandlungen zwischen Putin und Trump in Helsinki im Juli 2018 sein. Besprochen werden sollen nach Angaben des Kremls die Beziehungen zwischen Moskau und Washington, Probleme der strategischen Stabilität und der internationalen Agenda, darunter der Kampf gegen die COVID-19-Pandemie.
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